Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
Vom Netzwerk:
eingezeichnet, einmal nur ein PKW, dann wieder ein LKW und zwei PKW. Ob unten im Bauch der Fähre eine Klappe ist und manchmal ein Fahrzeug unauffällig verschwindet? Auf jeden Fall werden sie Fahrräder mitnehmen, sogar kostenlos. Wir radeln an den zwei Riesenschornsteinen des Kraftwerks vom Money Point vorbei, dessen rote Erkennungslampen schwach im Nebel blitzen. Die obere Enden der Schornsteine sind nicht mehr zu sehen. Nach einer letzten, kräftezehrenden Steigung geht es hinunter zur Anlegestelle. Wir haben noch Zeit, machen Mittagspause mit Käsebroten und Mineralwasser, Sparkling Water.
    Wir sind die einzigen Radfahrer neben etlichen Personen- und Lieferwagen. Die ruhige Überfahrt dauert zwanzig Minuten. Einige Küstenmotorschiffe befahren die Shannon Mündung. Der kleine weiße Leuchtturm von Tarbert auf der Südseite der Flußmündung versinkt fast zur Nichtigkeit vor den Riesenschornsteinen einer weiteren Power Station. Das Motiv müßt Ilse von der Fähre aus malen! Wenn sie nur stehen bliebe! Langsam schiebt sich das Schiff an den Anleger.
    Wir sehen den Leuchtturm von der Seite, die kunstvoll ziselierte Eisenbrücke mit ihrem rokokoartigen Geländer, die vom Land zum Leuchtturm führt. Es scheint, als läge der Turm auf dem Kraftwerksgelände, wir erkennen hohe Zäune mit Stacheldraht. Das sieht nicht gut aus für die Malerin.
    Doch an Land entdecke ich eine kleine Treppe, die in einen Waldweg übergeht. Wir schließen die Räder ab und machen uns ans Klettern. Über glitschige Wege, ein Stück quer durch das Wäldchen, zuletzt über Felsbrocken und Betonklötze springend, die im Wasser liegen, pirschen wir uns außerhalb der Drahtzäune heran.
    Zwei Stunden lang sitzen wir auf einer Betonmole, während es der Sonne gelingt, die Wolkendecke zu durchdringen. Es wird wärmer, wir haben nicht mehr diese gottlosen zwölf bis vierzehn Grad! Und die Malerin malt ihren Leuchtturm mit den gelben Rostflecken auf dem Weiß.

    Weiter auf der L 105 über Astee und Ballylongford. Mein Fahrrad war am Fähranleger umgefallen, die Folgen merken wir bei einer kurzen Pause. Die Mineralwasserflasche ist im Rucksack ausgelaufen, das ist sehr ärgerlich. Noch ärgerlicher ist, daß wohl auch mein Seglermesser aus der Packtasche herausgefallen sein muß, wenn es nicht jemand gezielt gestohlen hat. Das Seglermesser, ein wichtiges Werkzeug für alle Notfälle des Lebens unterwegs.
    Die Landstraße windet sich auf zweihundert Meter Höhe, links erhebt sich der zweihundertachtungsechzig Meter hohe Knockanore Mountain. Zweihundert Meter ist nicht wenig, wenn man bedenkt, daß Normalnull, also Meereshöhe hier in Sichtweite ist. Die Bundesrepublik Deutschland läßt sich von Cuxhaven bis Essen Zeit, auf diese Höhe anzusteigen.
    Die Sonne hat den Kampf gegen die Wolken endgültig gewonnen, bei herrlichem Sonnenschein rollen wir am Knockamore Mountain vorbei nach Ballybunion.

    Hinein in das bunte Treiben eines Städtchens mit Seebadflair. Leute flanieren, sitzen draußen vor den Gaststätten, auch der Strand ist bevölkert. Das gibt es.
    Nur einen Campingplatz gibt es nicht, obwohl auf unserer Karte das Dreieck eingezeichnet ist. Stattdessen besitzt der Ort zwei unschöne Caravan-Parks. Am ersten sind wir, als es so schön abwärts ging, vorbeigefahren, so etwas wollen wir nicht. Jetzt steuern wir den zweiten am Ortsausgang an. Der Mensch im Büro ist ein Muffelkopf, nein, Zelte nimmt er nicht, das geht nicht, wirklich nicht. Oh, Maurice, jetzt fehlt uns der freundliche Helfer aus Cahir. Aber, das Gesicht des Mannes bekommt einen pfiffigen Ausdruck, der andere Platz, da oben, straight ahead, der nähme uns, surely .
    Wir sind nicht begeistert, noch wollen wir ihm das so recht glauben. Es hilft aber nichts, wir müssen es versuchen. Die herrliche Abfahrt also wieder hinauf, zum anderen Caravan-Park.
    Der Besitzer ist zwar netter, aber Zelte ? No, Zelte nimmt er nicht, das geht nicht. Als wir nicht weichen wollen, bekommt sein Gesicht einen pfiffigen Ausdruck. Bei ihm ginge es ja nicht, aber da unten, am anderen Ende des Ortes, da gäbe es noch einen Van-Platz, der nähme auch Zelte, surely.
    Wir sind weder begeistert, noch glauben wir ihm das. Wir wissen es besser und sagen es ihm auf den Kopf zu.
    Plötzlich macht er eine Kehrtwendung im wahrsten Sinn des Wortes. Er winkt uns, ihm zu folgen, führt uns zum englisch kurzgeschnittenen Rasen des Gartens vor seinem Wohnhaus. Hier können wir zelten, please, den Schlüssel für die

Weitere Kostenlose Bücher