Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
Einbildung existiert, ist sie nichtsdestotrotz nicht in Chicago. Deshalb gehen wir eben zusammen hin … als Freunde. Stimmt’s?«
Nathan hebt die Hände. »Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt – bis auf die Tatsache, dass meine Freundin angeblich nur ein Produkt meiner Fantasie sein soll. Es gibt sie wirklich.«
»Auf welche Schule geht sie?«, fragt Miranda.
Statt einer Antwort packt Nathan sein Essen zusammen, stopft es in seine Tasche und steht auf. »Mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, mich für die Chemieprüfung vorzubereiten. Wir sehen uns nach der Schule.«
»Na klar«, sagt Jessica. »Was ist sein Problem?«, fragt sie, als er außer Hörweite ist.
Ich sehe nachdenklich auf die Tür, durch die Nathan gerade davongestürmt ist. »Keine Ahnung. Aber falls ihr es rausfindet, müsst ihr es mir unbedingt sagen. Er wohnt bei seiner Tante und seinem Onkel, er spricht weder über seine Vergangenheit noch über seine Eltern, und von Geschwistern hat er auch noch nie etwas erwähnt. Irgendwas stimmt da nicht.«
»Vielleicht ist er ein verdeckter Ermittler der Polizei, der irgendwelche illegalen Vorkommnisse an unserer Schule untersucht. Oder ein Journalist, der an einer Enthüllungsstory über Privatschulen arbeitet.«
Ich verdrehe die Augen. »Miranda, ich glaube, du siehst zu viel fern.« Nathan ist einfach ein Jugendlicher, der genauso verwirrt ist wie ich.
Nach der Schule fange ich den verwirrten Kerl an seinem Spind ab. »Miranda meint, du wärst ein Undercover-Reporter, der an einer Enthüllungsstory über Privatschulen schreibt … oder ein Cop.« Mit der Brille und seiner schlaksigen Figur erinnert er mich an Clark Kent. Obwohl – er ist so dünn, dass er das Superman-Kostüm nicht ausfüllen würde.
»Cool.«
»Also, was ist los mit dir? Warum lebst du aus dem Koffer? Warum bringst du jede Woche jemandem Blumen? Warum behauptest du, du hättest eine Freundin, aber es ist weit und breit nichts von ihr zu sehen?«
Nathan pfeffert genervt seine Bücher in den Rucksack. »Warum interessiert dich das?«
»Das weiß ich nicht.«
Er wirft sich den Rucksack über die Schulter und funkelt mich an. »Wenn du weißt, wieso, dann sage ich es dir vielleicht.«
22
Zur Vorbereitung auf den Konversionsunterricht habe ich heute in der Bibel ein Szenario gelesen, in dem es darum geht, was zu tun ist, wenn ein Mann den Verdacht hat, dass seine Frau nicht als Jungfrau in die Ehe gegangen ist.
Wird die Frau für schuldig befunden, so wird sie von den Männern des Dorfes gesteinigt.
Stellt sich der Vorwurf des Mannes als falsch heraus, muss er Strafe zahlen und wird ausgepeitscht (Deuteronomium 22,18-21).
Ich muss ganz dringend mit Rabbi Glassman darüber reden. Denn das passt hinten und vorne nicht.
Am Abend gehe ich mit Avi zu Kyles Party, bereit, meinen Freund meinen Mitschülern vorzuführen (bis auf Jessica, Miranda und Nathan, die mit der Jugendgruppe auf Schnitzeljagd sind). Breit lächelnd führe ich Avi an der Hand durch Kyles Wohnung, die größer als die meines Dads ist – Kyles Vater gehört eines der besten Steak-Häuser von Chicago und er demonstriert seinem Reichtum vorzugsweise mit großen Autos, großen Wohnungen und großen Booten.
In der Küche teilt Kyle Bierdosen aus. »Hey, du musst Amys Freund sein«, sagt er mit schwerer Zunge. Er ist total dicht.
Avi lehnt das Bier ab und Kyle wirft die Dose mir zu.
»Du trinkst doch nichts, oder?«, fragt Avi.
Um ganz ehrlich zu sein, finde ich Bier absolut widerwärtig. »Nö«, sage ich und werfe Kyle die Dose zurück, der irgendwas über nüchterne Langweiler vor sich hinmurmelt.
Ich gehe mit Avi nach hinten durch, wo sich die meisten Leute versammelt haben, und wir suchen uns einen freien Platz. Avi setzt sich und ich parke mich auf seinem Schoß.
Die Musik ist so laut hier drin, dass die Bässe mir fast das Trommelfell zerreißen. Während alle anderen trinken oder rumknutschen oder versuchen, sich über die Musik hinweg zu unterhalten, lehne ich mich gegen Avis Brust, und er drückt mich fest an sich.
Als ich Roxanne hereinkommen sehe, drehe ich schnell den Kopf zu Avi und beginne, ihn zu küssen. Erst berühren sich nur unsere Lippen, dann suche ich mit meiner Zunge nach seiner, während ich meine Arme über seine Brust nach oben wandern lasse und um seinen Hals schlinge. Als ich mich von ihm löse, fahre ich mir mit der Zunge über die Lippen und werfe ihm ein verführerisches, wissendes Lächeln zu.
Er kommt
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