Zwischen Olivenhainen (German Edition)
gut, dass du hier wohnen kannst“, sagte sie. Sie spürte, wie er sie von der Seite musterte.
„Du könntest bei mir bleiben“, schlug er vor.
„Hier auf Sizilien?“, fragte sie entsetzt. Er nickte.
„Hm“, machte sie, ziemlich verunsichert, weil er sie so ernst ansah.
„Du bist achtzehn, Leslie, du kannst tun und lassen, was du willst“, sagte er lächelnd und wickelte sich eine ihrer langen Haarsträhnen um den Finger, sodass sie ihm viel näher kommen musste, als ihr gerade lieb war. „Du könntest darüber nachdenken“, sagte er leise.
„Über was?“, krächzte sie.
„Ob du bei mir bleiben willst.“
„Oh.“ Er meinte es also tatsächlich ernst. Großer Gott! Er lächelte und ließ ihre Haarsträhne los.
„Küss mich“, sagte er geradeheraus, so, als erwarte er es nicht einmal von ihr. Er schien schon auf eine Enttäuschung gefasst zu sein. Doch dann beugte sie sich ganz vorsichtig vor und küsste seine Lippen. Ganz kurz nur.
„Das hat ja nicht mal gekitzelt“, sagte er leise lachend.
„Pffft“, machte sie eingeschnappt. „Machs doch besser!“ Und das tat er. Es war wirklich besser, sofort tauchte das flaue Gefühl in ihrem Magen wieder auf und dann machte sie sich von ihm los, um nach Luft zu schnappen.
„Und?“, fragte er mit einem seltsamen Blitzen in den dunklen Augen.
„Könnte besser sein“, sagte sie spitz, obwohl ihre Knie noch immer weich waren wie Pudding. Er grinste spitzbübisch und im nächsten Augenblick bekam sie erneut keine Luft mehr. Sie musste ihn kurzerhand in den Pool stoßen, damit sie ihn von sich los bekam. Prustend und triefnass schoss er an die Wasseroberfläche – dann lachte er sich schlapp. Und griff nach ihren Fußgelenken, zog die schreiende und zappelnde Leslie zu sich ins Wasser. Sie spuckte ihm einen Schwall Chlorwasser über, als sie wieder vor ihm auftauchte. Durch ihr helles Top konnte man hervorragend erkennen, was sie darunter trug. Shit .
„Das hast du nicht gesehen“, knurrte sie und tauchte so weit unter, dass nur noch ihr Kopf aus dem Wasser schaute.
„Was?“, fragte er unschuldig, doch er musste grinsen. Leslie schoss ihm eine riesige Welle ins Gesicht. Er grinste nur noch breiter. Sie übergoss ihn noch einmal mit Wasser. Das schwarze Haar hing triefnass in seinem Gesicht und dann musste sie sich so schnell es ging vor ihm ins tiefere Wasser flüchten, bevor er sie zu fassen bekam.
Sie ahnte nichts von dem grauen Auto, das vor dem schmiedeeisernen Tor zur Einfahrt hielt, als sie kreischend versuchte, sich an Raffaellos Rücken festzuklammern, um seinen Lippen auszuweichen. So schön es auch war – musste er sie andauernd küssen?
Die Stimme, die wenig später hinter ihnen ertönte, ließ Leslie erschrocken ihren Griff um Raffaellos Schultern lösen. Sie tauchte ungewollt unter, weil der Boden unter ihren Füßen doch weiter entfernt war, als sie angenommen hatte, dann tauchte sie nach Luft schnappend wieder auf. Raffaello stand im flacheren Wasser, seine Kleider klebten an seinem Körper und er starrte zu dem Mann auf, der soeben am Rand des Pools aufgetaucht war. Francesco Ruggiero, Raffaellos Bruder.
„Hab’ ich dich eingeladen?“, fragte Raffaello kühl, dann wechselte er ins Italienische. Er schien immer wütender zu werden. Und schließlich stieg er die Treppe hoch aus dem Wasser. Sehr furchteinflößend wirkte er nicht mehr, wie er so triefnass dastand, und Leslie stieß einen erstickten Schrei aus, als sie das schwarz glänzende Metall bemerkte, das aus dem Bund seiner Jeans ragte. Sein Hemd war hochgerutscht und am Griff der Pistole hängen geblieben. Ach du Scheiße! Das Ding war doch nicht im Handschuhfach! Sie schluckte. Und schwamm auf die Leiter zu, die auf der anderen Seite des Pools aus dem Wasser ragte. Vorsichtshalber blieb sie auf dieser Seite stehen. Irgendwie traute sie sich nicht, hinüber zu Raffaello und seinem Bruder zu gehen. Wenn Raffaello sein Hemd wieder zurechtrücken würde, dann vielleicht. Aber so nicht. Großer Gott, das Ding flößte ihr wirklich gehörigen Respekt ein.
„Hab’ ich euch gestört?“, fragte Francesco.
„ Sì “, entgegnete Raffaello knapp.
„ Scusi , Bruderherz. Ich dachte mir, ich besuche dich mal wieder. Dass deine Freundin hier ist, konnte ich ja schließlich nicht wissen.“ Er nickte Leslie zu.
„Wie geht’s?“, rief er ihr zu, aber sie antwortete nicht. Blieb nur auf der anderen Seite des Pools stehen, die Arme vor der Brust verschränkt und
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