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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kehrte langsam an ihren Computer zurück, schlurfte dahin wie ein Kind, das genau wusste, dass es eine Strafe für etwas zu erwarten hatte, was ihre Mutter etwas gaaanz Schlimmes genannt hätte. Sie sah, dass Google über fünf Millionen Suchergebnisse geliefert hatte: O allmächtiges Google, so freigebig und so schrecklich. Über das erste musste sie jedoch tatsächlich lachen; es forderte sie auf, Marjorie Duvall Beadie auf Twitter zu verfolgen. Darcy
hatte das Gefühl, dieses Ergebnis ignorieren zu können. Wenn sie sich nicht irrte (und wie unbändig dankbar wäre sie dafür gewesen!), hatte die Marjorie, die sie suchte, ihr letztes Zwitschern vor einiger Zeit getwittert.
    Das zweite Ergebnis kam vom Portland Press-Herald , und als Darcy es anklickte, war das Foto, das sie begrüßte (nur fühlte diese Begrüßung sich wie eine Ohrfeige an), die Aufnahme, an die sie sich aus dem Fernsehen erinnerte - und vermutlich aus genau diesem Artikel, weil der Press-Herald ihre Zeitung war. Der Bericht war vor zehn Tagen erschienen und damals der Aufmacher gewesen. FRAU AUS NEW HAMPSHIRE KÖNNTE »BEADIES« ELFTES OPFER GEWESEN SEIN, verkündete die Schlagzeile. Und darunter: Polizeisprecher: »Wir sind uns zu 90 Prozent sicher.«
    Auf dem Zeitungsfoto sah Marjorie Duvall viel hübscher aus: Es war eine Atelieraufnahme, die sie in klassischer Pose in einem schulterfreien schwarzen Chiffonabendkleid zeigte. Sie trug das Haar offen und war auf diesem Bild viel heller blond. Darcy fragte sich, ob ihr Ehemann dieses Foto zur Verfügung gestellt hatte. Sie vermutete, dass er es getan hatte. Sie vermutete, es habe im Haus 17 Honey Lane auf dem Kaminsims gestanden oder in der Diele gehangen. Die attraktive Dame des Hauses, die die Gäste mit ihrem ewigen Lächeln begrüßte.
    Gentlemen bevorzugen Blondinen, weil sie nicht warten wollen, bis sie schwarz werden.
    Eine von Bobs Redensarten. Diese hatte sie nie sehr gemocht, und sie hasste es, sie jetzt im Kopf zu haben.
    Marjorie Duvall war sechs Meilen von ihrem Haus in South Gansett entfernt in einer Schlucht knapp jenseits der Stadtgrenze von North Conway aufgefunden worden. Der County Sheriff spekulierte, der Tod sei wahrscheinlich durch Erwürgen eingetreten, aber das könne er nicht mit Bestimmtheit sagen; diese Feststellung sei Sache des Leichenbeschauers
der County. Er weigerte sich, weitere Vermutungen anzustellen oder weitere Fragen zu beantworten, aber der ungenannte Informant des Reporters (dessen Angaben dadurch eine gewisse Glaubwürdigkeit erhielten, dass sie von einer »mit den Ermittlungen vertrauten Person« stammten) sagte, Duvall sei »auf eine Art, die zu den bisherigen Beadie-Morden passt«, gebissen und sexuell missbraucht worden.
    Das ergab eine natürliche Überleitung zu einer vollständigen Aufzählung der bisherigen Morde. Der erste hatte sich im Jahr 1977 ereignet. Im Jahr 1978 hatte es zwei gegeben, einen weiteren 1980 und zwei weitere 1981. Zwei der Morde waren in New Hampshire verübt worden, zwei in Massachusetts, der fünfte und sechste in Vermont. Danach war eine Pause von sechzehn Jahren eingetreten. Die Polizei vermutete, dass eines von drei Ereignisse eingetreten war: Beadie war innerhalb Amerikas umgezogen und ging seinem Hobby nun andernorts nach, Beadie war wegen einer anderen Straftat verurteilt worden und saß im Gefängnis, oder Beadie hatte Selbstmord verübt. Wie ein Psychiater ausführte, den der Reporter für seine Story befragt hatte, sei als Einziges nicht wahrscheinlich, dass Beadie seiner Verbrechen überdrüssig geworden sei. »Solche Kerle langweilen sich nicht«, sagte der Psychiater. »Das ist ihr Sport, ein für sie unwiderstehlicher Drang. Mehr noch, es ist ihr geheimes Leben.«
    Ihr geheimes Leben. Was für ein vergiftetes Bonbon dieser Ausdruck war.
    Beadies sechstes Opfer war eine Frau aus Barre gewesen, die der Fahrer eines Schneepflugs in der Woche vor Weihnachten in einer Schneewehe entdeckt hatte. Was für ein Weihnachten das für ihre Angehörigen gewesen sein muss, dachte Darcy. Nicht dass ihr eigenes Weihnachten in jenem Jahr viel erfreulicher gewesen wäre. Sie hatte schrecklich
Heimweh gehabt (eine Tatsache, die sie ihrer Mutter um keinen Preis der Welt eingestanden hätte), war sich auch nach achtzehn Monaten und einer Gehaltserhöhung wegen guter Leistungen nicht sicher gewesen, ob sie für ihren Job qualifiziert war, und war überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung gewesen. Sie hatte Bekannte (die Margarita

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