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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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ihn wegen der Karten fragen könntest.« Sie streckt die Hand nach dem Türgriff aus, hält dann jedoch mitten in der Bewegung inne und dreht sich mit leicht panischem Gesichtsausdruck zu mir um. » Oh Gott. Und was machen wir, wenn er uns keine Karten besorgen kann?«
    Ich sehe sie mit hochgezogenen Brauen an. » Willst du wirklich auf das Pearl-Jam-Konzert, Em?«
    » Natürlich. Unbedingt!«
    » Okay. Und wann war das letzte Mal, dass du etwas, was du unbedingt wolltest, nicht bekommen hast?«
    Ich warte, während sie nachdenkt. Schließlich zuckt sie mit den Achseln und lächelt. » Bin ich echt so ein verwöhntes Miststück?«
    » Nein«, lüge ich. Als Emma mich mit ihrem unwiderstehlichen Welpenblick ansieht, räume ich ein: » Manchmal vielleicht schon ein bisschen, aber ich liebe dich trotzdem.«
    Wir öffnen die Tür zum Seitentrakt des Schulgebäudes, treten unsere Stiefel auf der Matte ab und beobachten, wie der über uns angebrachte Heizstrahler den Schnee, den wir mit hereingebracht haben, in Sekundenschnelle zum Schmelzen bringt. Ich würde Emma wahnsinnig gern von meinem merkwürdigen Erlebnis im Morgengrauen erzählen und eigentlich wäre jetzt genau der richtige Moment dafür, aber die Geschichte ist so absurd, dass ich zögere. Ich meine, wie erklärt man jemandem– auch wenn dieser jemand die beste Freundin ist–, dass man einen Menschen gesehen hat, der in der einen Sekunde noch da war und einen angelächelt hat und in der nächsten quasi spurlos– bis auf den Abdruck seines Hinterns auf einem verschneiten Tribünensitz– verschwunden ist.
    » Em?«
    » Ja?«
    » Mir ist vorhin was total Komisches passiert…« Ich sehe mich um und vergewissere mich, dass uns niemand hören kann.
    » Was war denn?«, fragt sie, während wir in Richtung unserer Schließfächer gehen.
    Ich öffne gerade den Mund, als Alex Camarian– Schulschönling und Supermacho– um die Ecke biegt und mit ausgebreiteten Armen auf uns, genauer, auf Emma zusteuert. » Ah! Der erste Lichtblick, der mir an diesem trüben Morgen vergönnt ist!«
    » Hey«, protestiert Emma. » Siehst du nicht, dass wir uns gerade unterhalten? Was willst du?«
    » Das kann ich dir gerne sagen, Schönste aller Schönen.« Alex legt einen Arm um sie und zieht sie an sich. » Und zwar, während ich dich zu deinem Klassenraum begleite, wenn du gestattest.«
    Emma verdreht seufzend die Augen, aber ihr ist anzusehen, dass sie auch ein klitzekleines bisschen geschmeichelt ist. Sie schaut mich fragend an und mir bleibt nichts anderes übrig, als lächelnd mit den Achseln zu zucken und zu nicken. » Darf ich?« Mit dem pseudosexy Schlafzimmerblick eines Telenovela-Herzensbrechers hakt Alex sich bei Emma unter und zieht sie mit sich. Sie wirft mir über die Schulter einen entschuldigenden Blick zu und schüttelt in gespielter Resignation den Kopf, als hätte sie keine andere Wahl, als mitzugehen. » Wir unterhalten uns später, okay?«
    Vielleicht ist Alex’ Auftauchen ja ein Zeichen dafür, dass es klüger wäre, mit niemandem darüber zu reden, dass ich jemanden gesehen habe, der sich in Luft aufgelöst hat– noch nicht einmal mit meiner besten Freundin.
    In den nächsten Stunden bin ich mit den Gedanken weniger beim Unterricht als immer noch bei dem merkwürdigen Vorfall im Stadion, sodass ich mich kaum auf den Stoff konzentrieren kann. Vor Spanisch gehe ich zu meinem Schließfach, hole meine Unterlagen und einen Kaugummi für unterwegs heraus, richte mich wieder auf und… da steht er.
    Ich starre ihn mit offenem Mund an und frage mich, ob ich womöglich auf einmal unter Halluzinationen leide, aber der Junge mit den kinnlangen dunklen Haaren, der ein paar Meter weiter von unserem Schulsprecher Dean Parker durch das Gewusel auf dem Flur geführt wird, ist definitiv derselbe, den ich heute Morgen im Stadion gesehen habe. Vermutlich ist er auch der Neuzugang aus Kalifornien, von dem Emma vorhin erzählt hat. Als die beiden an mir vorbeikommen, höre ich, wie Dean ihm gerade die Schulordnung erläutert, während der Blick des Neuen ungerührt über mich hinweggleitet, als wäre ich überhaupt nicht da. Völlig entgeistert schaue ich den beiden hinterher, bis sie um die Ecke biegen und verschwunden sind.

3
    Normalerweise gehöre ich in Spanisch zu den Ersten, die an ihrem Platz sitzen, aber heute stürze ich erst kurz vor dem zweiten Gong ins Klassenzimmer. Señor Argotta sieht mich überrascht an, als könne er kaum glauben, dass ausgerechnet ich zu

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