Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)

Gleich.«
    » Aba , blamier mich nicht.«
    »Pass mal auf, Amy, wenn du ihn mir nicht auf der Stelle gibst, dann bist du das Handy, den Zugriff auf den Computer und das Auto los, und dieser Junge hat Hausverbot bei uns. Ist das klar?«
    Mein Dad ist ein absoluter Romantikkiller. Ich halte Avi das Telefon hin.
    Avi nimmt es mit ernster Miene entgegen. »Ken« , sagte er. Ja.
    Ich bekomme nur das mit, was Avi zum Gespräch beiträgt, aber das tut eigentlich nichts zur Sache, denn er ist voll im Hebräisch-Modus.
    »Ani shomer aleha. Ken. He beseder. Ken, ani rotze lishmor al kol chelkay hagouf sheli.«
    »Was sagt er?«, flüstere ich.
    Avi hält die Hand über die Sprechmuschel. »Er arbeitet eine Liste diverser Körperteile von mir ab, die er alle umarrangiert, wenn ich dich ›kompromittiere‹.«
    Ich schlage mir die Hand vor die Augen. Echt, mein Dad ist tatsächlich in der Lage, jeden Mann, der mir gefällt, in die Flucht zu schlagen, sogar einen Kommandosoldaten der israelischen Streitkräfte.
    » Ron , ta ’ ameen li …ani ohev et habat shelcha ve lo ya ’ aseh cloom lif ’ goah bah.«
    Nachdem Avi das gesagt hat, herrscht eine Sekunde lang Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ich kann förmlich spüren, wie die Spannung zwischen den beiden Männern in meinem Leben abebbt und wieder anschwillt.
    »Beseder« , sagt Avi.
    »Beseder« , wiederholt er.
    »Beseder« , sagt er noch einmal.
    Die Ungewissheit macht mich fertig. »Was heißt beseder ?«
    Statt einer Antwort klappt Avi das Handy zu und beendet die Verbindung. Dann wirft er es auf die Rückbank. »Es bedeutet ›gut‹ oder ›okay‹.«
    »Hat er dir wirklich gedroht?«
    »Vor allem, als ich ihm gesagt habe, dass ich dich liebe.«
    Herzklopfen. »Du hast ihm gesagt, dass du mich liebst?«
    Er nickt.
    Ich lege den Kopf schief und lächle. »Du weißt aber schon, dass man eigentlich erst dem Mädchen seine Liebe gesteht, bevor man mit ihrem Vater spricht. Außer in der guten alten Zeit, da hättest du meinem Dad Ziegen oder Schafe und Geschenke und Gold geben müssen für seine Einwilligung zur Hochzeit.«
    »Meiner Familie gehört die Hälfte der Schafe im Moschaw «, sagt er und hebt die Augenbrauen. »Wie wär’s, wenn ich deinem Dad unsere Hälfte anbiete?«
    Den Sommer über war ich im Moschaw und weiß, dass die andere Hälfte der Schafe meinem Onkel gehört. »Das sind ganz schön viele«, sage ich. »Woher willst du wissen, dass ich das wert bin?«
    Avi sieht mir in die Augen. »Du bist es wert, Amy«. Er legt seine Hände zärtlich um meinen Kopf. »Glaub mir, das Leben mit dir wäre ein Abenteuer«, flüstert er.
    Als ich ihn näher zu mir ziehen will, spüre ich, wie er sich an meinem Oberteil zu schaffen macht. »Was tust du?«
    »Dein Hemd zuknöpfen«, sagt er, während seine Hände sich hocharbeiten und einen Knopf nach dem anderen schließen.
    »Warum?«
    »Damit ich unseren Kindern nicht später erzählen muss, dass ihr Dad seine Liebeserklärung auf dem Rücksitz eines Autos gemacht hat.«
    »Wir sind auf den Vordersitzen.«
    »Ja, na ja … weißt du, ich glaube zwar, dass ich es mit deinem Dad aufnehmen könnte, und lasse mich nicht so leicht unterkriegen, aber ich würde mich trotzdem lieber nicht mit ihm anlegen.«
    Avi zieht sein Shirt an und bedeckt seinen Waschbrettbauch und seine braun gebrannte Brust, von denen ich mal dachte, dass sie mich kaltlassen. Was für eine Fehleinschätzung.
    »Gehen wir ein Stück am Strand?«
    Ich sehe aus dem Fenster. Es ist eine kalte, windige Nacht in Nordillinois. »Da draußen ist es eisig.«
    »Dann kuschle dich eng an mich, ich halte dich warm.«
    Wir steigen aus. Avi legt seinen Arm um mich, als wir hinunter zum dunklen Sandstrand laufen. Er hat recht. In seinem Arm ist mir trotz der Minusgrade warm. Nach ein paar Minuten bleibt Avi stehen und sieht mich an. Er nimmt meine Hand in seine und verschlingt seine Finger mit meinen. »Amy«, sagt er, und ich höre an seiner Stimme, wie ernst es ihm ist.
    In meinen Augen spiegeln sich meine Gefühle. Er wird es sagen … ich weiß, wie schwer ihm das fällt. Sein Bruder ist bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen, und seitdem hat Avi ein Problem damit, seine Emotionen zu zeigen.
    Er presst die Augen zusammen, als würde er verzweifelt darum ringen, die Worte herauszubekommen. »Warte hier.« Er zieht meine Autoschlüssel aus seiner Gesäßtasche und rennt zurück zum Wagen. »Hier«, sagt er und hält mir mein Handy hin. »Hör deine