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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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Island) vorbei, das in den Jahren 1912 bis 1922 in Betrieb war. Die erste Station des Funkpioniers Marconi soll 1907 im Moor bei Clifden in Connemara eröffnet worden sein. Auch das berühmte Transatlantikkabel, das bis zur Satellitenzeit die Kommunikation zwischen ‘alter und neuer Welt’ mehr schlecht als recht herstellte, kam unweit von hier, weiter südlich bei Valencia Island, an.
    Drahtlos oder nicht, unser Drang zum Strand wird gestoppt durch den hohen Drahtzaun einer Golf-Anlage, deren Ausmaße wir kaum ermessen können. Der Course liegt zwischen uns und dem Meer. Keine schlechte Lage. Immer noch denken wir an nichts Böses, wandern frohgemut am Zaun entlang, irgendwann wird er zuende sein.
    Wir wandern, wir wandern...
    Die Sonne scheint unvermindert, wir geraten ins Schwitzen, eine seltene Angelegenheit bisher. Bald hört der Platz auf, sicher bald. Doch die Gewißheit verläßt uns, wir denken wohl eher in Fußballplatzdimensionen. Schließlich kommen wir uns wie Hühner vor, die ziel- und planlos das Loch im Zaun suchen. Drei oder vier Kilometer weit haben wir jetzt schon die Maschen gezählt, das Paradies ist weit, müssen unsere Füße bitter erfahren.
    Das muß einer der weltberühmten Plätze sein! Endlich, nach fünf Kilometern, ist zwar längst nicht das Ende des Golfplatzes erreicht, aber das Tor zum Paradies, der Eingang. Mitsamt einem pompösen Empfangsgebäude. Edle Autos stehen davor, edle Menschen im Golf-Dress schlendern, zu Paaren meist, mit ihrem Caddy über den Platz.
    ‘For members only!’
    Das hätten wir uns denken können. Nachdem man die Vorhölle und das Fegefeuer glücklich überstanden hat, steht am Paradies sicher ‘Nur für Mitglieder!’.
    »Sir, ich erkläre Euch hiermit förmlich in allen Ehren zum ‘Member of the Golf Link’«, verkündet Ilse feierlich.
    »My Lady, ich erkläre Euer Ehren ebenfalls zur ‘Member of the Golf Link’«, repetiere ich mit einer leichten Verbeugung.
    Mit Rucksäcken auf dem Buckel, Notizblock und Malpinsel in den Händen, tun wir ganz so, als hätten wir den Schläger dabei und zögen unseren Caddy über das Grün. Schleichen uns an dem Prachtneubau vorbei, betreten feinsten geschnittenen Rasen, der sich wie Moos anfühlt und wie Kunststoffteppich aussieht, gar nicht wie lebende Flora.
    Durch zwei Spielfelder hindurch, mit eingezogenen Köpfen — Golfbälle sind hart! — geht es über Höhen und durch Täler, an Sandbuchten vorbei und kreisrunden Rasenstücken, die noch feiner als fein geschnitten sind. Ab und zu beobachten wir fasziniert einige Spieler, doch auf die Dauer wirkt Zuschauen beim Golf langweilig. Plötzlich tauchen hinter einem Hügel mehrere Golfer auf. Schnell schliddern wir den Hang hinunter, um dem nächsten Pitch zu entgehen. Zielbewußt haben wir die Richtung zur Küste eingehalten und erreichen endlich die Felskante. Wieder hält uns ein Drahtgitter auf. Es ist niedriger als jenes an der Straße, von hier erwartet man den Feind wohl nicht. Wir überwinden den Zaun, ein letzter Blick zurück im Zorn, dann klettern und rutschen wir den Abhang zum Strand hinunter.
    Oben rollt der Ball neben Loch 18. Knapp daneben ist auch vorbei. Bernhard Langer, der deutsche Champion, kann es sicher bestätigen. Drei Wochen später werden wir im ‘Cork Examiner’ auf der Sportseite über die Carrols Irish-Open in Mount Juliet lesen: an erster Stelle liegt der Ire Mc Henry mit 67,70, dicht gefolgt von Bernhard Langer mit 68,69. John Mc Henry hofft auf einen ersten Heimsieg seit elf Jahren bei dieser Irish-Open. Doch der Spanier Olzabal, der Schwede Johansson und der Frenchman Farry sind gefährliche Gegner. Bernhard Langer hat gerade vorher die US-Masters gewonnen. Langer ist halbseitig im Examiner abgebildet, konzentriert hat er gerade geschlagen, ‘he hits to the 9th green during the Carrols Irish-Open in Mount Juliet yesterday.’ Yeah, pitch and putt.
    Old golfers never die, they only loose their balls. Klar, daß sie nie sterben können, sie kommen ja schon zu Lebzeiten ins Paradies. Auf Kosten anderer, natürlich.

    Wir sind erst einmal gerettet, rennen vor Freude am Strand entlang. Irland bei Sonnenschein. In der Nähe des Ortes herrscht reges Badeleben, das Wasser kocht, die Wassertemperatur erreicht dreizehn Grad. Wir bleiben am Strand, bis die Flut uns langsam vertreibt.

    Was tun am Sonntag, wenn die Heiterkeit des vergangenen Tages dahin ist, graue Wolkenstreifen sich von Südwesten her unaufhörlich heranschieben? Gehen

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