Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
lebenswichtig waren, das originale »Aus den Augen, aus dem Sinn«-Mädchen war. Daher hatte er ihre Kataloge eingesammelt, der Leisetreter, und hier aufbewahrt. Als Nächstes wären sie vermutlich in den Papiercontainer geflogen.
    Danskin … Express … Computer Outlet … Macworld … Monkey Ward … Layla Grace …
    Je tiefer sie grub, desto empörter wurde sie. Man hätte glauben können, sie stünden wegen ihrer Verschwendungssucht
am Rand des Bankrotts, was absoluter Bockmist war. Two and a Half Men war längst vergessen; sie überlegte bereits, wie sie Bob die Meinung sagen würde, wenn er aus Montpelier anrief (er rief immer an, wenn er zu Abend gegessen hatte und wieder in seinem Motel war). Aber als Erstes würde sie alle diese Kataloge in das verflixte Haus zurückschaffen, auch wenn sie dazu drei- oder viermal gehen musste, weil der Stapel mindestens einen halben Meter hoch und diese Hochglanzkataloge schwer waren. Wirklich kein Wunder, dass sie über den Karton gestolpert war.
    Tod durch Kataloge, dachte sie. Was für eine verrückte Art, aus dem Leben …
    Dieser Gedanke brach so sauber ab wie ein dürrer Ast. Sie hatte beim Nachdenken weitergeblättert, war jetzt im zweiten Viertel des Stapels und stieß unter Gooseberry Patch (County Décor) auf etwas, das kein Katalog war. Nein, überhaupt kein Katalog. Es war ein Magazin, das Bondage Bitches hieß. Sie nahm es beinahe nicht heraus und hätte es vermutlich nicht angefasst, wenn sie es in einer seiner Schubladen oder in dem oberen Fach bei den Wunderhaarwuchsmitteln gefunden hätte. Aber weil sie es hier fand, in einem Stapel von mindestens zweihundert Katalogen - ihren Katalogen - versteckt … nun, darin lag etwas, was über die Verlegenheit hinausging, die ein Mann wegen bizarrer sexueller Vorlieben empfinden mochte.
    Die Frau auf dem Cover war an einen Stuhl gefesselt und bis auf eine schwarze Kapuze nackt, aber die Kapuze bedeckte nur ihre obere Gesichtshälfte, so dass zu sehen war, wie sie schrie. Sie war mit dicken Stricken gefesselt, die in Brüste und Bauch einschnitten. An Kinn, Hals und Armen hatte sie Theaterblut. Unten auf dem Cover stand in schrillem Gelb eine widerliche Anpreisung: BAD BITCH
BRENDA WOLLTE ES HABEN UND KRIEGT ES AUF SEITE 49!
    Darcy hatte nicht die Absicht, Seite neunundvierzig oder irgendeine andere Seite aufzuschlagen. Sie erklärte sich bereits selbst, was das war: männlicher Forscherdrang . Darüber Bescheid wusste sie aus einem Artikel im Cosmo , den sie beim Zahnarzt im Wartezimmer gelesen hatte. Eine Frau hatte an einen der vielen Ratgeber der Zeitschrift geschrieben (in diesem Fall an die fest angestellte Psychologin, die auf das oft rätselhafte Sexualleben von Männern spezialisiert war), weil sie im Aktenkoffer ihres Mannes ein paar Schwulenmagazine gefunden hatte. Sehr deutliche Darstellungen, hatte die Leserin geschrieben, und nun mache sie sich Sorgen, ihr Mann könne heimlich schwul sein. Aber wenn er das sei, fügte sie hinzu, verberge er das im Schlafzimmer recht gut.
    Keine Sorge, sagte die Briefkastentante. Männer seien von Natur aus abenteuerlustig, und viele von ihnen interessierten sich für sexuelle Verhaltensweisen, die alternativ - schwuler Sex an erster Stelle, gleich dahinter Gruppensex - oder fetischistisch seien: Natursekt, Crossdressing, Sex in der Öffentlichkeit, Latex. Und natürlich Bondage. Sie hatte hinzugefügt, es gebe auch Frauen, die von Bondage fasziniert seien, was Darcy ein Rätsel gewesen war, aber sie hätte als Erste zugegeben, nicht alles zu wissen.
    Männlicher Forscherdrang, mehr steckte nicht dahinter. Vielleicht hatte er das Magazin an irgendeinem Zeitungsstand gesehen (als Darcy sich diesen speziellen Titel an einem Zeitungsstand vorzustellen versuchte, streikte allerdings ihr Verstand) und war neugierig gewesen. Oder vielleicht hatte er es in einem Tankstellenshop aus einem Abfallkorb geangelt. Er hatte es mit nach Hause genommen, hatte es hier draußen in der Garage durchgeblättert, war ebenso entsetzt gewesen wie sie (das Blut an dem
Covergirl war offensichtlich nicht echt, aber ihr Schrei wirkte sehr real) und hatte es in diesem fürs Altpapier bestimmten riesigen Katalogstapel versteckt, damit sie es nicht finden und ihm deswegen Vorwürfe machen würde. Das war alles, ein Einzelfall. Blätterte sie die restlichen Kataloge durch, würde sie nichts Vergleichbares finden. Vielleicht ein paar Hefte von Penthouse - sie wusste, dass die meisten Männer auf Spitzen

Weitere Kostenlose Bücher