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Zwischen uns (German Edition)

Zwischen uns (German Edition)

Titel: Zwischen uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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dass ich mich geschnitten hatte. Mein Gesicht tat weh, mein Rücken und meine Schultern schmerzten, und selbst meine Knie fühlten sich aufgekratzt an.
    Vic strich mir mit den Fingern das Haar aus der Stirn und sah mir in die Augen. „Es tut mir leid. Verflucht, du kannst froh sein, dass ich dich nicht erschossen habe.“
    Ich hatte die Pistole nicht bemerkt. Eine SIG Sauer, die er in einer Ledertasche an seinem Gürtel trug. Ich hatte sie natürlich schon Hunderte Male gesehen. Hatte sogar schon ein paar Mal auf der Wiese damit geschossen. Ich wusste, welchen Schaden sie anrichten konnte. Und trotzdem wollte es mir nicht in den Kopf, warum Vic hätte auf mich schießen sollen.
    „Ich hab gehört, wie jemand versucht hat, reinzukommen“, sagte er. „Dann bellte der Hund von nebenan. Jemand war an der Gartentür. Ich wusste nicht, dass du das warst. Verflucht, Tesla, warum hast du nicht einfach geklopft? Oder, herrje, mich angerufen? Ich hätte dich reingelassen!“
    „Ich wollte dich nicht wecken“, war alles, was ich sagen konnte. Mein Mund fühlte sich taub an, meine Lippen waren geschwollen. Ich bemerkte, dass ich Blut schmeckte. Ich hatte mir auf die Lippe gebissen.
    „Was hast du dir nur dabei gedacht, verflucht nochmal?“
    „Was ich mir gedacht habe? Was hast du dir denn gedacht - dass du Rambo bist? Warum hast du nicht erst das Licht angemacht, um zu sehen, wen du da anspringst? Guter Gott, Vic, hast du wirklich gedacht, da versucht jemand einzubrechen?“
    „Ja“, sagte er emotionslos. „Das habe ich.“
    Ich schluckte Blut und presste meine Finger gegen die Nasenwurzel. „Scheiße, ich hab das Fenster kaputtgemacht.“
    „Hast du dich geschnitten? Blutest du?“ Er begann, meinen Arm zu untersuchen. „Deine Jacke ist aufgeschlitzt.“
    „Na großartig. Das war meine Lieblingsjacke. Du Arschloch, Vic.“
    „Ich kauf dir eine neue.“ Er beugte meinen Ellbogen. „Er ist nicht gebrochen. Was ist mit dem Rest? Zieh das aus. Lass mich dich ansehen.“
    Ich riss mich von ihm los und kam wacklig auf die Beine. „Du hast genug angerichtet.“
    Vic stand ebenfalls auf. „Ich hab gesagt, dass es mit leidtut. Herrje, Tesla. Soll ich mich etwa dafür entschuldigen, dass ich meine Familie beschützen möchte? Ich dachte, hier unten wär jemand. Ich dachte, er hätte es auf dich abgesehen. Würde dir wehtun …“
    Langsam wich mein Ärger. Stattdessen fühlte ich die Schrammen. Ich konnte nicht länger auf ihn wütend sein. Es war ziemlich dumm von mir gewesen, zu versuchen, auf diese Weise durch das Fenster zu kommen. Und seine Besorgnis rührte mich so sehr, dass mir die Tränen kamen.
    „Verflucht“, sagte Vic kläglich. „Es tut mir leid. Nicht weinen, Tesla. Bitte nicht, ja?“
    Ich wischte mir übers Gesicht. „Ich glaube, ich brauche etwas Eis.“
    „Komm, ich helf dir.“ Und das tat er, die Treppe hinauf in die Küche, wo er mich zu einem Stuhl schob. Ich zog den Mantel aus, und wir sahen uns den Ellbogen an.
    Vic reichte mir einen riesigen Beutel mit gefrorenen Erbsen. „Hier. Die Kinder essen sie eh nicht.“
    Ich hielt ihn mir über das rechte Auge, das am meisten abbekommen hatte. „Danke.“
    Er machte für uns beide Tee, nahm den Kessel vom Herd, bevor er zu pfeifen anfing, dann setzte er sich mit einer großen Tasse in der Hand mir gegenüber. Wir redeten nicht viel. Die Schmerzen wurden stärker, aber ich wollte nichts sagen, weil er sich sonst nur noch schlechter gefühlt hätte.
    „Du solltest dich heute bei der Arbeit krankmelden“, meinte Vic. „Vielleicht sogar zum Arzt gehen.“
    Ich konnte heute auf keinen Fall zur Arbeit gehen, das stand fest. Ich würde die Augen nicht eine ganze Schicht lang offen halten können, geschweige denn gut drauf sein. Oder mit Joy klarkommen. „Ich brauch keinen Arzt. Nur Schlaf.“
    „Es tut mir leid“, sagte Vic wieder.
    Ich legte die Erbsen zwischen uns auf den Tisch, um einen Schluck heißen Tee zu trinken. Wieder saßen wir zusammen im Dunkeln, wieder warteten wir auf den Sonnenaufgang, während alle anderen im Haus schliefen. Es schien mir ein guter Zeitpunkt zu sein, nicht schlechter als andere jedenfalls, also fragte ich: „Was zum Teufel ist mit dir los?“
    Er antwortete nicht. Drehte seine Tasse auf dem Tisch herum, bis das Geräusch des Porzellans auf Holz mich dazu brachte, eine Hand auf sein Handgelenk zu legen. Er hörte auf. Er hatte immer noch die Pistole an seinem Gürtel, auch wenn ich sie unter der Tischkante nicht

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