Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
Vom Netzwerk:
die Knie, saßen
wie von selbst auf unseren ausgebreiteten Regenjacken. Pastetchen und Käsebrote
schmeckten wie lange nicht mehr; wir fühlten uns, als hätten wir den Nordpol
erreicht, oder wenigstens den Westpol.
    Der Himmel
war grauweiß, wie der Leuchtturm, nördlich von uns dünte der Atlantik, südlich
sahen wir die Bucht der Shannonmündung,, in der Ferne über dem Wasser Kerry
Head und die hohen Berge der Dingle Halbinsel.
    »Wie malt
man einen grauweißen Leuchtturm bei grauweißem Himmel ?«
    Die Antwort
mußte ich der Malerin überlassen, die sich in einiger Entfernung von der Mauer
auf den harten Steinen des Zufahrtweges niederließ und ihre Malutensilien
hervorkramte. Wenn auch nicht wie geplant, so wurde er dennoch gemalt, grauweiß
auf grauweiß, der Leuchtturm vom Loop Head. Und das rote Geländer machte sich
wirklich sehr gut.
     
    Zur
Belohnung erhielten wir eine fast heitere Rückfahrt. Plötzlich waren alle
Wolken fort und die Sonne wärmte uns. Es ging an der Südseite der Halbinsel
entlang, der Rückenwind schob uns, daß es eine Pracht war. Eine einsam gelegene
Kneipe am Wegesrand fiel uns durch ein selbstgemaltes, großes Schild (a soign!)
an der makellos weißen Hauswand auf.
    KEATINGS. Bar & Pub. Have one for the road in
the nearest Bar to New York!
    Gern, aber
für die Strecke nach New York bräuchten wir wohl mehr als einen, und für die
Strecke nach Hause, zum Zelt, brauchten wir jetzt keinen.
    Schade,
nächstes Mal bei Keatings.
    Kurz hinter
Keatings lauerte uns ein Hund auf, den wir nicht wieder los
wurden . Es war nichts zu machen. Wenn er wenigstens neben uns
hergelaufen wäre. Er kreuzte ständig und unerwartet, weil er etwas am Wegesrand
entdeckt hatte, holte dann aber leider immer wieder schnell auf. Ich hatte die
Erfahrung gemacht, daß ausländische Hunde oft auf deutsche Kommandos
reagierten. (Das müßte mal wissenschaftlich untersucht werden). Dieser
reagierte weder auf englische noch deutsche Befehle. Im Gegenteil, alles was
wir riefen, spornte ihn an. Nebenbei versuchte er noch, den wenigen entgegenkommenden
Autos in die Reifen zu beißen, eine typische Angewohnheit irischer Hunde, die
wir für ausgestorben hielten.
    Im übrigen hatten uns die irischen Hunde bisher ziemlich in
Ruhe gelassen, blinzelten uns müde an, wenn wir vorbeitrampelten. Auch den
Autos rannten sie kaum noch nach, wie wir es von früheren Irlandfahrten gewohnt
waren. Da hatten wohl einige Generationswechsel stattgefunden nebst
Anpassungsleistungen.
    Endlich
erreichten wir einen Bauernhof, vor dessen Scheunentor zwei Hündinnen angebunden
waren, die unseren Freund freudig anbellten. Blitzschnell bog er ab.
    »Das war
doch derselbe Trick, wie ihn unser Freund Cocker Spaniel vom Shannon benutzte«,
sagte ich.
    »Von wegen,
der Hund dein bester Freund, der Mensch ist der beste Schutz des Hundes«,
antwortete Ilse, »unterwegs kann man die eigenartigsten Erfahrungen machen,
Reisen bildet !«
    Jedenfalls
war er weg, und wir konnten normal weiterfahren.
     
    Das
Schicksal hielt noch einen weiteren Leuchtturm für Ilse bereit, oder vielleicht
nicht? Auf halber Strecke nach Kilkee, bei Currigaholt/Kilcredaun Point an der
Südküste, gab es noch einen. Oder vielleicht nicht? Doch, es gab ihn. Aber er
lag zur Seeseite hinter einem Berg, weiträumig eingezäunt, das Gebiet als
militärischer Sperrbezirk gekennzeichnet. Das überraschte uns, an Armee und
Militär hatten wir im Zusammenhang mit der Republik Irland nicht gedacht.
Irland, das einzige Land Europas, das noch nie Eroberungszüge unternahm,
ausgenommen jener Feldzug in Kutten, Christianisierung genannt. Und nun das.
    Enttäuscht
setzten wir uns an den Straßenrand, aßen Apfelsinen und ließen uns, immerhin,
von der Sonne bescheinen.
    Und
Nordirland?
    Nachdem im
August 1969 Straßenschlachten in Derry (damals noch Londonderry)
Ausschreitungen auch in anderen Städten nach sich zogen, die Polizei zugunsten
der Unioni-sten eingriff, riefen sowohl katholische Politiker als auch die
nordirische Regierung englische Truppen zu Hilfe. Zu dem Zeitpunkt waren
allerdings bereits drei britischeBataillone am Stadtrand von Derry stationiert.
Am 19. August 1969 Unterzeichneten der nordirische Ministerpräsident
Chichester-Clark und der britische Premierminister Harold Wilson ein Abkommen,
das die Verantwortung für alle militärischen Sicherheitsmaßnahmen in Nordirland
dem Oberkommandierenden der britischen Streitkräfte übertrug. Seitdem und
trotzdem sind in

Weitere Kostenlose Bücher