Zwischen Tod und Ewigkeit
Mulde. Erst wenn der Mond herauskommt, wäre es vielleicht möglich, ein kleines Feuerchen zu entfachen, damit wir nicht frieren.«
»Mond?« Mark setzte sich. »Ob es uns möglich sein wird, mit Hilfe des Mondes und der Gestirne eine genaue Datumsbestimmung vorzunehmen? Zumindest das Jahr sollten wir doch bestimmen können.«
»Entsprechende Literatur ist vorhanden, wie ich mich erinnere. Aber ich bin kein Astronom und verstehe nicht viel von dieser Materie. Wie steht es mit Ihnen?«
»Nicht viel besser, aber vielleicht gelingt es uns, einen Astronomen aufzuwecken, sobald wir die Anweisungen gefunden haben.«
»Sie sind ein Optimist«, lachte Gerald.
Mark blieb ernst.
»Sie nicht?«
»Doch, natürlich. Sonst stünde ich jetzt nicht mit Ihnen hier auf diesem Berg. Richten wir uns für die Nacht ein, es wird bald dunkel werden. Morgen haben wir einen langen und schweren Tag vor uns. Wir wühlen dann in einem Heuhaufen und suchen nach einer Nadel, von der wir nicht wissen, ob es sie gibt.«
Schweigend verzehrten sie ein kaltes Steak und tranken von dem frischen, kühlen Wasser des Teiches. Zum Abschluß öffnete sie noch eine Flasche Bier und tranken auf ihren Erfolg am kommenden Tag.
Sie rollten sich in ihre Plastikdecken, das geladene Gewehr zwischen sich und die Handfeuerwaffen schußbereit.
Gegen Mitternacht wachte Mark plötzlich auf.
Der Halbmond erhellte die Landschaft nur dürftig, und es war empfindlich kalt geworden. Trotz der isolierenden Decke fror Mark. Jetzt hätte er gern ein Feuer gemacht, aber in dem ungewissen Dämmerlicht wirkte die Landschaft auf der Bergkuppe noch unheimlicher und gespenstischer als sonst. Außerdem glaubte er, durch ein Geräusch aufgewacht zu sein.
Vorsichtig rollte er sich aus der Decke.
»Bleiben Sie ruhig liegen«, warnte Gerald plötzlich. »Ich habe es auch gehört. Jemand – oder etwas – kommt den Hang von Norden her hoch. Er kann uns niemand gesehen haben, also hat man uns gewittert. Insekten haben einen hervorragenden Geruchssinn.«
»Ameisen?« flüsterte Mark erregt und entsicherte seine Pistole. Gerald hatte nach dem Gewehr gegriffen.
»Vielleicht – wir werden es bald wissen. Der Rand der Mulde hebt sich gegen den helleren Himmel ab, achten Sie darauf.«
Unhörbar entledigte sich nun auch Gerald seiner Decke. Er legte sich auf die Seite, das Gewehr schußbereit vor sich.
Wieder das kratzende, schabende Geräusch, diesmal näher.
»Es können nicht mehr als drei oder vier Stück sein«, hauchte Gerald. »Das habe ich schon einmal erlebt. Sie greifen in Gruppen an, zum Glück nicht in ganzen Horden. Sie besitzen einen gewissen Grad an Intelligenz. Also vorsichtig! Wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen.«
Mark hatte den Rand der Mulde nicht aus den Augen gelassen.
»Da oben – ist das eine ...?«
Gerald folgte Marks Zeigefinger und nickte. Sorgfältig zielte er auf den Schatten, nur wenige Meter entfernt, dann drückte er ab. In der Mulde dröhnte der Schuß, als sei eine Granate explodiert. Der Schatten auf dem Felsen war verschwunden.
»Los, hoch zum Rand!« rief Gerald und sprang auf. »Da sehen wir sie besser ...«
Das Gelände war trotz vereinzelter Felsbrocken relativ übersichtlich. Auf den ersten Blick konnte Mark mindestens zehn etwa fußlange Insekten erkennen, die eilig Deckung suchten. Zwei Stück von ihnen erschoß er mit der Pistole, drei andere fielen Geralds Gewehr zum Opfer. Die restlichen verschwanden hinter Steinen und Büschen.
»Die kommen zurück«, prophezeite Gerald und lud das Magazin nach. »Bestimmt von der anderen Seite. Gehen Sie hinüber, Mark.«
»Mit dem Schlafen wird es vorbei sein, nehme ich an.«
»Da haben Sie recht. Außerdem können wir nur das Feuer anzünden, davor haben sie Angst.«
»Und die Kannibalen?«
Gerald machte eine wegwerfende Bewegung.
Schnell entzündete Mark das bereitgelegte Holz und kroch dann auf den südlichen Rand der Mulde. Nichts auf dem Hang bewegte sich, aber dann bemerkte er etwas Dunkles, das er zuerst für einen Stein gehalten hatte. Es kam langsam auf ihn zugekrochen.
Der Mondschein war hell genug. Es war in der Tat eine riesige Ameise mit unheimlichen Beißzangen und glitzernden Augen. Mark entsann sich, daß schon die kleinen, roten Waldameisen unangenehm werden konnten, wenn sie sich angegriffen fühlten. Wie gefährlich mußten sie erst sein, wenn sie das Tausendfache ihres ursprünglichen Gewichtes besaßen ...?
Als der Angreifer noch drei Meter
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