Zwischen uns (German Edition)
aufregte, dass Charlie und ich sie meist nur stumm beobachteten, bis sie sich zu uns umdrehte und zu lachen begann. Charlie war freundlich. Warmherzig. Rücksichtsvoll. Höflich. Er hatte einen trockenen, aber wunderbar feinen Sinn für Humor. Zwei Wochen sind hinsichtlich einer Beziehung keine lange Zeit, aber es brauchte nicht lange, bis ich das Gefühl hatte, Charlie zu kennen.
Meredith war auf einer ihrer Hausfrauenpartys, diesmal für Jangle Bangles -Klimperreifen , aber sie hatte mir gesagt, ich solle nach der Arbeit direkt zu ihr nach Hause gehen und dort auf sie warten, da sie am Nachmittag zurück sein würde. Deshalb waren Charlie und ich das erste Mal, seit das mit uns begonnen hatte, allein miteinander, und auch wenn ich stundenlang mit ihm telefoniert hatte, fühlte es sich doch sehr ungewohnt und merkwürdig und unerträglich aufregend an.
Ich hatte etwas zu lesen mitgebracht und vertiefte mich in mein Buch, während wir auf Meredith warteten. Charlie hatte mich an der Tür geküsst, sich dann aber mit einem Stapel Aufsätze, die er bewerten musste, aufs Sofa gesetzt. Ich saß am anderen Ende, meine Füße unter seinen Beinen. Wir waren für gute fünfzehn oder zwanzig Minuten still, bis Charlie mit einem Gähnen aufsah.
„Was liest du da?“
Ich hielt ein zerfleddertes Taschenbuch hoch, das ich bereits schon mal gelesen hatte. „Es heißt ‚Unschuld und Unheil‘.“
„Ist es gut?“
„Eins meiner Lieblingsbücher.“ Ich zeigte ihm den Umschlag. „Robert McCammon, Hast du mal was von ihm gelesen?“
Charlie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin ein großer Stephen King-Fan. Koontz. Barker. Ich lese vor allem Horror und Science-Fiction.“
Ich lachte. „Dann dürfte dir McCammon gefallen. Dies hier ähnelt auf merkwürdige Weise den Erzählungen von Bradbury, aber er hat auch großartige Horror-Sachen geschrieben. Magst du auch Horror-Filme?“
„Mein Lieblingsgenre. Nicht diese Folter-Porno-Sachen“, fügte Charlie hinzu. „Aber ein guter Psycho-Horror oder ein übersinnlicher Film. Ich liebe Zombies.“
„Ich auch! Magst du 28 Days later ?“
Wir strahlten einander an und fühlten uns plötzlich auf einer ganz anderen, neuen Ebene verbunden, die nichts mit unseren Geschlechtsteilen zu tun hatte.
„Ja, der. Hast du A Tale of Two Sisters gesehen? Er kommt aus Korea.“ Charlie schüttelte sich. „Bei dem hab ich mir vor Angst fast in die Hosen gemacht.“
„Neeeiiiin“, sagte ich atemlos. „Aber ich liebe asiatischen Horror, überall diese schwarzen Haare, und sie sind so unheimlich und furchteinflößend. Den muss ich mir unbedingt ansehen. Ich werd ihn mir mal ausleihen.“
„Du, ich hab ihn auf DVD. Wir könnten …“ Charlie zögerte kurz. „Du kannst ihn dir gerne ausleihen. Oder wir sehen ihn uns zusammen an. Ich käme mir bescheuert vor, wenn ich dich damit nach Hause schicke und du ihn dir alleine angucken musst.“
„Das würde ich gerne, Charlie.“
Wir lächelten uns an.
„Was würdest du gerne?“ Meredith, beladen mit Handtasche und dem Koffer, in dem sie ihre Schmuck-Muster transportierte, war unbemerkt durch die Garagentür hereingekommen.
„Horrorstreifen. Tesla liebt Horror.“ Charlie stand auf, um ihr den Koffer abzunehmen.
Sie warf mir einen Blick zu und gab Charlie den Koffer. „Ach ja? Wie schön, dass ihr etwas gemeinsam habt.“
„Du magst keinen Horror, oder?“ Ich sprang auf, um sie zu begrüßen. „Wieso nicht?“
Sie zuckte die Schultern und gab Charlie einen Kuss, dann umarmte sie mich. „Ich mag sie einfach nicht. Mmhhm, du riechst gut. Was ist das?“
Ich schnupperte an meinem Handgelenk. „Ach, das ist ein Duftöl, das ich auf dem Markt gekauft habe. Es heißt ‚Steam Dreams‘.“
Sie beugte sich weiter vor und atmete tief ein. „Es gefällt mir. Es riecht nach dir.“
„Ich schätze, das ist gut - schließlich trage ich es ja auch.“
Sie warf mir einen dieser Blicke zu, die ich öfters an ihr Charlie gegenüber beobachtet hatte. „Du Schlaumeier. Und, seid ihr beide aufbruchsbereit? Gebt mir nur ein paar Minuten, um mich umzuziehen und diesen Mist loszuwerden.“
Sie rasselte mit ihren Armreifen, löste sie bereits von ihrem Handgelenk.
Charlie sah zum Sofa rüber. „Ich muss noch ein paar Aufsätze korrigieren. Ich brauch noch vielleicht eine Stunde?“
Sie runzelte die Stirn. „Ich dachte, du bist fertig, bis ich nach Hause komme?“
„Ich helfe dir, Charlie“, bot ich an. „Ich kann mit dir die
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