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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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Meilen entfernt liegende Nachbardorf, wo er als Reisender sein Bitter Beer schlürfen durfte. Und weil nicht nur Seamus einen Ausweg im wahrsten Sinne des Wortes aus seinem Dilemma gefunden hatte, begegnete er auf halber Strecke seinem Freund Dermot aus dem Nachbardorf, auf dem Weg in Seamus’ Stammkneipe, um dort sein Bier als Reisender zu trinken.
    Heute sind den ganzen Tag lang die Kneipen voll in Ballybunion; Kirmesstimmung liegt über dem Ort, Autoscooter fahren in Sälen, deren vordere Fassade weggeklappt wurde, der Ort wimmelt vor Spielautomaten. Die Automaten sprechen mit Computerstimme, ihre Augen blinken verlockend, das Geld klimpert: Put in coins! Now!
    Wer nicht drinnen sitzt, sitzt draußen, trotz der mäßigen Temperaturen, auf Bänken und Mauern, oder wie die Jugend, auf den ausgebreiteten Jacken auf der Erde, das Dosenbier in der Hand.

    Für uns Reisende ist dies ein Tag wie jeder andere, wir machen uns auf den Weg nach Süden, zum nächsten Kap, an der Mündung des Feale. Wandern entlang des Flusses, der bis weit ins Landesinnere bei Ebbe trockenfällt, über nassen Schlick, Kieselsteine und sumpfige Wiesen. Die Uferbefestigungen bestehen aus Wellblechen, Schieferplatten und mit Abfall gefüllten Plastiksäcken, die zum Teil aufgeplatzt sind. Da wird der Fluß im Winter leichtes Spiel haben.
    Der Mündungsbereich des Feale ist ziemlich flach, große Sandbänke sind zu sehen, das Restwasser hat sich verschiedene Wege gesucht, bildet mäandernd bei Ebbe ein kleines Flußdelta.
    Über den Fluß hinweg liegen im silbernen Licht der wechselnden Wolkenschichten hellgrüne Felder, weiße Bauernhäuser mit schwarzen Schieferdächern, neben ihnen rostrote Wellblechscheunen. Auf den glitzernden, sich kräuselnden Wasserflächen des Flusses bewegen sich dunkle Schattenrisse von Holzbooten, gerudert von Männern in hüfthohen Gummistiefeln.
    Nachdem uns zwei Kühe, ein schwarzweißes Pferd, das wie eine Kuh aussieht und ein sehr neugieriger Esel mit sanftem Druck von ihrer Wiese vertrieben haben, indem sie sich zu stark für unsere Vesperbrote interessierten, nehmen wir unser Picknick am Wegesrand sitzend ein, windgeschützt durch einen Brennesselhügel.
    Wiesen und Brennesseln riechen stark und frisch durch den Salzgeruch des Wassers, den der Wind mitbringt. Gute, schmackhafte Luft am Feale, die unsere Käsebrote und den kräftigen Rotwein aus dem Langue d’Oc vorzüglich munden läßt. In solchen Momenten sind wir sehr glücklich.
    Wir genießen unser einfaches Essen und das Gefühl des Eingebettetseins in die Landschaft... Kein Lärm, keine Abgase, kein Streß. Die Landschaft als Traum. Und wir sind die Träumer von Träumen...

    Hundegebell schreckt uns auf. In der Nähe legt gerade ein Ruderboot ab, drei Mann steigen ein, einer bleibt am Ufer im hüfthohen Wasser stehen. Sie fischen mit einem großen Netz, der Mann am Ufer hat sich das Netzende fest um die Hüften geschlungen, die anderen rudern langsam zum gegenüberliegenden Ufer. Der Wasserstand ist gestiegen, die Flut kommt.
    Drei Mann in einem Boot. Das erinnert uns an jenen unnachahmlichen Roman englischen Humors von Jerome K. Jerome ‘Three men in a boat’. Wir haben ihn dabei. Und ein Hund gehört im Roman dazu, ein Terrier, der ständig mit seinem Erzfeind, dem Teekessel, zu kämpfen versucht. Auch hier ist ein Hund dabei, ein quirliger Mischling, der kurz vor dem Abstoßen des Bootes ins Nackenfell gepackt und wie ein Beutel mit Werkzeug ins Boot geworfen wird. Er scheint das zu kennen, heult vor Vergnügen. Zwei Männer rudern, der dritte läßt nach und nach das Netz durch seine Hände über Bord gleiten. Langsam kehrt das Boot in großem Bogen zu dem vierten Mann zurück, der immer noch, eine Stunde ist vergangen, im Wasser steht und das Netz hält.
    Einige Neugierige haben sich eingefunden, auch Frauen mit Geldscheinen in der Hand. Enger und enger wird das Netz gezogen, wird mühsam über das Dollbord geholt. Das Boot stößt bei dem vierten Mann an Land, gemeinsam ziehen sie die Schlinge zu.
    Unter Wasser ist Bewegung, die Männer werden nervös, noch können die Fische herausspringen. Endlich liegt der zappelnde, nach Luft schnappende Fang in den Kieseln. Vier silbrigglänzende Lachse und eine dunkelbraune Scholle. Um die Scholle kümmert sich niemand, die Lachse werden im Wasser gesäubert und auf einen Haufen gelegt. Schon wird das Netz wieder sorgsam aufeinander gestapelt und im Boot verstaut, der Hund wimmert und fliegt zu seiner

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