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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vorbei, aber die Trippelgeräusche waren lauter als je zuvor. Allerdings kamen sie nicht aus den Wänden, sondern von der kleinen Veranda hinter dem Haus.
    Der Schnappriegel bewegte sich. Erst zitterte er nur, als wäre die Hand, die ihn öffnen wollte, zu schwach, um ihn ganz aus der Nut zu heben. Die Bewegung hörte auf, und ich war eben zu dem Schluss gelangt, gar nichts gesehen zu haben - alles sei eine Illusion im Fieberwahn gewesen -, als er mit leisem Klicken ganz hochging und die Tür mit einem Schwall kalter Luft aufschwang. Auf der Veranda stand meine Frau. Sie trug weiter ihr Haarnetz aus Rupfen, jetzt mit Schnee gefleckt; von dem Ort, der ihr letzter Ruheplatz hätte sein sollen, musste es ein langer, schmerzhafter Weg herüber gewesen sein. Ihr Gesicht war von Verwesung schlaff, die untere Hälfte seitlich verschoben, ihr Grinsen breiter denn je. Es war ein wissendes Grinsen, und wieso auch nicht? Die Toten verstehen alles.
    Arlette war von ihren treuen Gefolgsleuten umgeben. Sie hatten sie irgendwie aus dem Brunnen geholt, und sie hielten sie aufrecht. Ohne sie wäre sie nicht mehr als ein Gespenst gewesen: bösartig, aber machtlos. Aber sie hatten sie animiert. Sie war ihre Königin; sie war auch ihre Marionette. Sie kam in die Küche und bewegte sich dabei mit schwankendem, grausig knochenlosem Schritt, der keine Ähnlichkeit mit dem Gang eines Menschen hatte. Die Ratten flitzten um sie herum, manche sahen liebevoll zu ihr auf, andere starrten mich hasserfüllt an. Als sie wie auf einem Rundgang durch ihr früheres Reich durch die Küche wankte, fielen Erdbrocken von ihrem Kleidersaum (von dem Quilt und der Tagesdecke war nichts zu sehen), und ihr Kopf über der durchgeschnittenen Kehle rollte schwankend hin und her. Einmal kippte er bis zu den Schulterblättern
zurück, bevor er mit einem leisen fleischigen Schmatzlaut wieder nach vorn kippte.
    Als sie ihren glanzlosen Blick endlich auf mich richtete, wich ich in die Ecke neben dem jetzt fast leeren Brennholzkasten zurück. »Lass mich in Ruhe«, flüsterte ich. »Du bist nicht mal hier. Du sitzt im Brunnen und kannst nicht raus, selbst wenn du nicht tot bist.«
    Sie ließ ein Gurgeln hören - es klang, als würde jemand an dicker Bratensoße ersticken - und kam weiter auf mich zu, real genug, um einen Schatten zu werfen. Und ich konnte ihr verwesendes Fleisch riechen, das jener Frau, die einst in leidenschaftlichen Augenblicken Zungenküsse mit mir getauscht hatte. Sie war hier. Sie war real. Ebenso real war ihr Gefolge. Ich konnte spüren, wie die Ratten über meine Füße hin und her huschten und mich mit ihren Schnurrbarthaaren an den Knöcheln kitzelten, während sie am Beinabschluss meiner langen Unterhose schnüffelten.
    Als ich dem näher kommenden Leichnam ausweichen wollte, stieß ich mit den Fersen an den Brennholzkasten, verlor das Gleichgewicht und setzte mich darauf. Dabei schlug ich mir die entzündete und geschwollene Hand an, nahm den Schmerz aber kaum wahr. Sie beugte sich über mich, und ihr Gesicht … baumelte . Das Fleisch hatte sich von den Knochen gelöst, und ihr Gesicht hing jetzt herunter wie ein auf einen schlaffen Kinderballon gemaltes Gesicht. Eine Ratte erkletterte den Brennholzkasten, plumpste auf meinen Bauch, lief die Brust hinauf und beschnüffelte die Unterseite meines Kinns. Ich spürte andere über meine gebeugten Knie huschen. Aber sie bissen mich nicht. Dieser spezielle Auftrag war schon ausgeführt.
    Sie beugte sich noch tiefer zu mir herunter. Der Gestank, den sie verströmte, war überwältigend, und ihr von einem Ohr zum anderen reichendes schiefes Grinsen … ich sehe es vor mir, während ich dies schreibe. Ich wollte sterben,
aber mein Herz schlug weiter. Ihr baumelndes Gesicht glitt neben meines. Ich konnte spüren, wie meine Bartstoppeln winzige Teilchen von ihrer Haut abrissen, und hören, wie ihr gebrochener Unterkiefer wie ein mit Eis bedeckter Ast knarrte. Dann presste sie ihre kalten Lippen gegen meine brennende, fieberheiße Ohrmuschel und flüsterte mir Geheimnisse zu, die nur eine Tote kennen konnte. Ich schrie auf. Ich versprach ihr, mich umzubringen und ihren Platz in der Hölle einzunehmen, wenn sie nur aufhörte. Aber das tat sie nicht. Sie wollte nicht. Die Toten hören niemals auf.
    Das weiß ich jetzt.
     
    Nachdem Henry mit 200 Dollar in der Tasche (oder eher 150 Dollar, weil ein Teil des Geldes zu Boden gefallen war, wie Sie sich erinnern werden) aus der First Agricultural Bank

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