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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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der Dingle Halbinsel.
    »Wie malt man einen grauweißen Leuchtturm bei grauweißem Himmel ?«
    Die Antwort mußte ich der Malerin überlassen, die sich in einiger Entfernung von der Mauer auf den harten Steinen des Zufahrtweges niederließ und ihre Malutensilien hervorkramte. Wenn auch nicht wie geplant, so wurde er dennoch gemalt, grauweiß auf grauweiß, der Leuchtturm vom Loop Head. Und das rote Geländer machte sich wirklich sehr gut.

    Zur Belohnung erhielten wir eine fast heitere Rückfahrt. Plötzlich waren alle Wolken fort und die Sonne wärmte uns. Es ging an der Südseite der Halbinsel entlang, der Rückenwind schob uns, daß es eine Pracht war. Eine einsam gelegene Kneipe am Wegesrand fiel uns durch ein selbstgemaltes, großes Schild (a soign!) an der makellos weißen Hauswand auf.
    KEATINGS. Bar & Pub. Have one for the road in the nearest Bar to New York!
    Gern, aber für die Strecke nach New York bräuchten wir wohl mehr als einen, und für die Strecke nach Hause, zum Zelt, brauchten wir jetzt keinen.
    Schade, nächstes Mal bei Keatings.
    Kurz hinter Keatings lauerte uns ein Hund auf, den wir nicht wieder los wurden . Es war nichts zu machen. Wenn er wenigstens neben uns hergelaufen wäre. Er kreuzte ständig und unerwartet, weil er etwas am Wegesrand entdeckt hatte, holte dann aber leider immer wieder schnell auf. Ich hatte die Erfahrung gemacht, daß ausländische Hunde oft auf deutsche Kommandos reagierten. (Das müßte mal wissenschaftlich untersucht werden). Dieser reagierte weder auf englische noch deutsche Befehle. Im Gegenteil, alles was wir riefen, spornte ihn an. Nebenbei versuchte er noch, den wenigen entgegenkommenden Autos in die Reifen zu beißen, eine typische Angewohnheit irischer Hunde, die wir für ausgestorben hielten.
    Im übrigen hatten uns die irischen Hunde bisher ziemlich in Ruhe gelassen, blinzelten uns müde an, wenn wir vorbeitrampelten. Auch den Autos rannten sie kaum noch nach, wie wir es von früheren Irlandfahrten gewohnt waren. Da hatten wohl einige Generationswechsel stattgefunden nebst Anpassungsleistungen.
    Endlich erreichten wir einen Bauernhof, vor dessen Scheunentor zwei Hündinnen angebunden waren, die unseren Freund freudig anbellten. Blitzschnell bog er ab.
    »Das war doch derselbe Trick, wie ihn unser Freund Cocker Spaniel vom Shannon benutzte«, sagte ich.
    »Von wegen, der Hund dein bester Freund, der Mensch ist der beste Schutz des Hundes«, antwortete Ilse, »unterwegs kann man die eigenartigsten Erfahrungen machen, Reisen bildet !«
    Jedenfalls war er weg, und wir konnten normal weiterfahren.

    Das Schicksal hielt noch einen weiteren Leuchtturm für Ilse bereit, oder vielleicht nicht? Auf halber Strecke nach Kilkee, bei Currigaholt/Kilcredaun Point an der Südküste, gab es noch einen. Oder vielleicht nicht? Doch, es gab ihn. Aber er lag zur Seeseite hinter einem Berg, weiträumig eingezäunt, das Gebiet als militärischer Sperrbezirk gekennzeichnet. Das überraschte uns, an Armee und Militär hatten wir im Zusammenhang mit der Republik Irland nicht gedacht. Irland, das einzige Land Europas, das noch nie Eroberungszüge unternahm, ausgenommen jener Feldzug in Kutten, Christianisierung genannt. Und nun das.
    Enttäuscht setzten wir uns an den Straßenrand, aßen Apfelsinen und ließen uns, immerhin, von der Sonne bescheinen.
    Und Nordirland?
    Nachdem im August 1969 Straßenschlachten in Derry (damals noch Londonderry) Ausschreitungen auch in anderen Städten nach sich zogen, die Polizei zugunsten der Unioni-sten eingriff, riefen sowohl katholische Politiker als auch die nordirische Regierung englische Truppen zu Hilfe. Zu dem Zeitpunkt waren allerdings bereits drei britischeBataillone am Stadtrand von Derry stationiert. Am 19. August 1969 Unterzeichneten der nordirische Ministerpräsident Chichester-Clark und der britische Premierminister Harold Wilson ein Abkommen, das die Verantwortung für alle militärischen Sicherheitsmaßnahmen in Nordirland dem Oberkommandierenden der britischen Streitkräfte übertrug. Seitdem und trotzdem sind in Nordirland viele Menschen umgekommen, durch Terrorakte der Unionisten und durch die IRA. Die IRA reagiert häufig sehr hart, und der Pressesprecher des klerikalen Loyalisten Ian Paisly sorgte nicht gerade für Frieden, indem er forderte: Alle bekannten Republikaner sollte man einsperren und jeden Tag einen erschießen. Dann wäre schnell Ruhe.
    1993 gab es eine anglo-irische Friedensinitiative, die in der Ulster Declaration

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