Zwischen Wind und Wetter
Wasser von den Vorderreifen spritzt und
von den Schutzblechen abläuft. Noch sind die Füße trocken, für die Landschaft
haben wir kaum einen Blick. In den sehenswerten Örtchen Kilrush und Killimer
halten wir nicht. Nur außerhalb von Killimer, wo das Denkmal von Colleen Bawn
steht. Doch davon später.
Wir
erreichen die Nordseite der breiten Shannon-Mündung und die Anlegestelle der
Fähre. Die Hinweisschilder waren vielfältig. Einmal waren drei Autos im Bauch
der Fähre eingezeichnet, einmal nur ein PKW, dann wieder ein LKW und zwei PKW.
Ob unten im Bauch der Fähre eine Klappe ist und manchmal ein Fahrzeug
unauffällig verschwindet? Auf jeden Fall werden sie Fahrräder mitnehmen, sogar
kostenlos. Wir radeln an den zwei Riesenschornsteinen des Kraftwerks vom Money
Point vorbei, dessen rote Erkennungslampen schwach im Nebel blitzen. Die obere Enden der Schornsteine sind nicht mehr zu sehen. Nach
einer letzten, kräftezehrenden Steigung geht es hinunter zur Anlegestelle. Wir
haben noch Zeit, machen Mittagspause mit Käsebroten und Mineralwasser,
Sparkling Water.
Wir sind die
einzigen Radfahrer neben etlichen Personen- und Lieferwagen. Die ruhige
Überfahrt dauert zwanzig Minuten. Einige Küstenmotorschiffe befahren die
Shannon Mündung. Der kleine weiße Leuchtturm von Tarbert auf der Südseite der
Flußmündung versinkt fast zur Nichtigkeit vor den Riesenschornsteinen einer
weiteren Power Station. Das Motiv müßt Ilse von der Fähre aus malen! Wenn sie
nur stehen bliebe! Langsam schiebt sich das Schiff an den Anleger.
Wir sehen
den Leuchtturm von der Seite, die kunstvoll ziselierte Eisenbrücke mit ihrem
rokokoartigen Geländer, die vom Land zum Leuchtturm führt. Es scheint, als läge
der Turm auf dem Kraftwerksgelände, wir erkennen hohe Zäune mit Stacheldraht.
Das sieht nicht gut aus für die Malerin.
Doch an Land
entdecke ich eine kleine Treppe, die in einen Waldweg übergeht. Wir schließen
die Räder ab und machen uns ans Klettern. Über glitschige Wege, ein Stück quer
durch das Wäldchen, zuletzt über Felsbrocken und Betonklötze springend, die im
Wasser liegen, pirschen wir uns außerhalb der Drahtzäune heran.
Zwei Stunden
lang sitzen wir auf einer Betonmole, während es der Sonne gelingt, die
Wolkendecke zu durchdringen. Es wird wärmer, wir haben nicht mehr diese
gottlosen zwölf bis vierzehn Grad! Und die Malerin malt ihren Leuchtturm mit
den gelben Rostflecken auf dem Weiß.
Weiter auf
der L 105 über Astee und Ballylongford. Mein Fahrrad war am Fähranleger
umgefallen, die Folgen merken wir bei einer kurzen Pause. Die
Mineralwasserflasche ist im Rucksack ausgelaufen, das ist sehr ärgerlich. Noch
ärgerlicher ist, daß wohl auch mein Seglermesser aus der Packtasche
herausgefallen sein muß, wenn es nicht jemand gezielt gestohlen hat. Das
Seglermesser, ein wichtiges Werkzeug für alle Notfälle des Lebens unterwegs.
Die
Landstraße windet sich auf zweihundert Meter Höhe, links erhebt sich der
zweihundertachtungsechzig Meter hohe Knockanore Mountain. Zweihundert Meter ist
nicht wenig, wenn man bedenkt, daß Normalnull, also Meereshöhe hier in
Sichtweite ist. Die Bundesrepublik Deutschland läßt sich von Cuxhaven bis Essen
Zeit, auf diese Höhe anzusteigen.
Die Sonne
hat den Kampf gegen die Wolken endgültig gewonnen, bei herrlichem Sonnenschein
rollen wir am Knockamore Mountain vorbei nach Ballybunion.
Hinein in
das bunte Treiben eines Städtchens mit Seebadflair. Leute flanieren, sitzen
draußen vor den Gaststätten, auch der Strand ist bevölkert. Das gibt es.
Nur einen
Campingplatz gibt es nicht, obwohl auf unserer Karte das Dreieck eingezeichnet
ist. Stattdessen besitzt der Ort zwei unschöne Caravan-Parks. Am ersten sind
wir, als es so schön abwärts ging, vorbeigefahren, so etwas wollen wir nicht.
Jetzt steuern wir den zweiten am Ortsausgang an. Der Mensch im Büro ist ein
Muffelkopf, nein, Zelte nimmt er nicht, das geht nicht, wirklich nicht. Oh,
Maurice, jetzt fehlt uns der freundliche Helfer aus Cahir. Aber, das Gesicht
des Mannes
bekommt einen pfiffigen Ausdruck, der andere Platz, da oben, straight ahead,
der nähme uns, surely .
Wir sind
nicht begeistert, noch wollen wir ihm das so recht glauben. Es hilft aber
nichts, wir müssen es versuchen. Die herrliche Abfahrt also wieder hinauf, zum
anderen Caravan-Park.
Der Besitzer
ist zwar netter, aber Zelte ? No, Zelte nimmt er nicht,
das geht nicht. Als wir nicht weichen wollen, bekommt sein Gesicht einen
pfiffigen
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