Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
überschreite. Hast du noch was hinzuzufügen?«
Er sieht mich sprachlos an. »Äh … nein.«
»Traust du Avi nicht?«
»Honey, bei meiner Tochter traue ich keinem. Und hier ist irgendwas Merkwürdiges zwischen euch gelaufen, bevor ich zurückgekommen bin.«
»Hier ist nichts gelaufen, Aba .«
Mein Dad bückt sich, hebt mein Glücksbärchi vom Boden auf und wirft es mir zu. »Du kannst mir nichts vormachen. Diese israelischen Augen sehen alles.«
»Sogar Dinge, die es gar nicht gibt«, sage ich zu ihm. »Diese israelischen Augen sind paranoid.«
»Das ist eine gute Sache. Nenn es Berufsrisiko. Wir müssen ein paar Regeln aufstellen, so lange Avi zu Besuch ist.«
Ich hasse das Wort »Regeln«. Es schränkt einen total ein: den Spaß, die Freiheit, die Spontaneität. »Hau sie mir um die Ohren«, sage ich, weil ich weiß, dass es keinen Sinn hat, darüber du diskutieren.
»Keine Jungs in deinem Zimmer. Du und Avi könnt euch im Wohnzimmer und in der Küche aufhalten.«
» Aba , ich hab ihm nur die Wohnung gezeigt.«
»Natürlich«, sagt er, und es ist offensichtlich, dass er mir kein Wort glaubt. »Regel Nummer zwei: Du schleichst dich nicht ins Wohnzimmer, um Avi mitten in der Nacht einen Besuch abzustatten.«
»Warum sperrst du mich nicht in meinem Zimmer ein, damit ich nicht entwische?«, sage ich sarkastisch.
»Provoziere mich nicht, Amy.«
Ich verdrehe die Augen. »Dad, die meisten meiner Freunde sind viel erfahrener als ich.«
»Das ist das Problem von deren Eltern, nicht meins.«
Ich stehe auf und sehe ihn an. »Also, wenn ich etwas in der Art vorgehabt hätte, dann hätte ich es getan. Aber so weit bin ich nicht. Mach dir keine Sorgen.«
Bevor er mit seinem Vortrag fortfahren kann, mache ich die Tür auf und gehe zu Avi. Er wühlt im Wohnzimmer in seinem Seesack herum.
»Alles in Ordnung?«, fragt er.
»Er hat mir den Sex-Vortrag gehalten«, informiere ich ihn.
»Avi, boyenna b ’ vakasha «, ruft Dad.
Oh nein. »Was hat er gesagt?«
Avi steht auf. »Ich denke, ich bekomme jetzt auch den Sex-Vortrag«, sagt er und geht nach hinten zu meinem Vater. Na toll.
Warum vertraut mir Dad nicht? Ich bin doch nicht die Art von Teenie-Göre, die rebelliert, indem sie mit Drogis und Alkis rumhängt. Ich bin doch vernünftig. Okay, ich habe die Kreditkarte meines Vaters genommen und letzten Sommer hatte ich Gefühle für Avi, die mich selbst überrascht haben … und ein Stück weit habe ich diese Gefühle auch ausgetestet. Aber genau das macht man doch in meinem Alter, oder?
Ich betrachte Avis geöffneten Seesack. Nicht viel drin, außer Jeans, Socken, Shirts und Unterwäsche – diese engen Boxershorts wie die aus der Calvin-Klein-Werbung.
Hinter mir höre ich ein Räuspern. Erschrocken richte ich mich mit einem Ruck auf und sehe Avi vor mir stehen.
Er nickt. »Es war der Sex-Vortrag.«
»Was es schlimm?«
»Sagen wir mal so: Dein Dad hat angedeutet, dass er mich mit links kaltmachen kann, wenn er will.«
Dad kommt herein – mit einem ziemlich zufriedenen Gesichtsausdruck, wie ich betonen möchte. Bestimmt hat er Avi mit Mord und Totschlag gedroht, wenn er es nur wagt, mich anzusehen.
»Ärg!«
Köter bekommt von alldem nichts mit, nimmt einen Gummi-Quietsche-Hamburger ins Maul und legt ihn vor meinen Füßen ab. Ich hebe das Ding auf und werfe es den Gang entlang. Wie der Blitz saust er hinterher und bringt es zur nächsten Runde zurück.
»Ich habe unten Mr Obermeyer getroffen, als ich mit Köter Gassi gehen war«, erzählt mir Dad, während er zusieht, wie Köter an ihm vorüberschlittert. »Wir hatten ein längeres Gespräch – anscheinend ist heute der Tag der Gespräche.«
»Und?«
»Er hat gesagt, dass er morgen mit Princess zum Tierarzt geht, um untersuchen zu lassen, ob sie Nachwuchs bekommt. Wenn ja, machen wir uns dann über die Konsequenzen Gedanken.«
»Danke, Aba .«
»Das wird schon, mach dir keinen Kopf. Hör zu, ich habe noch zu tun, und du musst morgen in die Schule, also solltet ihr euch für heute verabschieden und zu Bett gehen.«
Weil Avi auf dem Sofa schlafen muss, hole ich aus dem Schrank im Flur Laken und eine Decke. Ich spüre seinen Blick auf mir, während wir zusammen das Bett herrichten. »Ich wünschte, wir wären in Israel«, sage ich. »Letzten Sommer gab es keine tausend Regeln, an die wir uns halten mussten, niemand hat uns Vorschriften gemacht, was wir zu tun und zu lassen haben … es war ein Traum.«
»Tja, sein Revier, seine Wohnung, seine
Weitere Kostenlose Bücher