Zwischen Wind und Wetter
gipfelte. In ihr heißt es:
‘Die britische Regierung anerkennt, daß es alleinige Sache der Menschen in Irland ist, durch eine zwischen den beiden jeweiligen Teilen getroffene Vereinbarung ihr Recht auf Selbstbestimmung auszuüben, auf der Grundlage frei und gleichzeitig im Norden und im Süden gegebener Zustimmung, um so ein vereintes Irland zu schaffen, wenn das ihr Wunsch ist.’
Im Juli 1994 erklärte die IRA überraschend den bewaffneten Kampf für beendet und hielt sich auch daran. Die britische Regierung unter John Major bestand trotzdem auf einer Entwaffnung, bevor sie zu Verhandlungen auch mit der IRA, nicht nur mit Sinn Fein, dem politischen Arm der IRA, bereit war.
Der US-amerikanische Präsident Bill Clinton schaltete sich ein, rief den nordirischen Paramilitärs ein ‘Eure Zeit ist vorbei!’ zu und erklärte zum Unwillen der Londoner Regierung die IRA ohne Entwaffnung zum Verhandlungspartner.
Doch in den irischen Pubs kursiert die Meinung, den Ländern, in deren Angelegenheiten die USA sich einmischten, erginge es schlecht.
Dennoch sieht es 1994 und 1995 stark nach Friedensmöglichkeiten aus. Jeder Tag ohne Bomben und Schießereien ist ein Geschenk, heißt es bei den Menschen in Belfast. Und mit jedem Tag wird es für die Terroristen beider Seiten schwieriger, zur Gewalt zurückzukehren.
Viel Hoffnung herrscht in Nordirland.
Am 9. Februar 1996 explodiert in den Docklands von London eine Bombe, die zwei Männer tötet und über hundert Menschen zum Teil schwer verletzt. Es bleibt nicht die einzige Bombe. Der Verdacht richtet sich gegen die IRA.
Die Bluttat riecht nach der Handlungsweise von Fundamentalisten, welcher Seite auch immer, die ein sinnvolles Ergebnis der Verhandlungen verhindern wollen.
Wieder einmal keine Hoffnung in Nordirland?
Diesen verhexten Leuchtturm vom Kilcredaun Point werden wir einige Tage später von Ballybunion aus direkt gegenüber weiß leuchtend, in Grün eingebettet, im Sonnenschein liegen sehen.
»Der verhöhnt uns nachgerade«, bemerke ich auf einer unserer späteren Klippenwanderungen.
»Guck mal, da ist ein Felsdurchbruch«, sagt Ilse und zeigt in eine ganz andere Richtung.
»Dieser Leuchtturm dahinten, jenseits der Shannon-Mündung, siehst du ihn ?« hake ich nach.
»Ja, natürlich sehe ich ihn, bin ja nicht blind, der ist aber zum Malen zu weit weg .«
Ich tröste: »Und überhaupt, wahrscheinlich sieht der genauso aus wie der vom Loop Head .«
»Sicher, wahrscheinlich hat er noch nicht einmal ein rotes Gitter .«
»Bestimmt hat der kein rotes Gitter, der nicht .«
»Blöder Leuchtturm!«
»Na, so blöde kann er nicht sein, du wolltest ihn doch malen .«
»So etwas male ich nicht .«
»Hast du auch nicht nötig, wir werden ja noch am Leuchtturm von Tarbert vorkeikommen .«
»Ja«, sagt sie begeistert, »der ist sicher schön, der kleine Turm vor Tarbert, unterhalb der Fabrikschornsteine, wo die Shannon-Fähre anlegen wird, mit der feinziselierten Brücke und den gelben Flecken vom Rost.«
»Genau«, bestärke ich sie, »und die Sonne wird dabei herauskommen; den Turm von Kilcredaun Point brauchen wir nicht .«
»Wirklich nicht, ich habe doch schon den vom Black Head, sturmumtost vor der Burrenlandschaft .«
»Aber vielleicht hat der vom Kilcredau... du weißt schon, vielleicht hat der doch ein rotes Gitter... ?«
»Ach, rotes Gitter, rotes Gitter, gib mir mal die Rotweinflasche und red’ nicht so viel !«
So oder so ungefähr könnte sich unser Gespräch einige Tage später in Ballybunion zugetragen haben.
Aber jetzt saßen wir am Wegesrand, kamen nicht so recht heran an das Malmotiv und hatten klebrige Finger vom Apfelsinensaft.
Nachdem wir uns erholt hatten, ging die fast heitere Rückfahrt weiter. Kurz nach dem Start ruppelte mein Hinterrad. Wieder einmal platt. Mit mehrmaligem Aufpumpen rettete ich mich nach Kilkee hinein, wie gehabt.
Zweiundsechzig Kilometer statt der geplanten vierzig, der Westwind stärker als vermutet und die schnellere Gangart: wir merkten es am nächsten Tag in Knochen und Muskeln.
IM PARADIES
Es scheint, als säßen wir überwiegend in Pubs und würden zwischendurch ein wenig radfahren. Es scheint nur so, denn ab und zu, bei dieser Wetterlage, ist ein Aufwärmen in geschlossenen Räumen notwendig.
Heute abend gibt es in Nolan’s Pub kleine, vorzügliche Bar Meals, Scholle und Rindfleisch, zu erschwinglichen Preisen zwischen 2,50 und 4,50 Pfund. Nicht immer wollen wir unseren Gaskocher im Schneidersitz
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