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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Händen.
    »Darüber müsste ich erst nachdenken«, sagte sie sehr vorsichtig.
    Er fasste sie an den Oberarmen und beugte sich ihr entgegen. Sie musste sich dazu zwingen, seinen Blick zu erwidern
und nicht zurückzuzucken. Das waren seine Augen … und auch wieder nicht. Vielleicht ist an dieser Geistersache doch was dran, dachte sie.
    »Das hier ist keiner dieser Filme, in denen ein verrückter Ehemann seine kreischende Frau durchs ganze Haus jagt. Wenn du beschließt, zur Polizei zu gehen und mich anzuzeigen, rühre ich keinen Finger, um dich daran zu hindern. Aber ich weiß, dass du dir überlegt hast, was das für die Kinder bedeuten würde. Du wärst nicht die Frau, die ich geheiratet habe, wenn du darüber nicht nachgedacht hättest. Aber vielleicht hast du nicht genug darüber nachgedacht, was das für dich bedeuten würde. Niemand würde dir abnehmen, dass du all diese Jahre mit mir verheiratet warst, ohne das Geringste zu wissen … oder wenigstens zu ahnen. Du würdest wegziehen und von unseren wenigen Ersparnissen leben müssen, weil ich immer der Alleinverdiener war, was man hinter Gittern schlecht sein kann. Vielleicht würden die Schadenersatzklagen die Ersparnisse sogar auffressen. Und die Kinder müssten …«
    »Schluss damit, lass sie aus dem Spiel, wenn du von dieser Sache redest, tu das nie wieder !«
    Er nickte demütig, hielt sie aber weiter leicht an den Oberarmen gefasst. »Ich habe BD schon mal besiegt … ich habe ihn zwanzig Jahre lang besiegt …«
    Sechzehn, dachte sie wieder. Sechzehn, das weißt du genau.
    »… und ich kann ihn wieder besiegen. Mit deiner Hilfe, Darce. Mit deiner Hilfe kann ich alles schaffen. Und was wäre, wenn er in zwanzig Jahren zurückkäme? Na und? Dann wäre ich dreiundsiebzig. Schwierig, Jagd auf hochnäsige Weiber zu machen, wenn man mit einem Gehwägelchen umherschlurft.« Er lachte herzhaft über diese absurde Vorstellung, dann wurde er wieder ernst. »Aber - hör mir jetzt gut zu - wenn ich jemals rückfällig würde, auch nur ein einziges Mal, dann würde ich Selbstmord verüben. Die
Kinder würden das nie erfahren, sie würden nie unter diesem … diesem, du weißt schon, Stigma … leiden müssen, weil ich dafür sorgen würde, dass alles wie ein Unfall aussieht … aber du würdest es wissen. Und du würdest wissen, weshalb. Was sagst du also? Können wir das alles hinter uns lassen?«
    Sie schien darüber nachzudenken. Sie überlegte tatsächlich, obwohl die Denkprozesse, zu denen sie jetzt imstande war, vermutlich in keine Richtung gingen, die er ohne weiteres verstanden hätte.
    In Wirklichkeit dachte sie: Das ist das Gleiche, was Drogensüchtige sagen. »Ich nehme dieses Zeug nie wieder. Ich habe schon mal damit aufgehört, und diesmal höre ich endgültig auf. Das ist mein Ernst!« Aber sie meinen es nicht ernst, auch wenn sie glauben, dass sie es ernst meinen, tun sie’s nicht, und er tut es auch nicht.
    In Wirklichkeit dachte sie: Was soll ich nur tun? Täuschen kann ich ihn nicht; dazu sind wir zu lange verheiratet.
    Darauf antwortete eine kalte Stimme, die sie niemals in ihrem Inneren vermutet hätte - vielleicht mit der BD-Stimme verwandt, die Bob flüsternd auf die hochnäsigen Weibsbilder aufmerksam machte, die er in Restaurants, an Straßenecken lachen, teure Sportwagen mit offenem Verdeck fahren, auf den Balkonen von Apartmentgebäuden miteinander flüstern und lächeln sah.
    Möglicherweise war es auch die Stimme des Dunkleren Mädchens.
    Wieso nicht?, fragte die Stimme. Schließlich hat er auch dich reingelegt.
    Und was dann? Sie hatte keine Ahnung. Sie wusste nur, dass jetzt jetzt war - und jetzt bewältigt werden musste.
    »Du müsstest versprechen, damit aufzuhören«, sagte sie sehr langsam und widerstrebend. »Dein feierlichstes Versprechen ablegen, das du niemals brechen würdest.«

    Die auf seinem Gesicht erscheinende Erleichterung war so total - so jungenhaft irgendwie -, dass sie gerührt war. Er hatte in der letzen Zeit nur selten so wie der Junge ausgesehen, der er einst gewesen war. Aber natürlich war das auch der Junge gewesen, der damals mit Waffen in die Schule hatte gehen wollen. »Das täte ich, Darce. Das tue ich. Ich versprech’s dir. Wie ich dir schon gesagt habe.«
    »Und wir könnten nie wieder über diese Sache reden.«
    »Das verstehe ich.«
    »Und du darfst Marjorie Duvalls Ausweiskarten nicht der Polizei schicken.«
    Sie sah sein enttäuschtes Gesicht (ebenfalls unheimlich jungenhaft), als sie das sagte,

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