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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nach zweijähriger undankbarer Plackerei in untergeordneter Stellung in der größten Werbeagentur der Stadt hatten sein Freund und er beschlossen, sich selbstständig zu machen. Bob hatte ihm nachdrücklich davon abgeraten und Donnie erklärt, sein Partner und er hätten keine Chance, den Gründerkredit zu bekommen, den sie brauchten, um das erste Jahr zu überstehen.

    »Wach auf!«, hatte er gesagt, nachdem Darcy ihm das Telefon übergeben hatte. Das war im zeitigen Frühjahr gewesen, als sich unter Bäumen und Büschen im Garten noch vereinzelte Schneereste gehalten hatten. »Du bist vierundzwanzig, Donnie, und dein Kumpel Ken ist so alt wie du. Ihr beiden Lümmel könnt noch ein weiteres Jahr lang keine Kaskoversicherung für eure Autos bekommen, nur eine Haftpflichtversicherung. Keine Bank gibt euch siebzigtausend Dollar Gründerkredit - erst recht nicht in diesen schwierigen Zeiten.«
    Aber sie hatten den Kredit bekommen, und jetzt hatten sie zwei Großkunden gewonnen, beide am gleichen Tag. Einer war ein Autohändler, der einen neuen Ansatz für eine Werbekampagne suchte, die Mittdreißiger ansprechen sollte. Der andere war dieselbe Bank, die Anderson & Hayward den Gründerkredit gewährt hatte. Donnie jubelte geradezu, und seine Mutter stimmte freudig ein. Sie sprachen ungefähr zwanzig Minuten miteinander. Einmal wurde ihr Gespräch durch das Doppelpiepsen unterbrochen, mit dem ein eingehender Anruf gemeldet wurde.
    »Willst du den annehmen?«, fragte Donnie.
    »Nein, das ist nur dein Vater. Er ist in Montpelier und besichtigt eine Sammlung von Stahlpennys. Er ruft noch mal an, bevor er ins Bett geht.«
    »Wie geht’s ihm denn?«
    Gut, dachte sie. Entwickelt neue Interessen.
    »Aufrecht und die Luft schnüffelnd«, sagte sie. Das war einer von Bobs Lieblingsausdrücken, und er brachte Donnie zum Lachen. Sie liebte es, ihn lachen zu hören.
    »Und Pets?«
    »Ruf an und frag sie selbst, Donald.«
    »Das werde ich, das werde ich. Irgendwann komme ich schon dazu. Bis dahin reicht mir eine Kurzfassung.«
    »Ihr geht es sehr gut. Macht Heiratspläne.«

    »Man könnte glauben, die Hochzeit wäre schon nächste Woche - nicht erst im kommenden Juni.«
    »Donnie, wenn du dich nicht bemühst, Frauen zu verstehen, wirst du nie heiraten.«
    »Das hat keine Eile. Ich amüsiere mich zu gut.«
    »Aber hoffentlich vorsichtig.«
    »Ich bin sehr vorsichtig und sehr höflich. Ich muss jetzt weg, Ma. In einer halben Stunde treffe ich mich mit Ken auf einen Drink. Wir wollen mit dem Brainstorming wegen dieser Autosache anfangen.«
    Sie hätte ihn beinahe ermahnt, nicht zu viel zu trinken, hielt sich aber gerade noch zurück. Er sah vielleicht noch immer wie ein Highschool-Junior aus, und ihr stand sehr deutlich vor Augen, wie er als Fünfjähriger in einem roten Cordsamtjumper unermüdlich mit seinem Roller auf den betonierten Wegen im Joshua Chamberlain Park in Pownal unterwegs gewesen war, aber jetzt war er keiner dieser Jungen mehr. Er war ein junger Mann und - so unwahrscheinlich das klingen mochte - ein Jungunternehmer, der seinen Weg machen würde.
    »Okay«, sagte sie. »Danke für den Anruf, Donnie. Es war schön, mit dir zu reden.«
    »Gleichfalls. Bestell dem alten Knaben einen schönen Gruß von mir, wenn er anruft.«
    »Wird gemacht.«
    »Aufrecht und die Luft schnüffelnd«, sagte Donnie und kicherte. »Wie vielen Jungpfadfindern er das wohl beigebracht hat?«
    »Bestimmt allen.« Darcy öffnete den Kühlschrank, um zu sehen, ob darin zufällig ein Butterfinger lag, der gekühlt auf ihre gierigen Lippen wartete. Pech. »Eine erschreckende Vorstellung.«
    »Hab dich lieb, Mama.«
    »Ich dich auch.«

    Sie legte auf und fühlte sich wieder gut. Und lächelte. Aber ihr Lächeln verblasste, während sie an die Arbeitsplatte gelehnt dastand.
    Ein Poltern.
    Als sie den schweren Karton mit den Katalogen unter die Werkbank zurückgeschoben hatte, hatte sie ein Poltern gehört. Kein Klirren oder Scheppern wie von einem dort liegenden Werkzeug, sondern ein Poltern . Irgendwie hatte es hohl geklungen.
    Das ist mir egal.
    Leider war dem nicht so. Das Poltern verkörperte etwas Unerledigtes. Der Karton übrigens auch. Waren darin weitere Magazine wie Bondage Bitches versteckt?
    Ich will’s nicht wissen.
    Richtig, richtig, aber vielleicht sollte sie es trotzdem rausbekommen. Sollte es nur das eine Magazin geben, hatte sie recht, wenn sie annahm, es handle sich um sexuelle Neugier, die durch einen einzigen Blick in eine

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