Zwischen Sehnsucht und Verlangen
Vergnügt legte Devin einen Arm um die Schultern seines Bruders. „Und? Geht’s dir jetzt besser?”
„Nein.” Er überlegte einen Moment. „Vielleicht.”
„Willst du nicht zu ihr gehen und die Angelegenheit bereinigen?”
„Ich bin noch nie in meinem Leben einer Frau hinterhergerannt”, brummte Rafe.
Aber diesmal, darauf würde ich wetten, wirst du es tun, dachte Devin.
Früher oder später. „Was hältst du davon, wenn wir heute Nacht mal wieder so richtig einen draufmachen?”
Rafe grinste. „Keine schlechte Idee.” Sie gingen zusammen auf den Flur hinaus und die Treppe nach unten. „Wie wär’s, wenn wir uns in Duff’s Tavern treffen? Gegen zehn?”
„Gebongt. Mal sehen, ob ich Shane und Jared auch überreden kann.”
„Wie in alten Zeiten. Und wenn Duff uns kommen sieht, wird er gleich …”
Rafe unterbrach sich, weil sein Herz einen Riesensatz machte. Am Fuß der Treppe stand Regan, die Schultern gestrafft, die Augen kühl.
„Deine Möbel sind da.” Es kostete sie einige Anstrengung, ihre Stimme unbeteiligt klingen zu lassen. „Du hast mir auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, dass ich um drei liefern soll.”
„Stimmt.” Ihm drehte sich vor Aufregung fast der Magen um. Du lieber Gott, wann hatte ihn jemals eine Frau derartig aus dem Gleichgewicht gebracht? „Kannst die Sachen raufbringen lassen.”
„Okay. Hallo, Devin.”
„Hallo, Regan. Ich wollte gerade gehen. Bis heute Abend dann, Rafe.
Um zehn in Duff’s Tavern, wir rechnen fest mit dir.”
„Ja.” Seine Augen ruhten unablässig auf Regan, während er die Stufen hinabstieg. „Bist du gut durchgekommen, oder war es noch immer glatt?”
„Nein, die Straßen sind wieder frei.” Sie wunderte sich, dass er ihr nicht ansah, wie jämmerlich ihr zumute war. „Ich habe auch die Federkernmatratze bekommen, die du für das Himmelbett haben wolltest.”
„Ich weiß die Mühe, die du dir gemacht hast, wirklich zu schätzen, Regan. Die Möbelpacker können die Sachen reinbringen, und ich werde mich verziehen, bis sie fertig sind, ich muss nämlich noch …” Nichts, wurde ihm mit erschreckender Deutlichkeit klar. Er musste gar nichts. „Arbeiten”, beendete er schließlich seinen Satz. „Ruf mich, wenn ihr so weit seid, ich lege unterdessen schon mal deinen Scheck bereit.”
Sie hätte gern noch etwas gesagt, irgendetwas, egal was, aber er hatte sich bereits umgedreht und war davongegangen. Sie straffte die Schultern und ging hinaus, um den Möbelpackern weitere Instruktionen zu erteilen.
Bis schließlich alles so war, wie sie es sich vorgestellt hatte, wurde es fast fünf. Vollkommen vertieft in ihre Arbeit, war Regan die Ruhe, die mittlerweile im Haus eingekehrt war, völlig entgangen. Weil sich das Tageslicht langsam verabschiedete und der Dämmerung Platz machte, drehte sie die Stehlampe und rückte sie näher an den Sessel heran, den sie vor dem Kamin platziert hatte.
Noch knackten darin keine Holzscheite und auch keine roten Flammen züngelten auf, aber sie spürte deutlich, dass der Raum nur darauf wartete, endlich wieder bewohnt zu werden.
Ihr Blick wanderte hinüber zu dem Himmelbett. Sie würde noch ein paar spitzenbesetzte Kissen darauf drapieren. Und in die Kommode neben dem Bett gehörte feines, duftendes Leinen. Vor den Fenstern fehlten noch die Vorhänge aus irischer Spitze, und auf die Frisierkommode käme eine versilberte Bürste. Nur noch ein paar kleine Handgriffe, und das Zimmer würde perfekt sein, wirklich perfekt. Es würde hübsch werden, wunderhübsch.
Sie wünschte sich, sie hätte dieses Brautgemach hier niemals gesehen, ebenso wenig wie das ganze Haus und auch Rafe MacKade.
Er stand schweigend auf der Schwelle und beobachtete sie bei ihrem abschließenden Rundgang durch das Zimmer. Sie schritt so würdevoll und leichtfüßig dahin, als sei sie selbst eins der Gespenster, die dieses Haus bewohnten.
Plötzlich reckte sie energisch das Kinn und drehte sich zu ihm um. Die Sekunden zerrannen.
„Ich bin eben erst fertig geworden”, brachte sie mühsam heraus.
„Wie man sieht.” Er blieb stehen, wo er stand, und riss seinen Blick von ihr los, um ihn durch den Raum schweifen zu lassen. „Wirklich umwerfend.”
„Das eine oder andere fehlt zwar noch, aber langsam bekommt man doch einen Eindruck, wie es am Ende aussehen wird.” Sein Gleichmut begann an ihren Nerven zu zerren. „Ich habe gesehen, dass du in dem anderen Schlafzimmer auch schon große Fortschritte gemacht
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