Zwischen uns (German Edition)
entschlossen, zitternd und mehr als ein bisschen sauer - an der Tür des Wintergartens, bis ich das kleine Schloss aus der Verankerung im Holz gerissen hatte. Der Haken baumelte noch in der Öse, und als ich die Tür hinter mir schloss, nahm ich mir die Zeit, die Schraube wieder in die Tür zu drücken. Vic hatte das Schloss schon hundertmal repariert, aber das Holz war alt und mürbe.
Die Fenster waren zwar mit großen Plastikfolien abgedichtet, aber es war drinnen nicht viel wärmer als draußen. Zumindest waren die Möbel ordentlich aufeinandergestapelt und mit Laken abgedeckt, sodass ich nicht befürchten musste, mir das Schienbein zu stoßen oder über irgendetwas zu stolpern. Ich machte mir nur wenig Hoffnung, dass die hintere Tür, die zum Arbeitszimmer führte, nicht abgeschlossen war. Sie war es natürlich. Also blieben mir nur die kleinen schmalen Fenster direkt über dem Boden. Eines führte ins Wohnzimmer, das andere zum Lagerraum im Keller. Beide waren gerade breit genug, dass ich meine Schultern durchbekam, wobei unklar war, ob auch meine Hüften hindurchpassen würden. Ich konnte nur hoffen, dass ich es schaffte, ohne wie Pu der Bär in der Tür des Kaninchens festzustecken.
Seitdem ich hier bei Vic lebte, hatte ich nie ein Ausgehverbot erteilt bekommen, deshalb hatte ich mich auch noch nie so ins Haus geschlichen. Aber ich hatte gelernt, wie man die Fenster aus dem Rahmen hob und hindurchkrabbelte, falls mal ein Feuer ausbrach. Vic trichterte einem solche Sachen gerne ein.
Natürlich war es eine vollkommen andere Sache, ob man die Fenster von innen und entsprechend der Gebrauchsanweisung aus dem Rahmen hievte, oder ob man von außen daran herumfummelte. Dass meine Finger sich taub anfühlten, machte es auch nicht gerade leichter. Fluchend und vor Frust kurz vorm Heulen, gelang es mir schließlich, meine Fingerspitzen in die schmalen Fugen an den Seiten des Fensterrahmens zu schieben. Ich drückte, drückte noch fester. Metall quietschte, und das Fenster war so plötzlich lose, dass ich nach vorne fiel und mir das Gesicht an dem rauen Putz darum verschrammte. Aber zumindest, das muss ich mir anrechnen, ließ ich es nicht fallen.
Es gelang mir, es mit einer Hand festzuhalten und langsam hinuntersinken zu lassen, auf die Couch, die direkt unter dem Fenster stand. Dann steckte ich Kopf und Schultern hindurch, zog den Bauch ein. Ich musste mich leicht seitwärts drehen, um meine Hüften durchzubekommen, weshalb ich mit dem Kopf nach unten hing und mich fragte, warum ich nicht mit den Füßen zuerst durch das Fenster gestiegen war.
Aber schließlich, nach einigem Manövrieren, schaffte ich es, mich auf der Couch abzustützen, sodass ich, als meine Beine endlich durch waren, nicht runterfiel und dabei das Fenster kaputtmachte oder so.
Nichts davon half mir viel, als ich vom Sofa auf den Boden des Wohnzimmers kullerte, der zwar mit Teppich ausgelegt, aber trotzdem hart wie Stein war.
Oder als zwei starke Hände mich von hinten am Nacken und am Arm packten und mich hochhievten, bevor sie mich mit dem Gesicht nach unten wieder auf den Teppich drückten.
Ich war zu überrascht, um aufzuschreien, also trat ich stattdessen um mich. Es gelang mir, meinem Angreifer ein paar harte Tritte zu verpassen, bevor er mich wieder aufgriff und hinuntersausen ließ. Diesmal auf die Couch. Und das Fenster. Das an meinem Ellbogen zerbrach - zum Glück war der durch meine dicke Militärjacke geschützt. Dann wurde ich wieder auf den Boden geworfen, und ein Knie bohrte sich in meinen Rücken.
Endlich gelang es mir zu schreien. Nicht sehr laut, da ich kaum noch atmen konnte und mein Gesicht in den Teppich gedrückt wurde. Mir tat alles weh. Ich hatte Glassplitter im Haar; ich hörte es auf dem Teppich knirschen.
„Tesla?“
Das Gewicht auf meinem Rücken verschwand. Die Hände, die gerade noch hart zugepackt und Schmerzen verursacht hatten, wurden sanft, halfen mir hoch, bis ich wackelig aufsitzen konnte. Das Licht ging an.
„Scheiße. Oh, Scheiße. Tesla. Was zum Teufel hast du da bloß gemacht?“ Vic kauerte sich vor mir hin, griff sanft nach meinen Oberarmen. „Oh, Mäuschen. Was zum Teufel?“
Es musste wirklich schlimm für ihn gewesen sein, wenn er mich „Mäuschen“ nannte, ein Kosewort, das er nur verwendete, wenn die Kinder oder Elaine sich wehgetan hatten oder krank waren. Ich holte tief Luft und hätte ihn gern angebrüllt, doch mir versagte die Stimme. Mein Ellbogen pochte, aber ich glaubte nicht,
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