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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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Ort, zu dem die Farm
gehörte, war auf ihrer Karte nicht verzeichnet. But no problem (wir kennen
das), ‘it’s only half a mile’, sagte ihnen irgendein ‘Bloody Know-All’, ein verdammter
Besserwisser, wie Newby schreibt, ‘and you can’t miss it, there’s a great soign
(sign)’, ihr könnte es nicht verfehlen, dort ist ein großes Schild. Jedenfalls
wurden sie zunächst auf eine der befahrensten Nationalstraßen geschickt, wo
ihnen die Lastwagen das Leben zur Hölle machten. Das Zeichen zur Abfahrt fanden
sie nicht. Sie fragten den nächsten Iren. Yes, you have to go back to the bridge, and then... Nein, zurück
auf die Autostraße wollten sie auf keinen Fall. Tja, da gab es noch einen
anderen Weg, durch die Felder. Bis zu einer Kreuzung, an der müßten sie
abbiegen zur Farm. Aber da sei ein großes Schild, ‘a big soign’, nicht zu
übersehen!
    Sie kämpften
sich weiter durch die Nacht, löblicherweise funktionierten die Fahrradlampen.
Sie fanden das Schild und bogen frohgemut ab. Nur eine halbe Meile, klang es
noch in ihren Ohren. Nach vier Meilen gaben sie auf, keine Farm war zu sehen.
Eric postierte seine Frau Wanda an einer Kreuzung und kehrte um. Wie der Teufel
oder das Glück es wollte, traf er auf dem Rückweg jenen Iren, der ihnen zuletzt
den Weg so klar erklärte hatte. There is a great soign! Er stellte ihn zur Rede
und erntete ein breites Lachen.
    ‘Ah’, sagte der Ire, ‘I should have told you about the
soign. It should point left at the cross, but then the wind catches and turns
it back on itself. It often happens with it. It’s a strange thing.’
    Schlimm! Das Schild, das sich im Winde
drehte! Der Ire hatte vergessen, das zu erwähnen.
    Eric holte
seine Wanda ab, die eisern an der kleinen Kreuzung wartete, sie bogen trotz des
Schildes richtig ab, fanden die Farm, und das Abendessen mundete doppelt so
gut.
     
    So weit
meine Gedanken zur Beschilderung. Wir erklärten jeden Weg, den wir jetzt
fuhren, zum Loop Drive, hielten nach Westen. Nach Westen, bis es nicht mehr
weiter ging.
    Eine kleine
Ortschaft mit einer Kreuzung trug sinnigerweise den Namen Cross, dann folgten
wieder alte Häuser, Mauerreste. Danach die Andeutung einer Ortschaft, bestehend
aus einem Laden, dem Pub und einer einsamen Bezinsäule vor weißer Mauer, der
Station. Es wirkte wie ein Wunder, daß die Stromleitungen weiterführten. Die
zwanzig Kilometer waren längst gefahren, kein Loop Head und kein Leuchtturm
zeigten sich. Hügel auf Hügel, Kap auf Kap taten sich vor uns auf. Ilse
murmelte etwas von ‘Postkarte mit Leuchtturm kaufen und abmalen.’ Ich glaubte
mich verhört zu haben.
    In Ross
Bridge gabelte sich der Weg. Kein Hinweiszeichen. No soign! Rechts oder links?
    »Rechts«,
schlug ich vor, »von da weht der Wind am stärksten, das ist der richtige Weg .«
    »Ich hab’
Hunger«, bekam ich zur Antwort.
     
    Wieder
überlegte Ilse laut, ob sie sich vielleicht ein Mofa oder einen Leihwagen
besorgen sollte, um die Leuchttürme abzuklappern. Leuchttürme stehen nun mal
nicht am Wegesrand. Und der vom Loop Head schon gar nicht. Aber Leihwagen? Es
mußte schlecht stehen um die Leuchtturm-Malerin.
    »Weiter,
weiter«, drängte ich, »es kann nicht mehr weit sein. Denk an Wales: dort war es
schlimmer, immer straight ahead, immer geradeaus hoch !«
    Die Antwort
verwehte der Wind, aber sie stieg wieder auf’s Rad. Und irgendwann waren es nur
noch fünfhundert Meter, selbst die zogen sich in die Länge, gingen leicht
bergauf, aber dann, dann stand er auf der Felsspitze vor uns: weiß, mit rotem
Gitter unterhalb der Glaskuppel, weitläufig umfriedet von einer weißen Mauer:
der Leuchtturm vom Loop Head!
    Links vom
Turm duckten sich zwei Nebengebäude, überragt vom herrschaftlichen Haupthaus.
Rechts und links vom Eingangstor zogen sich Felder und Wiesen hin, die in Felsabhänge
übergingen, von Flechten und Fettgewächsen übersät. Erschöpft fielen wir vom
Rad, mein Kilometerzähler zeigte neunundzwanzig an, wir breiteten unsere
Regenjacken an der Mauer aus, Ilse wühlte in der Packtasche nach Proviant.
    Eher
beiläufig las ich das Schild (the soign) neben dem Eingangstor:
    ‘NO ENTRY! Commissioners of Irish Lights, Notice:
Visitors are not admitted to the lighthouse premises without a permit from the
Irish Lights Office, Dublin. By Order. Secretary.’
     

     
    Kein
Eintritt ohne Genehmigung der Behörde in Dublin! Im Auftrag, der Herr Sekretär!
Und wer holte uns jetzt die Erlaubnis aus Dublin? Wir sanken in

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