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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schnarchlauten gestört wurde. Trotzdem war etwas Drittes im Raum anwesend: ihr unbarmherziger Wille, der unabhängig von der Frau selbst existierte (ich glaubte ihn damals zu spüren; heute, 8 Jahre später, bin ich mir dessen sicher). Dies ist eine Gespenstergeschichte, nur war der Geist schon da, bevor seine Besitzerin gestorben war.
    »Also gut, Papa. Wir wollen … wir wollen sie in den Himmel schicken.« Henrys Miene hellte sich bei diesem Gedanken auf. Wie grässlich mir das jetzt erscheint, vor allem wenn ich bedenke, wie er später endete.
    »Es geht schnell«, sagte ich. Als Junge und Mann hatte ich fünfzehn Dutzend Schweinen die Kehle durchgeschnitten und dachte deshalb, es würde schnell gehen. Aber ich irrte mich.
     
    Ich will es kurz machen. In meinen schlaflosen Nächten - und davon gibt es viele - läuft alles immer wieder in quälender Langsamkeit vor mir ab, jedes Umsichschlagen und jedes Röcheln und jeder Tropfen Blut, deshalb will ich’s kurz machen.
    Wir gingen ins Schlafzimmer, ich mit dem Fleischermesser in der Hand voraus, dann mein Sohn mit dem Rupfensack.
Wir schlichen auf Zehenspitzen, aber wir hätten auch mit Pauken und Trompeten hineinmarschieren können, ohne sie zu wecken. Ich machte Henry ein Zeichen, sich rechts von mir an ihren Kopf zu stellen. Nun konnten wir außer ihrem Schnarchen auch das Ticken des Big-Ben-Weckers auf ihrem Nachttisch hören, und mir kam ein seltsamer Gedanke: Wir glichen Ärzten, die am Totenbett eines wichtigen Patienten standen. Allerdings glaube ich, dass Ärzte an Totenbetten im Allgemeinen nicht vor Angst und Schuldbewusstsein zittern.
    Bitte lass sie nicht stark bluten, dachte ich. Lass den Sack das Blut aufsaugen. Noch besser: Lass Henry jetzt, in letzter Minute, einen Rückzieher machen.
    Aber das tat er nicht. Vielleicht dachte er, ich würde ihn dafür hassen; vielleicht hatte er sich damit abgefunden, sie in den Himmel befördern zu müssen; vielleicht dachte er an diesen obszönen Mittelfinger, der einen Kreis um ihren Schritt steppte. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er »Leb wohl, Mama« flüsterte und ihr den Rupfensack über den Kopf warf.
    Sie schnaubte und versuchte sich wegzudrehen. Ich hatte vorgehabt, unter den Sack zu greifen, um meine Arbeit zu tun, aber Henry musste sich darüberbeugen, um sie festzuhalten, so dass ich das nicht konnte. Ich sah, wie ihre Nase sich unter dem Rupfen wie die Rückenflosse eines Hais abzeichnete. Ich sah auch die beginnende Panik auf seinem Gesicht und wusste, dass er nicht lange durchhalten würde.
    Ich stemmte ein Knie aufs Bett und legte eine Hand auf ihre Schulter. Dann zerschnitt ich den Sack und die Kehle darunter. Blut quoll durch den Schlitz in dem groben Rupfen. Ihre Hände kamen hoch und fuchtelten ins Leere. Henry torkelte mit einem hohen, dünnen Aufschrei vom Bett weg. Ich bemühte mich, sie festzuhalten. Sie zerrte mit den Händen an dem Sack, aus dem weiter das Blut strömte,
und ich zerschnitt ihr drei Finger bis auf den Knochen. Sie kreischte wieder - ein Laut, so dünn und scharf wie ein Eissplitter -, und die Hand fiel zur Seite, um auf der Tagesdecke weiterzuzucken. Ich schnitt einen weiteren blutenden Schlitz in den Rupfen und noch einen und noch einen. Insgesamt fünf Schnitte, bevor sie mich mit der unverletzten Hand wegschob und sich den Sack vom Gesicht riss. Sie konnte sich nicht ganz davon befreien - er verfing sich in ihrem Haar -, so dass sie ihn wie ein Haarnetz trug.
    Mit den ersten beiden Schnitten hatte ich ihr die Kehle aufgeschlitzt, beim ersten Mal tief genug, um den Knorpel der Luftröhre sichtbar werden zu lassen. Mit den letzten beiden hatte ich ihr Wange und Mund aufgeschnitten, Letzteren so tief, dass sie nun ein Clownsgrinsen trug. Es reichte von einem Ohr zum anderen und ließ die Zähne sehen. Sie stieß ein gutturales, gedämpftes Brüllen aus, wie es ein Löwe zur Fütterungszeit hören lassen könnte. Das Blut spritzte aus ihrer Kehle bis zum Fußende der Tagesdecke. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass es wie der Wein in dem Glas aussieht, das sie im letzten Tageslicht hochgehalten hatte.
    Sie wollte vom Bett aufstehen. Ich war erst überrascht, dann aufgebracht. Sie hatte mir während unserer Ehe immer nur Ärger gemacht und machte auch jetzt, bei unserer blutigen Scheidung, nichts als Ärger. Aber was hatte ich anderes erwartet?
    » O Papa, mach, dass sie aufhört!«, kreischte Henry. »Mach, dass sie aufhört, o Papa, mach um Himmels willen, dass

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