Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
stecken. Ich bin schon auf seine Reaktion gespannt.
Er hat ein breites Grinsen auf dem Gesicht und offenbar keine Ahnung, was mir gerade durch den Kopf geht. » Lyla tov , Amy«, wünscht er mir in seiner Muttersprache Gute Nacht.
Ich würde gern mehr sagen, aber nicht mit meinem Bodyguard hinter mir, also mache ich mich wieder zu meinem Zimmer auf. Obwohl – ein Blick über die Schulter zurück auf Avi verrät mir, dass ich die Worte gar nicht aussprechen muss. Er weiß, was ich für ihn empfinde und was ich sagen will.
»Im Ernst, Aba , weißt du eigentlich, dass du mich bis auf die Knochen blamierst?«
»Im Ernst, Amy, weißt du, wie egal mir das ist?«
Ich verdrehe die Augen. Im Bett frage ich mich, wie lang er wohl mitten im Gang auf diesem Stuhl hocken bleiben will. Soll er doch darauf einschlafen und sich einen steifen Hals holen.
Ich decke mich zu und wünschte, ich könnte mit Avi kuscheln statt mit meinem Glücksbärchi.
Zwei Nächte noch, dann fliegt Avi wieder nach Hause. Das wird mir das Herz in tausend Stücke brechen. Und wie soll ich heute Nacht auch nur ein Auge zutun, wo ich doch viel zu aufgeregt zum Schlafen bin? Ich lasse den Abend noch einmal Revue passieren – vor allem den Teil mit dem »Ich liebe dich«. Die peinlichen Stellen auf dem Campus der Northwestern übergehe ich geflissentlich.
Das kann ich leicht aus dem Gedächtnis streichen.
Obwohl – ich frage mich, ob es Jess, Nathan und Miranda gutgeht. Wenn man es ganz genau nimmt, habe ich sie heute Abend ziemlich stehen lassen.
29
Als Sarah Isaak zur Welt brachte, war sie neunzig Jahre und ihr Mann Abraham hundert (Genesis 17,17).
Hoffentlich machen meine Mom und Marc nicht mit Kinderkriegen weiter, bis sie so alt sind.
Wochenende ist das Beste. Vor allem, wenn ich keine Hausaufgaben aufhabe und mein Freund in der Stadt ist.
Am Morgen verlasse ich mein Zimmer in einem schwarzen extrakleinen Wickelshirt, das viel zu freizügig ist. Jess und ich haben uns letzten Winter jede so eins gekauft, als sie superin waren, aber dann haben wir uns nicht getraut, die Teile in der Öffentlichkeit zu tragen.
Beim Frühstück produziere ich mich, indem ich mich weit vorbeuge, um Avi Müsli in die Schale zu schaufeln. Er sieht gar nicht hin. Jedes Mal wenn ich ihm einen prüfenden Blick zuwerfe, sind seine Augen aufs Essen gerichtet. Ich schleppe immer noch mehr Zeug für ihn an … Brot, Hummus, Orangensaft. Er sieht mir ins Gesicht, aber definitiv nicht in den Ausschnitt. Was soll das?
Als mein Dad hereinkommt, wirft er mir einen Blick zu und schlägt sich die Hand vor die Augen. »Amy, wo ist der Rest von deinem Shirt?«
»Das ist alles.«
»Äh … nein. Nein. Nein. Nein. Es bedeckt nicht deine … Teile.« Er zeigt auf Avi. »Schließ die Augen.« Dann droht er mir mit demselben Finger, wobei er sich die andere Hand noch immer vor die Augen hält. »Geh in dein Zimmer und zieh etwas SEHR Zurückhaltendes an. Etwas, das ALLES bedeckt.«
Avis Schultern beben, und ich warte darauf, dass er jeden Moment in dem Versuch, das Lachen zu unterdrücken, sein Müsli herausprustet.
Ich gebe ein ärgerliches Schnauben von mir und sehe meinen Freund an. »Hast du gar nicht mitbekommen, dass mir die Brüste quasi aus dem Shirt herausgefallen sind?«
Avi sieht von mir zu meinem Dad. »Ähm … bist du dir sicher, dass wir das vor deinem Aba besprechen sollten?«
Dad hält die Hände hoch, um das Gespräch zu beenden. »Diese Unterhaltung sollte niemals stattfinden. Amy, ich rufe jetzt deine Mom an. Nachdem du dich umgekleidet hast. Das liegt außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs.«
Ich ziehe mich um und muss dann mitanhören, dass meine Mom und mein Dad eine geschlagene Viertelstunde am Telefon über mich sprechen.
»Ich hab sie sehr wohl bemerkt, Amy«, meint Avi, als ich mich wieder auf meinen Platz am Küchentisch fallen lasse.
»Also Anstarren ist anders«, sage ich anklagend.
»Ich wusste nicht, dass das der Plan war.«
Jetzt hat er mich. Normalerweise kann ich es nicht ab, wenn Leute mir auf meinen ausladenden Vorbau, mit dem ich »gesegnet« bin (O-Ton Mom), glotzen. Avi weiß das. Und ich weiß, dass ich mich albern benehme und irrational.
»Falls es dir damit besser geht: Immer wenn du abgelenkt warst, konnte ich meine Augen nicht von ihnen losreißen.«
Obwohl mir bewusst ist, wie lächerlich dieses ganze Gespräch ist, sage ich: »Danke, Avi.«
Er bedenkt mich mit seinem typischen Halb-Lächeln. »Es ist alles sababa
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