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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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schaute sich um, setzte sich auf das schwarze Sofa, vor dem ein breiter Flatscreenfernseher stand, schob einen der weißen Vorhänge vor der Tür zur Terrasse zur Seite und schaute aus dem Fenster. Zierliche Eidechsen huschten über den warmen Stein auf dem Boden. Trocken wirkende, gelbe Blumen ragten aus den Ritzen in der niedrigen, steinernen Mauer, die die Terrasse umgab, hervor.
    „ Sì “, sagte sie und drehte sich zu Raffaello um. Beinahe wirkte er, als wisse er nicht, wie er sich verhalten sollte.
    „Ich denke, ich sollte dir alles zeigen“, sagte er dann. Er zeigte ihr die Bäder – es waren zwei Stück – das Schlafzimmer – es war riesig und hatte einen kleinen Balkon –, die Küche im Erdgeschoss, den Keller, in dem keine Leichen lagen, geschweige denn, Fässer mit Säure. Bloß Autoteile und Kisten mit Gartenmöbeln. Er zeigte ihr sogar die Speisekammer, in der es so wunderbar nach Kräutern roch, dass Leslie am liebsten darin geblieben wäre.
    Nach der Hausbesichtigung führte Raffaello Leslie nach draußen auf die Terrasse. Es war heiß, sogar im Schatten, Grillen zirpten im hohen Gras hinter der Gartenmauer, auf der sich die Eidechsen sonnten. Ein mit Efeu bewachsenes Holzdach spendete Schatten, sodass es sich doch einigermaßen aushalten ließ, wenn man sich nicht großartig bewegte.
    „Setz dich, ich bin gleich wieder da“, sagte Raffaello und verschwand im Haus. Zögernd ließ sich Leslie auf einem der hellbraunen Holzstühle nieder, die um den Mühlstein herum standen, schlüpfte aus ihren Sandalen und zog die Beine an die Brust. Der Stuhl war riesig. Sie fühlte sich auf Anhieb wohl hier. Fast kam es ihr vor, als hätte sie lange hier gewohnt, so vertraut wirkte alles auf sie. Irgendwie passten dieses Haus, der verwilderte Garten, die Eidechsen und die Umgebung nicht zu dem Raffaello, von dem Mr. Gosetti gesprochen hatte. Und im Augenblick glaubte sie wirklich, das alles sei ein böser Traum gewesen, Raffaello wäre ein stinknormaler Mensch, der einfach hier oben außerhalb von Palermo lebte. Wie schön wäre das gewesen. Und wie langweilig, musste sich Leslie eingestehen.
    Einige Minuten später kam Raffaello wieder zu ihr, beladen mit vielen kleinen Schalen, in denen Paprika, Tomaten, Oliven und Weißbrot lagen. Er stellte sie auf den Mühlstein und setzte sich Leslie gegenüber.
    „Ich hoffe, du magst Oliven“, sagte er und hatte sich schon eine in den Mund geschoben. „Ich liebe sie!“ Grinsend nahm er sich noch eine zweite und auch Leslie griff zu. Sie hatte noch nie Oliven gegessen. Sie schmeckten sehr würzig, ölig und fast ein bisschen bitter. Aber auf unbekannte Weise wirklich lecker. Sie nahm sich noch eine.
    „Schön hier“, sagte sie mit vollem Mund.
    „Ich weiß“, entgegnete Raffaello und grinste selbstgefällig.
    „Gefällt mir viel besser, als euer riesiger Palazzo , den ich letztes Jahr kennengelernt habe“, bemerkte sie.
    „Ach, der ist gar nicht mal so schlimm“, sagte er. „Von außen wirkt er echt groß und ist innen ziemlich dunkel, aber ganz in Ordnung. Du warst ja nie drin.“
    „Als Geschäftsort reicht er?“
    „ Sì “, entgegnete er nur knapp und Leslie beschloss, ihn für heute vor diesem Thema zu verschonen.
    Schweigend saß sie da, mit angezogenen Beinen, schaute sich im Garten um, kaute an einem Stück Weißbrot – und plötzlich wusste sie nicht, was sie mit ihm reden sollte. Verdammt aber auch. Es war alles viel einfacher mit ihm im Auto, wenn er sie irgendwohin mitnahm, wenn die Musik laut dröhnte und er zu schnell fuhr. Aber hier und jetzt, alleine mit ihm in seinem Garten, fühlte sie sich auf einmal befangen und unsicher. Sie fragte sich sogar, wann er sie wieder nach Hause fahren würde.
    „Wenn du deinen Bikini dabei hättest, könnten wir schwimmen gehen“, sagte er irgendwann.
    „Schwimmen?“ Das Meer war doch ein ganzes Stück entfernt. Er grinste und stand auf.
    „Komm mit, ich zeig’s dir“, sagte er und Leslie folgte ihm um das Haus herum. Ein riesiger Pool glitzerte strahlend blau in der Sonne. Dahinter erstreckten sich Olivenhaine bis in weite Ferne. Ein Pool. Natürlich. Irgendetwas hatte ja noch gefehlt, um dem Luxus den letzten Schliff zu verleihen. Aber sie hatte auch gar keine Lust, schwimmen zu gehen. Sie setzte sich einfach an den Beckenrand und tauchte die Beine in das angenehm kühle Wasser. Raffaello setzte sich neben sie und nach kurzem Zögern ergriff Leslie seine Hand.
    „Du hast’s wirklich

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