Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
unterbreche ich sie. »Er kann dir nicht den ganzen Tag lang Rede und Antwort stehen, was er macht.«
»Schießt ihr mit Gewehren?«
Avi sieht zwischen mir und meiner Mom hin und her. »Wenn wir müssen.«
Ich brauche eine Cola. Das ist schlimmer, als ich gedacht hätte. Ich öffne den Kühlschrank, aber es ist keine Cola drin … weder Diätcola noch Cherry Coke und auch keine Vanilla Coke. Nicht mal Coke Zero. »Äh, Mom, wo ist die Cola?«
»Wir haben keine im Haus. Ist nicht gut fürs Baby«, sagt sie und legt sich die Hand auf den Bauch.
Während ich auf ihre Hand starre, die über ihren Bauch streichelt, muss ich wieder an die Neugeborenenausstellung denken, die wir uns heute angesehen haben. Zum ersten Mal kann ich mir vorstellen, wie mein kleines Geschwisterchen gerade aussieht. So groß wie meine Faust … wenn überhaupt.
Marc kommt in die Küche und stellt sich Avi vor. Die beiden schütteln sich die Hand. »Spielst du Golf?«, fragt Marc und niest in ein Taschentuch, das er gerade aus seiner Hosentasche gezogen hat.
»Nein. Mein Sport ist Fußball«, sagt Avi und sieht mich an. Ich zucke verwirrt die Schultern. Will Marc auf der Range ein paar Abschläge machen, um Avis Fähigkeiten im Umgang mit einem Schläger zu testen? Oder ist das der verzweifelte Versuch, ein Männergespräch über Sport zu führen, oder schlimmer noch, ist er auf einen Wettkampf aus?
»Warum schaut ihr Jungs nicht mal, ob im Fernsehen ein Fußballspiel läuft, während Amy mir beim Tischdecken hilft?«
»Ich kann auch helfen«, bietet Avi an.
Doch ich sage: »Geh nur«, und schiebe ihn sanft aus der Küche. Mom und ich können ihn hier nicht brauchen, wenn wir über ihn reden.
Während Marc und Avi es sich im Wohnzimmer gemütlich machen, decken meine Mutter und ich den Tisch. Mom strahlt mich an, als hätte ich mich gerade verlobt oder so. »Er ist hinreißend«, sagt sie. »Ich kann verstehen, warum du ihn so magst.«
Ihn magst ? Es ist ein bisschen mehr als das: Ich liebe ihn wie verrückt, und wenn er nur im anderen Zimmer ist, ist mir das schon zu weit weg. Ich will gar nicht daran denken, dass ich ihn morgen zum Flughafen fahren und zusehen muss, wie ein Flugzeug mit ihm davonfliegt.
Ich sehe auf den Blumenstrauß in der Mitte des Küchentischs. »Mom«, frage ich, »wie oft warst du eigentlich verliebt?«
»Wie oft ich dachte , ich wäre verliebt, oder wie oft ich wirklich verliebt war?«
»Woran erkennt man den Unterschied?«
»Gar nicht. Zumindest nicht gleich, sondern meist erst hinterher. In der Highschool war ich in Danny Peterson verliebt. In den letzten beiden Schuljahren sind wir miteinander gegangen.«
»Was ist mit Danny passiert?«
»Ich habe ihn erwischt, wie er Shayna Middleton während des Sportunterrichts hinter der Tribüne geküsst hat. Wahrscheinlich hat er mich nicht so sehr geliebt wie ich ihn. Und dann deinen Dad.«
Tief in den blauen Augen meiner Mutter entdecke ich Wehmut. »Warum hast du ihn nicht geheiratet, Mom? Ich weiß, dass er dir mehrere Anträge gemacht hat, aber du wolltest nicht.«
Sie knotet auf dem Tisch ihre Finger ineinander. »Meine Eltern … deine Großeltern … sie dachten, dein Vater wäre nicht gut für mich. Ein Ausländer. Sie meinten, er könnte mich vielleicht verlassen und zurück nach Israel oder sonst wohin gehen. Oder er wolle mich nur heiraten, um die Staatsbürgerschaft zu bekommen, und würde mich dann sitzen lassen.«
»Wünschst du dir manchmal, es wäre anders gekommen?«, frage ich. Ich meine, wenn sie meinen Dad geheiratet hätte, als sie schwanger war, dann müsste ich mich jetzt nicht mit einem niesenden Stiefvater rumschlagen, und meine Eltern würden nicht meilenweit auseinanderwohnen. Wir wären eine ganz normale Familie, nicht so ein Patchwork-Ding.
Sie sagt leise: »Ehrlich gesagt … nein. Dein Vater und ich, das wäre niemals gutgegangen. Er ist mit seiner Arbeit verheiratet, und ich brauche einen Mann, der für mich da ist. Marc richtet seinen Arbeitsplan nach mir aus, nicht anders rum.«
Bei ihren Worten erlischt der letzte Funke Hoffnung in meinem Herzen. An jedem Geburtstag habe ich darum gebetet, dass meine Eltern zusammenkommen – jeden Penny, den ich in irgendwelche Brunnen geworfen habe, jede Wimper, die ich mir vom Finger gepustet habe. Jetzt wird mir klar, dass all das Hoffen und Beten umsonst war. Manche Dinge sind eben, wie sie sind. Die lassen sich nicht ändern. Nicht mal von mir.
»Und wünschst du dir manchmal, du
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