Zwischen Tod und Ewigkeit
Ihrem Jahrhundert ab.« Er nickte in Richtung der Kammern. »Ich bin – oder war – Biologe und arbeitete an der Entwicklung der neuen Methode der Hibernation mit. Ich sehe, man hat sie auch hier angewendet. Es wird kein Problem sein, sie aufzuwecken.«
Mark griff nach seinem Arm.
»Sie meinen ... Sie glauben, es wäre möglich?«
Dr. Keller machte ein erstauntes Gesicht.
»Natürlich ist es möglich. Sie haben genügend Energie zur Verfügung. Die Schaltanlage für die Weckautomatik wird sich unter diesem Raum befinden, allerdings dürfte der atmosphärische Thermostat, der sich normalerweise so hoch wie möglich über der Anlage befindet, zerstört worden sein. Wir müssen den Vorgang also künstlich auslösen.«
Mark dämpfte den Eifer des Biologen.
»Nichts darf überstürzt werden, Dr. Keller. Es sind noch einige Fragen zu klären, bevor wir die Tür für die anderen öffnen. Haben Sie nur Ihre eigenen Leute bei sich, oder machten auch Angehörige der Opposition die Fahrt von Frisco hierher mit? Glauben Sie, daß die Gefahr einer Sabotage besteht?«
»Nicht alle ›Neuen Menschen‹ wollen strikt mit der Vergangenheit brechen. Es gibt auch unter ihnen genügend Stimmen, die bereit sind, das Erbe zu übernehmen, allerdings vertreten sie die Ansicht, man dürfe die alten Fehler nicht wiederholen. Nun, wir sind der gleichen Auffassung. Aber schließlich sind es ja wir, die ›Alten Menschen‹, die zum Teil diese Fehler begingen und die Folgen selbst erlebten. Wir sind es, die gelernt haben sollten. Und je mehr wir sind, desto besser für uns alle.«
Zum ersten Mal mischte sich nun auch Gerald in die Diskussion.
»Glauben Sie daran, Dr. Keller, daß sich die beiden Gruppen friedlich vereinigen können? Gibt es eine Basis?«
Keller nickte, ohne zu zögern.
»Und ob es eine Basis gibt! Der Wille zum Überleben ist gemeinsam vorhanden, nur unterscheiden sich die beiden Gruppen in ihrer Denkweise. Die Ausgangspunkte sind unterschiedlich, aber das Ziel ist dasselbe. Die beste Grundlage für einen Kompromiß, nicht wahr?«
»Ich stimme Ihnen zu«, sagte Gerald.
Keller sah Mark fragend an. Als die erwartete Antwort noch ausblieb, meinte er:
»Haben Sie etwas einzuwenden, wenn ich mir die Anlage näher ansehe? Sie können inzwischen darüber beraten, wie Sie sich zu entscheiden gedenken. Björn kann mich im Auge behalten, wenn Sie noch einen Verdacht gegen mich hegen.«
»Einverstanden, Dr. Keller. Geben Sie uns zehn Minuten.«
Mark und Gerald verschwanden im Restaurant, während Björn mit seinem Gewehr ständig in der Nähe Kellers blieb, der mit wissenschaftlichem Interesse die Robotautomatik untersuchte und einzelne Schilder auf den Kammern studierte. Mehrmals nickte er zufrieden.
Als sie saßen, sagte Mark:
»Hören Sie zu, Gerald, wir dürfen sie jetzt nicht mehr fortschicken. Sind Sie der gleichen Meinung? Welchen Eindruck haben Sie von Keller?«
»Er kann uns helfen, und er meint es sicherlich ehrlich. Ich bin dafür, daß wir ihm und uns eine Chance geben. Daß er über eine große Anhängerschaft und auch über eine gewisse Macht verfügt, beweist allein die Tatsache, daß er sich jahrelang mit dreißig ›Alten Menschen‹ gegen eine Übermacht von nahezu tausend ›Neuen Menschen‹ durchzusetzen verstand. Wir haben es mit einer zivilisierten Gruppe zu tun, nicht mit Wilden und Kannibalen. Ich stimme dafür, daß wir es wagen.«
»Gut.« Mark erhob sich. »Gehen wir und sagen wir es ihm ...«
7.
»Eine Kollegin ist genau das, was ich suche«, sagte Dr. Keller und drehte sich zu Mark um. Sie standen vor der Kammer mit der Seriennummer 276. »Sie mag als Assistentin äußerst wertvoll sein.«
Marks Gesicht drückte Unentschlossenheit aus. Seit drei Tagen bereits studierte Keller die Anlage und insbesondere die Auslöseautomatik im Reaktorraum. Die Hälfte seiner Begleiter hatte es vorgezogen, an der Oberfläche bei den Fahrzeugen zu bleiben und auch dort zu kampieren. Die restlichen waren im »Hotel« untergebracht worden. Sie verhielten sich diszipliniert und zurückhaltend. Es war zu keinerlei Zwischenfällen gekommen.
»Wie weit sind Sie mit Ihren Studien, Doktor? Glauben Sie, daß wir es schaffen werden?«
»Ein gewisser Grad an Unsicherheit muß einkalkuliert werden«, gab Keller freimütig zu. »Es ist durchaus möglich, daß wir Fehlschläge in Kauf nehmen müssen, aber wenn wir nur die Hälfte erfolgreich wecken ...«
Mark warf einen Blick auf die Sichtluke.
»Tun Sie
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