Zwischen uns (German Edition)
stellen, obwohl mir eigentlich ziemlich klar war, dass so etwas so gut wie ausgeschlossen war.
„Hattest du das geplant?“, wollte ich von ihm wissen. „Chase?“
„Ich … Er wollte wissen …“
„Was wollte er wissen?“ Ich setzte mich auf die Couch, um endlich meine Strumpfhose anzuziehen, und weil ich plötzlich das Gefühl hatte, gleich umzukippen.
„Für wen du dich entscheiden würdest“, antwortete Chance an Chase‘ Stelle. „Und das weiß ich jetzt. Scheiße, ich kann einfach nicht glauben, dass ich dich zu diesem beschissenen Ball mitgenommen habe. Ich hab dir Blumen gekauft, Tesla! Ich bin mit dir essen gegangen und hab dann auch noch brav die Rechnung bezahlt! Und die Eintrittskarten!“
„Aber … du wolltest das.“ Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Es war ein Verrat, das ja, aber ich war mir nicht sicher, wer hier eigentlich wen verraten hatte. Ich fand meine Schuhe und schob meine Füße hinein, band langsam die Schnürsenkel zu, sodass ich keinen der beiden ansehen musste. „Ich hab dich nicht darum angebettelt oder so. Scheiße nochmal.“
„Wenn Chase dich gefragt hätte, wärst du dann mit ihm gegangen?“
Ich stand auf. Sah Chance an. „Ja. Natürlich. Aber er hat mich nicht gefragt, sondern du. Also bin ich mit dir gegangen.“
„Aber du wärst lieber mit ihm gegangen.“ Chance hörte sich erbärmlich an.
Da verstand ich endlich. Ich hatte nicht vorgehabt, irgendjemandem das Herz zu brechen, aber genau das war anscheinend geschehen. Ich runzelte die Stirn. Ich konnte ihm nicht widersprechen, wollte es aber auch nicht nochmal sagen.
„Er will nicht mit dir zusammen sein“, sagte Chance.
Ich sah zu der Stelle auf dem Teppich hinüber, wo wir gerade Sex gehabt hatten, dann zu Chase, der mich immer noch nicht ansah. „Nein? Was haben wir dann gerade gemacht?“
„Wir wollten rausfinden, ob du es tun würdest.“ Chase‘ Stimme war nicht schrill oder wacklig, wie die seines Bruders gewesen war. Seine war tief und rau geworden, ein Hinweis darauf, wie sie in den kommenden Jahren werden würde. Wenn er zum Mann werden würde.
Chance räusperte sich, und zu meinem Schrecken kämpfte er mit den Tränen. „Ohne mich. Und du hast es getan.“
„Ihr habt mich reingelegt?“ Ich war nicht sonderlich wütend, noch nicht. Das würde später kommen, wenn ich erst mal darüber nachdachte, wie beschissen alles geendet hatte. „Warum habt ihr das gemacht?“
Jetzt sah Chase mich an. „Weil wir es wissen wollten.“
Wir drei hätten ein Kreis sein können, weich und rund, aber was geschehen war, hatte uns in ein Dreieck verwandelt mit scharfen, verletzenden Ecken. Ich hatte ihnen beiden nichts zu sagen. Ich hatte Chance unwillentlich verletzt, aber was sie getan hatten, war mit Vorsatz gewesen. Es gelang mir gerade so, nicht in Tränen auszubrechen.
„Nun“, sagte ich, „jetzt wisst ihr es.“
Ich wartete ihre Reaktion nicht ab. Ich ließ sie beide dort im Hobbykeller zurück, und als ich am nächsten Tag in der Schule vor ihren Spinden an ihnen vorbeiging, drehte ich mich nicht einmal zu ihnen um. Das zumindest war nichts Neues - so hatten wir uns bisher ja auch verhalten. Ich schickte Mrs Murphy ihren letzten Scheck zurück mit einer kleinen Notiz, dass ich ihre Söhne nicht weiter unterrichten konnte. Sie brauchten mich eh nicht mehr.
Chase Murphy hatte mich nicht gewollt. Melissa hatte mich wegen einer Frau verlassen, die besser zu ihr passte. Vic empfand etwas für mich, aber er hatte deswegen solche Schuldgefühle, dass es fast besser wäre, er täte es nicht.
Ich war mit Jungs zusammen, mit Mädchen, hatte One-Night-Stands. Nichts war von Dauer gewesen, und ich sagte mir selbst, dass ich es so wollte. Aber jetzt, mit Simones Frage im Kopf, musste ich ständig daran denken, wie Meredith und Charlie sich liebevoll wegen des Weins gezankt hatten.
Warum konnte ich so was nicht auch haben?
21. KAPITEL
Sonntage sind die besten Tage im Mocha . Nicht nur, weil sich Joy an diesem Tag immer freinimmt, sondern weil die meisten Gäste nicht wie sonst unter Zeitdruck stehen, weil sie noch irgendwo anders hinmüssen. Selbst früh aufzustehen, um das Café zu öffnen, ist deshalb sonntags gar nicht so schlimm.
An diesem Sonntag war Eric einer der Ersten, die durch die Tür kamen. Wie immer war sein Haar zerzaust, und er hatte eine Ledertasche und einen Notizblock bei sich. Er sah so müde aus, wie ich mich fühlte.
„Harte Nacht gehabt?“, fragte ich
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