Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
mach ich’s selbst.«
»Amy«, sagt Avi, presst die Augen zusammen und öffnet sie wieder. Die zwei Sekunden sind um. In seinen Augen, die ganz glasig von ungeweinten Tränen sind, liegt ein flehender Ausdruck. » B ’ vakasha. Bitte.«
Gut, ich gebe nach. Weil ich bewiesen habe, dass mir schon nichts passiert, und Avi bewiesen hat, dass er mir vertrauen kann. Ich gehe auf ihn zu und sehe ihn dabei die ganze Zeit an. Das Auto rast mit quietschenden Reifen davon. »Siehst du. Ich hab’s überlebt.«
Er nimmt mich in die Arme und drückt mich ganz fest an sich.
»Du zitterst nicht mehr«, stelle ich fest.
»Ich bin zu wütend auf dich, um Angst zu haben.«
»Wütend? Hör mal, es wird Zeit, dass du endlich von dem Trip runterkommst, ein Übermensch sein zu wollen. Shit happens. So ist das Leben nun mal, okay? Du fliegst morgen weg, und keiner weiß, was geschieht. Soll ich nur noch in meinem Zimmer rumhocken, damit mir nichts zustößt? Nein. Sollst du in deiner Armee-Kaserne rumhocken und deinem Kommandanten erzählen, dass du Israel nicht schützen kannst, weil deine Freundin schlecht draufkommt, wenn du auch nur einen Kratzer auf deinem perfekten Body oder im Gesicht davonträgst? Nein.«
»Hör auf zu reden, damit ich dich küssen kann.«
»Du kannst mich mit Küssen nicht zum Schweigen bringen.«
»Wollen wir wetten?«, sagt er und lächelt mit seinen perfekten weißen Zähnen, während er seine perfekten Hände um mich legt und seine perfekten vollen Lippen auf meine herabsenkt und mir beweist, dass er das sehr wohl kann.
»Gehen wir nach Hause«, sagt er, als wir kurz Luft holen.
Ich klammere mich an seinen Bizeps, weil mir von seinen Küssen noch immer schwindelig wird. »Dort ist mein Aba . Wenn du mich auch nur küsst, wird er dich vermutlich erst kaltmachen und danach Fragen stellen.«
Doch in der Wohnung fehlt von Dad jede Spur. Ich checke meine Mailbox und finde eine Nachricht von ihm. Er sagt, dass er wegen eines Notfall-Meetings sehr spät heimkommen wird. Dann sagt er noch, dass Avi unbedingt auch diese Nachricht abhören soll, und der Rest ist alles auf Hebräisch.
Ich verdrehe die Augen. »Schon wieder ein Sex-Vortrag?«
»Oh ja. Ganz groß.«
Ich schalte die Mailbox aus, ehe wir sie ganz abgehört haben, und grinse Avi an. »Was überlegst du?«
»In welchen Räumen dein Dad wohl aus strategischen Gründen versteckte Kameras platziert hat.«
Ich lache. »Das ist Quatsch. Mein Dad hat in dieser Wohnung keine versteckten Kameras installiert.«
»Es klang ziemlich überzeugend, aber ich habe eine Idee.«
Wir machen uns bettfertig wie ein Ehepaar, bis auf die Tatsache, dass wir nur zwei arglose Jugendliche sind, die unglaublich ineinander verliebt sind. Avi schläft noch immer auf dem Wohnzimmersofa, doch diesmal krieche ich zu ihm unter die Decke und nutze es aus, dass mein überbeschützender Vater nicht zu Hause ist und jede unserer Bewegungen überwacht.
»Das gefällt mir«, sage ich. »Und was ist jetzt deine Idee?«
Avi zieht die Decke über unsere Köpfe, sodass wir in völlige Dunkelheit gehüllt sind. Mit den Fingerspitzen berühre ich seine Stoppeln. »Das ist deine tolle Idee?«
»Ja. Unter die Decke zu kriechen oder in den Schrank auf dem Gang.«
»Alles sababa «, sage ich, und Avi lacht.
»Ja, ist es.«
Ich kann euch berichten, dass »unter der Decke« eine hervorragende Wahl war und SEHR sababa , obwohl ich hundertprozentig sicher bin, dass es in unserer Wohnung keine Überwachungskameras gibt, die jede Bewegung aufzeichnen. Das weiß ich, weil diese Kameras Avi und mich in ein paar äußerst kompromittierenden Situationen erwischt hätten – trotz unseres Versuches, immer schön unter der Decke zu bleiben. Als mein Dad eine Stunde später nach Hause kam, bin ich jedenfalls schnell wie der Blitz in meinem Zimmer verschwunden und habe vorgegeben, tief und fest zu schlafen. Und es kam kein Donnerwetter hinterher.
Oh, keine Sorge … ich bin noch immer eine siebzehnjährige Jungfrau. Ich kenne mich nur … na ja … etwas besser aus mit gewissen Dingen. (Dingen, auf die ich nun noch neugieriger bin als zuvor.)
Am Morgen hat Tarik Avi abgeholt und wir sind zusammen zum Flughafen gefahren. Ich habe mir zwar Mühe gegeben, mich zusammenzureißen, musste aber trotzdem die ganze Zeit weinen. Mit unserem Abschiedskuss haben wir uns mehr versprochen als beim letzten Mal, obwohl uns beiden klar ist, dass wir weitermachen und unser Leben leben müssen. Nichts fragen,
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