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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mich in den’Burban gesetzt und bin losgefahren. Praktisch ohne Verkehr. Ich weiß wirklich nicht, warum ich nicht öfter spät nachts fahre. Vielleicht tue ich das noch. Das heißt, wenn ich nicht in Shawshank einsitze. Oder im New Hampshire State Prison in Concord. Aber das hängt irgendwie von dir ab, nicht wahr?«
    Seine Hand, die ihr Gesicht streichelte. Diese Berührung war ihr vertraut, selbst der Geruch war vertraut, und sie hatte sein Streicheln immer geliebt. Jetzt tat sie es nicht, und das lag nicht nur an den schrecklichen Entdeckungen dieser Nacht. Wie konnte ihr bisher entgangen sein, wie selbstgefällig besitzergreifend seine Berührung war? Du bist eine alte Hündin, aber du bist meine alte Hündin, schien sie zu sagen. Nur hast du diesmal eine Pfütze gemacht, während ich weg war, und das ist schlimm. Das ist sogar gaaanz schlimm.
    Sie schob seine Hand weg und setzte sich auf. »Um Himmels willen, wovon redest du? Du schleichst dich hier rein, du weckst mich auf …«
    »Ja, du hast bei Licht geschlafen - das habe ich gleich gesehen, als ich in die Einfahrt eingebogen bin.« Sein Lächeln war nicht im Geringsten schuldbewusst. Auch nicht bedrohlich. Es war das gutmütige Bob-Anderson-Lächeln, das sie fast von Anfang an geliebt hatte. Einen Augenblick lang hing sie der Erinnerung nach, wie sanft er in ihrer Hochzeitsnacht gewesen war, wie er sie nicht gedrängt hatte. Wie er ihr Zeit gelassen hatte, sich an das Neue zu gewöhnen.
    Was er auch diesmal tun wird, dachte sie. Und sie wusste, dass ihre Vermutung zutreffen würde.

    »Du schläfst sonst nie bei Licht, Darce. Und obwohl du dein Nachthemd anhast, trägst du darunter einen Büstenhalter, was du ebenfalls nie tust. Hast einfach vergessen, ihn auszuziehen, nicht wahr? Armer Schatz. Armes müdes Mädchen.«
    Er berührte flüchtig ihre Brust, dann nahm er - Gott sei Dank - die Hand wieder weg.
    »Außerdem hast du meinen Wecker umgedreht, um die Uhrzeit nicht sehen zu müssen. Du hast einen Schock erlitten, und ich bin schuld daran. Das tut mir leid, Darce. Aus tiefster Seele leid.«
    »Ich habe etwas gegessen, das mir nicht bekommen ist.« Etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
    Er lächelte geduldig. »Du hast mein spezielles Versteck in der Garage gefunden.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Oh, du hast dich bemüht, alles so zu hinterlassen, wie du es vorgefunden hattest, aber ich bin in solchen Dingen sehr penibel, und der kleine Klebstreifen, den ich am oberen Rand der Klappe angebracht hatte, war zerrissen. Das hast du nicht gemerkt, stimmt’s? Wie denn auch? Diese Sorte Klebeband ist fest angedrückt fast unsichtbar. Und die Kassette steht zwei, drei Fingerbreit weiter links, als ich sie abgestellt habe - als ich sie immer hinstelle.«
    Er streckte eine Hand aus, um abermals ihre Wange zu streicheln, und zog sie (anscheinend ohne Groll) sofort zurück, als Darcy den Kopf wegdrehte.
    »Bobby, ich merke, dass du irgendeine fixe Idee hast, aber ich weiß wirklich nicht, wovon du redest. Vielleicht bist du überarbeitet.«
    Er verzog die Lippen zu einer betrübten kleinen Grimasse, und seine Augen wurden tränenfeucht. Unglaublich. Sie musste sich beherrschen, um ihn nicht zu bemitleiden.
Emotionen waren anscheinend nur eine weitere menschliche Gewohnheit - ebenso konditioniert wie alle anderen. »Ich habe wohl immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.«
    Bob seufzte. »Ich hatte auf einer langen Rückfahrt Zeit, über diese Sache nachzudenken, Schatz. Und je länger, je intensiver ich darüber nachgedacht habe, desto klarer ist mir geworden, dass tatsächlich nur eine einzige Frage beantwortet werden muss: WWDT.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Pst«, sagte er und legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. Sie konnte Seife riechen. Er musste geduscht haben, bevor er das Motel verlassen hatte - etwas, was für Bob typisch war. »Ich werde dir alles erzählen. Ich will dir alles gestehen. Ich glaube, dass ich mir im Innersten stets gewünscht habe, alles zu bekennen.«
    Und obwohl sie vielleicht noch Schlimmeres erwartete, war dies das Schrecklichste, zumindest vorerst. »Ich will nichts hören. Ich weiß nicht, welche fixe Idee dich umtreibt, aber ich will nichts davon wissen.«
    »In deinem Blick lese ich etwas anderes, Schatz, und ich bin sehr gut darin geworden, die Blicke von Frauen zu deuten. Darin bin ich geradezu Experte. WWDT bedeutet: Was würde Darcy tun? In diesem

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