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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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bewundern. In guten Restaurants kosten allerdings Vorspeisen, die Starters, schon fast 10 Pfund. In den Metzgereien sind uns Aufrufe der Regierung ins Auge gesprungen, Rindfleisch sei völlig unbedenklich! Was ist los? Ein Teil der britischen Rinder hat eine Krankheit, ‘Rinderwahnsinn’ genannt, die bei den Tieren zum Tode führt. Umstritten ist, ob die Krankheit durch Verzehr von Rindfleisch auf den Menschen übertragbar ist. Einige Wissenschaftler warnen. Doch der englische Landwirtschaftsminister ist völlig sicher, daß Beaf für den Menschen ungefährlich ist. Die ‘völlige Gewißheit’ von Politikern macht uns mißtrauisch, wir werden das Rindfleisch lieber meiden.

    An den Häuserwänden im Ort hängen Plakate, heute abend tritt ‘Elvis’ in einem Pub auf, ob wir hingehen? Eben noch war er hier, stand bei Nolan’s an der Theke und hat sich Mut angetrunken. Schwarze Lederjacke, gelbe Hose, Koteletten bis zum Kinn, Schmalztolle. Kein Zweifel, er war es. Wenn er dann noch Gitarre spielen könnte...
    Wo Elvis auftritt, ist James nicht weit. In der Ecke neben der Theke hängt, in einem hölzernen Rahmen, von einem Spotlight beleuchtet: James ‘Jimmy’ Dean!
    Das berühmte Foto, auf dem er mit hochgeschlagenem Mantelkragen, die Hände tief in den Taschen vergraben, einsam und allein durch die nebligen, nassen Straßen New Yorks schlendert. Der einsame Wolf auf der Pirsch, lonesome boy... Gut, daß wir in Irland sind.

    In einer gefundenen Tageszeitung, dem ‘Irish Daily’ vom 3. Juni (the brightest daily of Ireland!) lesen wir, daß die letzten zwei Wochen die regenreichsten und kältesten seit undenkbaren oder von mir aus auch denkbaren Zeiten gewesen sind, und daß in wenigen Tagen in Dublin soviel Regen gefallen ist wie sonst im ganzen Jahr.

    Tröstlich ist dagegen, daß wir heute nachmittag bei unserer Wanderung an der Felsküste entlang junge Lerchen gesehen haben, noch mit ihrem sperrigen Flaum auf den Köpfen. Und zwei Jungen sind aus fünf Meter Höhe von einem alten Holzbrett in das Wasser der Bucht gesprungen. Nicht weit davon planschten einige ältere Frauen laut und begeistert im kalten Wasser.

    Kneipen sind politische Orte. Wir sind die lachenden Opfer des ‘Bierstreiks’. Die Wirte streiken gegen die Preiserhöhungen des großen Multis Guinness in Dublin. Wir haben auf unseren Fahrten schon Eisenbahnerstreiks erlebt, oder Streiks des Fährenpersonals, sogar einen Streik der Autobahnkassierer in Spanien, was uns ein Stück kostenlose Autobahn bescherte. Ein Wirtestreik ist neu für uns. Der Streik betrifft hauptsächlich die Guinness-Produkte Carlsberg, Fürstenberg und Budweiser. Das kostbare Stout fließt weiter, obwohl es teurer als die anderen Sorten ist.
    ‘Due to a dispute with Guinness, we may not be able to offer You the drink of your choice!’ steht auf einer Pappe auf der Theke. Man wird uns also nicht unbedingt das Bier unserer Wahl ausschenken, wir sollen uns bei den Managern der Brauerei beschweren. Will man uns wieder nach Dublin schicken, wie schon die Leuchtturmbehörde? Guinness is not good for us. Vor allem nicht, wenn wir ausweichen können. Die beiden noch unabhängigen Stout-Brauereien in Cork werben mit: ‘Be guided by taste, Murphy’s!’ Und:’A special occasion a special price, Beamish!’ Das sind die, die’s zur Zeit zwanzig Pence pro Pint billiger machen.

    Die Bierpreise sind schon wichtig bei Durchschnittseinkommen, die nicht allzu hoch liegen und bei einer Arbeitslosenquote von zwanzig Prozent. Doch nicht für alle liegt das Paradies im Pub oder in Irland. Aber wo sonst? Vielleicht doch in Ballybunion?

    Nachts ertönt wieder das stecknadelfeine Prasseln auf der Zeltleinwand, am Morgen hören wir diese Musik immer noch. Wir fahren bei Nieselregen ab. Alles versinkt im Grau, Irland, grüne Insel? Das Land hängt im Wasser.
    ‘It’s drizzling.’ Nicht viel, aber beständig. Diese Art Regen kann Tage dauern, haben wir gehört.
    Wir fahren mit eingezogenen Köpfen, sehen, wie das Wasser von den Vorderreifen spritzt und von den Schutzblechen abläuft. Noch sind die Füße trocken, für die Landschaft haben wir kaum einen Blick. In den sehenswerten Örtchen Kilrush und Killimer halten wir nicht. Nur außerhalb von Killimer, wo das Denkmal von Colleen Bawn steht. Doch davon später.
    Wir erreichen die Nordseite der breiten Shannon-Mündung und die Anlegestelle der Fähre. Die Hinweisschilder waren vielfältig. Einmal waren drei Autos im Bauch der Fähre

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