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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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für die Jahreszeit zu warmen Tag schon am frühen Nachmittag nach Hause und rief laut ihren Namen. Darcy war oben, hatte sich hingelegt und las ein Buch. Sie warf es auf den Nachttisch (neben den Handspiegel, der jetzt ständig dort lag), sprang auf und stürmte den Flur entlang zur Treppe. Ihr erster Gedanke (voller Entsetzen, in das sich Erleichterung mischte) war, dass endlich alles vorbei sei. Er war enttarnt
worden. Gleich würde die Polizei hier sein. Sie würde ihn abführen und dann zurückkommen, um ihr die beiden alt-ehrwürdigen Fragen zu stellen: Wie viel wusste sie - und seit wann wusste sie es? Auf der Straße würden überall TV-Übertragungswagen stehen. Vor dem Haus würden gut frisierte junge Männer und Frauen vor laufenden Kameras in ihre Mikrofone sprechen.
    Nur lag in seiner Stimme keine Angst; was es war, wusste sie schon, bevor er unten an der Treppe stand und zu ihr hochsah. Es war Aufregung. Vielleicht sogar Jubel.
    »Bob? Was …«
    »Das glaubst du nie!« Sein Mantel stand offen, das Gesicht war bis zur Stirn hinauf gerötet, und das zerzauste schüttere Haar stand nach allen Richtungen ab. Als hätte er auf der Nachhausefahrt alle Autofenster offen gehabt. Weil es draußen so frühlingshaft warm war, traute Darcy ihm das sogar zu.
    Sie ging vorsichtig hinunter und blieb auf der untersten Stufe stehen, so dass sie auf gleicher Augenhöhe waren. »Was gibt’s?«
    »Ein unglaublicher Glückstreffer! Echt! Hätte ich jemals ein Zeichen dafür gebraucht, dass ich wieder auf dem richtigen Weg bin … dass wir das sind … Mann, dann wär’s das hier!« Er streckte ihr die Hände hin. Beide waren mit den Knöcheln nach oben zu Fäusten geballt. Seine Augen glänzten. Tanzten beinahe. »Welche Hand? Such dir eine aus.«
    »Bob, ich habe keine Lust auf Spie…«
    »Such dir eine aus!«
    Sie deutete auf die rechte Hand, nur um es hinter sich zu haben. Er lachte. »Du hast meine Gedanken gelesen - aber das konntest du ja schon immer, oder?«
    Er drehte die Faust um und öffnete sie. Auf der Handfläche lag eine einzelne Münze mit der Rückseite nach oben,
so dass sie sehen konnte, dass es sich um einen Weizen-Penny handelte. Nicht unzirkuliert, keineswegs, aber trotzdem in recht guter Erhaltung. Unter der Voraussetzung, dass die Lincoln-Seite keine Kratzer aufwies, schätzte sie den Erhaltungszustand auf »schön« oder »sehr schön« ein. Sie wollte schon danach greifen, hielt dann aber inne. Er nickte ihr zu, sie solle weitermachen. Als sie die Münze umdrehte, glaubte sie bereits zu wissen, was sie sehen würde. Nichts anderes hätte seine Aufregung hinreichend erklären können. Sie sah, was sie erwartet hatte: eine Doppelprägung aus dem Jahr 1955.
    »Großer Gott, Bobby! Woher …? Hast du sie gekauft?« Erst vor kurzem war in Miami eine unzirkulierte Doppelprägung aus dem Jahr 1955 für über achttausend Dollar versteigert worden - ein neuer Rekord. Diese hier war natürlich nicht so gut erhalten, aber kein Münzhändler, der bei Verstand war, hätte sie für weniger als viertausend verkauft.
    »Von wegen! Ein paar Kollegen wollten, dass ich mit ins Thairestaurant Eastern Promise gehe, und ich wäre auch fast mitgegangen, aber ich habe an der Abrechnung für die gottverdammten Vision Associates gesessen - du weißt schon, die Privatbank, von der ich dir erzählt habe -, also habe ich Monica zehn Dollar gegeben und sie gebeten, mir vom Subway ein Sandwich und ein Fruitopia zu holen. Als sie damit zurückgekommen ist, war das Wechselgeld in der Tüte. Ich habe sie ausgeleert … und da war er!« Er schnappte sich den Penny aus ihrer Hand, hielt ihn über dem Kopf hoch und lachte zu ihm hinauf.
    Sie lachte mit ihm, dann dachte sie (was sie inzwischen oft tat): ER MUSSTE NICHT »LEIDEN«!
    »Ist das nicht großartig, Schatz?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich freue mich für dich.« Und das tat sie wirklich, merkwürdig oder nicht ( pervers oder nicht).
Im Lauf der Jahre hatte er mehrere Weizen-Pennys vermittelt und hätte sich jederzeit selbst einen kaufen können, aber das war nicht das Gleiche wie dieser Zufallsfund. Er hatte ihr sogar verboten, ihm einen zu Weihnachten oder zum Geburtstag zu schenken. Ein großer Zufallsfund war der glücklichste Augenblick, den ein Münzsammler erleben konnte - das hatte er im Verlauf ihres ersten richtigen Gesprächs gesagt -, und nun besaß er, wonach er sein Leben lang jedes Wechselgeld durchsucht hatte. Die Erfüllung seines großen Herzenswunschs war mit

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