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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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das
unterschied die irische Verwaltung keineswegs von jeder anderen in Europa.
    Martin
lehnte ab.
    Er habe
genug zu tun, sagte er. Und malte weiter.
     
    Unser
Erzähler schweigt stolz, nimmt einen Schluck. Willkommen bei den Käuzen!
Welcome to the strange fellows!
    »Yes, you
are a good fellow«, meint er, klopft mir auf die Schulter und begibt sich
wieder an die Theke. Wie lange saßen wir eigentlich noch bei ‘O’Looney’s’? In
O’Looney’s gelber Bude in Lahinch.
     
    Das
Abendessen nehmen wir in ‘The Corner Store’, einem dunklen typischen Irish Pub.
Wir bekommen kleine, aber feine Portionen Garlic Mussels, Knoblauchmuscheln,
und Smoked Mackerel, geräucherte Makrele. Beides ist äußerst lecker. Da muß
dann noch ein Stückchen Apfeltorte, ein Apple Pie mit Cream, hinterher, vom Guinness
Stout nicht zu schweigen.
    Im Fernsehen
laufen Reportagen über Hurling und Gaelic Football.
    Hurling ist ein
irisches Ballspiel mit Schlägern(das schnellste Teamspiel nach Eishockey), das
vor allem im Süden gespielt wird. Es gibt Menschen, die behaupten, es handle
sich nicht um Schläger, sondern um Keulen, um die historische Herkunft zu
untermauern. Es heißt, keltischer Sport sei immer noch Rebellion gegen England,
was sich nicht zuletzt bei der rauhen Spiel weise
bemerkbar macht.
    Hurling wird zu
zwei Mannschaften mit je fünfzehn Mann gespielt. Neben den Keulen gibt es noch
den tennisballgroßen Lederball, der ins gegnerische Tor zu befördern ist. Die
Spielzeit beträgt siebzig Minuten.
    Gaelic
Football ist eine Steigerung keltischen Kampfes. Zyniker behaupten, es sei Fußball und
Handball vermischt mit Boxkampf. Der fußballgroße Ball (Handball?) darf vier
Schritte lang in der Hand gehalten, aber nicht direkt auf den Boden geschlagen
oder direkt vom Boden aufgehoben werden. Der Ball tickt daher häufig zwischen
Hand und Fußspitze hin und her. Tiefschläge und Würgegriffe erinnern an Rugby.
Es spielen ebenfalls zwei mal fünfzehn Kämpfer gegeneinander.
     
    Erst in
neuerer Zeit haben die Irländer auch ‘unseren’ Fußball entdeckt (oder entdecken
wollen), jene ‘herrlichste Nebensache der Welt’, die von den ungeliebten
Engländern entwickelt wurde — und die Kontinente eroberte. Wie üblich ging es
erst einmal gegen die Engländer. Man lieh sich einen guten englischen Trainer
aus, eine irische Fußballnationalmannschaft aufzustellen. Bei der
Europameisterschaft 1988 gewannen die Iren gegen England, was ins
Geschichtsbuch eingetragen werden muß. Auch bei der Weltmeisterschaft 1990 schlugen
sie sich tapfer. Die Iren kommen!
    Zum Abschluß
dieser sportlichen Erörterungen seien einige irische Definitionen nicht
vorenthalten:
    Rugby ist ein
Spiel für Raufbolde, das von Gentlemen gespielt wird. Fußball ist ein
Spiel für Gentlemen, das von Raufbolden gespielt wird. Gaelic
Football ist ein Spiel für Raufbolde, das von Raufbolden gespielt wird.
    Oder — es
ist einfach zu schön, um nicht erwähnt zu werden: Hurling ist ein
Spiel für Klavier-Stimmer, Gaelic Football eins für
Klavier-Packer.
    Beim Fußball kickt man
den Ball. Beim Hurling kickt man
den Spieler, wenn man den Ball nicht erreicht. Beim Gaelic
Football kickt man den Ball, wenn man den gegnerischen Spieler nicht erreicht.
    George Best,
Ire, ehemaliger Europa-Fußballer des Jahres, erläuterte einmal, wie Iren zu
spielen pflegen: »Taktik? Unser Trainer sagt vor dem Spiel immer: Geht raus,
Jungs, und genießt das Match !«
    Man kann
sich denken, was Iren in diesem Fall unter Genießen verstehen...
     

     
    Nachdem wir
uns ein Spiel Gaelic Football im Fernsehen angeschaut haben, sind wir froh, daß
wenigstens bei diesem Spiel keine Keulen verwendet werden.
    Langsam
füllt sich das Lokal. Und um halb zehn tauchen zwei Gitarristen auf, es gibt
Folkmusic live. Einen der Gitarristen erkennen wir, da wir gerade im Merianheft
von 1990 geblättert haben: es ist der Banjo-Spieler von Seite 108. Na bitte,
dann sind wir wohl jetzt mitten drin im irischen Leben. Mitten drin mit uns ist
auch eine größere bajuwarische Touristenfamilie, die fast das ganze Lokal in
Anspruch nimmt. Macht nichts, die Musik vereint uns. Zufrieden kehren wir im
Dunkeln zum Zeltplatz zurück.
    Der Wind hat
stark zugenommen, Stärke acht bis neun, das Zelt steht noch. Hoffentlich bläst
der Wind die Wolken fort.
     
    Trotz des
Sturms haben wir gut geschlafen. Einmal mußte ich nachts raus, etwas Bier
wegbringen. Bei der Gelegenheit konnte ich die Zelthäringe wieder tiefer

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