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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Anruf alles als Irrtum herausstellte? Bob war immer der großzügigste und am wenigsten nachtragende aller Männer gewesen - als sie mit ihrem alten Van einen Baum am Rand des Parkplatzes vor der Post gerammt hatte, so dass die Windschutzscheibe zersplittert war, hatte er nur besorgt gefragt, ob sie Schnittwunden im Gesicht habe -, aber würde er ihr verzeihen, dass sie ihm elf grausame Morde zutraute, die er
nicht verübt hatte? Und die Welt würde davon erfahren. Schuldig oder nicht, die Zeitungen würden sein Bild bringen. Auf den Titelseiten. Ihres natürlich auch.
    Darcy raffte sich auf, nahm die Klobürste aus dem Ständer und machte das WC sauber. Sie arbeitete langsam. Ihr Rücken schmerzte. Anscheinend hatte sie sich so heftig übergeben, dass sie sich eine Muskelzerrung zugezogen hatte.
    Während sie arbeitete, traf die nächste Erkenntnis sie wie ein Keulenschlag. Nicht nur Bob und sie würden in Pressespekulationen und den schmutzigen Spülzyklus von 24-stündigen Kabelnachrichten hineingezogen werden; sie musste auch an die Kinder denken. Donnie und sein Freund Ken hatten eben die ersten Kunden gewonnen, aber die Bank und der Autohändler auf der Suche nach neuen Ideen würden binnen drei Stunden abspringen, wenn diese Scheißebombe platzte. Die Firma Anderson & Hayward, die heute ihren ersten richtigen Atemzug getan hatte, würde morgen tot sein. Darcy wusste nicht, wie viel Ken Hayward investiert hatte, aber Donnie hatte alles eingebracht, was er besaß. Das war zwar nicht allzu viel Kapital, aber man investierte auch andere Dinge, wenn man die eigene Lebensreise begann. Sein Herz, seinen Verstand, sein ganzes Selbstwertgefühl.
    Außerdem gab es Petra und Michael, die vielleicht in diesem Augenblick die Köpfe zusammensteckten und weitere Heiratspläne schmiedeten, ohne zu ahnen, dass ein Zweitonnengeldschrank an einem stark ausgefransten Seil über ihnen hing. Pets hatte ihren Vater immer vergöttert. Was würde sie tun, wenn sie erfuhr, dass die Hände, die sie früher auf der Gartenschaukel angestoßen hatten, elf Frauen erwürgt hatten? Dass sich unter den Lippen, die ihr Gutenachtküsse gegeben hatten, Zähne verbargen, die elf Frauen gebissen hatten, in einigen Fällen bis auf die Knochen?

    Als Darcy wieder am Computer saß, stieg vor ihrem inneren Auge eine schreckliche Schlagzeile auf. Darunter war ein Foto abgebildet, das Bob mit seinem Halstuch, absurden Khakishorts und braunen Kniestrümpfen zeigte. Die Schlagzeile war so deutlich, als wäre sie schon gedruckt:
    MASSENMÖRDER »BEADIE«
17 JAHRE LANG PFADFINDERFÜHRER
    Darcy schlug sich eine Hand vor den Mund. Sie konnte spüren, wie ihre Augen in den Höhlen pulsierten. Sie dachte an Selbstmord, und einige Augenblicke lang (die ihr endlos vorkamen) erschien ihr diese Idee völlig rational, die einzig vernünftige Lösung. Sie konnte in einem Abschiedsbrief behaupten, sie habe gefürchtet, Krebs zu haben. Oder früh einsetzende Alzheimer-Krankheit, das war noch besser. Nur warfen auch Selbstmorde tiefe Schatten über eine Familie - und was war, wenn sie sich geirrt hatte? Wenn Bob die drei Ausweiskarten irgendwo am Straßenrand gefunden hatte?
    Weißt du, wie unwahrscheinlich das ist?, höhnte die Clevere Darcy.
    Okay, ja, aber unwahrscheinlich war nicht das Gleiche wie unmöglich, oder? Und es gab noch etwas, was den Käfig, in dem sie steckte, endgültig ausbruchssicher machte: Was war, wenn sie recht hatte? Würde ihr Selbstmord Bob nicht die Möglichkeit geben, noch mehr zu morden, weil er dann kein Doppelleben mehr würde führen müssen? Darcy wusste nicht genau, ob sie an eine bewusste Existenz nach dem Tod glaubte, aber wenn es eine gab? Und wenn dort nicht elysisches Grün und Flüsse, in denen Milch und Honig floss, auf sie warteten, sondern ein gespenstisches Empfangskomitee aus erwürgten Frauen mit Bissspuren von Bobs Zähnen, die ihr alle vorwarfen, an ihrem Tod
schuld zu sein, weil sie für sich selbst den leichten Ausweg gewählt hatte? Und würde diese Anschuldigung nicht zutreffen, wenn sie ignorierte, was sie entdeckt hatte (falls das überhaupt möglich wäre, was sie keine Sekunde lang glaubte)? Bildete sie sich wirklich ein, weitere Frauen zu einem grausigen Tod verurteilen zu dürfen, nur damit ihre Tochter im Juni schön heiraten konnte?
    Sie dachte: Ich wollte, ich wäre tot.
    Aber das war sie nicht.
    Zum ersten Mal seit Jahren glitt Darcy Madsen Anderson von ihrem Stuhl auf die Knie und begann zu beten. Das half

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