Zwischen Wind und Wetter
hören wir Geräusche, jemand öffnet das Eisengatter, ein
kleines Mädchen kommt mit einer Flasche Wasser unter dem Arm und einem Kuchen.
Die Tochter des Farmers; die Mutter hat den Kuchen selbst gebacken.Viele Grüße
von den Eltern, wir sollen es uns schmecken lassen. Sie wird rot, und schon ist
sie wieder weg. Kaum können wir ihr unseren Dank nachrufen.
Da sitzen
wir nun auf der großen Wiese, zwischen anderen großen Wiesen, weit und breit
kein Haus, über uns wölbt sich hellblauer Himmel, Fliegen summen, Kühe brüllen
in der Ferne, keine menschlichen Geräusche sind zu hören und vor uns liegt auf
der grünen Matte der ‘homemade’ Rosinenkuchen der Farmerfamilie, auf deren
Grund und Boden wir kostenlos zelten dürfen.
Kein
Problem. Nimm das nächste Gatter... That’s Ireland.
Und dann
sind die Pellkartoffeln fertig, wachsweich, und der Rotwein schmeckt. Warm ist
es geworden. Richtig warm. Endlich.
»Essen wir
noch etwas von dem leckeren Rosinenkuchen ?«
»Ich kann
nicht mehr. Du kannst ja noch etwas...«
»Oh, ich
kann auch nicht mehr. Aber der schmeckt so gut, ich glaub’, ich nehme trotzdem
noch ein Stück .«
»Eigentlich«,
ich muß rülpsen, »eigentlich habe ich gerade mein ‘Farmerchen’ gemacht .«
»Schreib’
das auf, sonst glaubt es uns niemand .«
In der Ferne
brüllt ein Bulle. Ob er keine Kuh bekommt?
Uns bekommt
er jedenfalls in dieser Nacht nicht.
Am anderen
Morgen zeigt das Zeltthermometer sechsundzwanzig Grad in der Sonne an.
Vorsichtig
schließen wir das Gatter, binden es sorgsam fest. Aller Abfall ist in einer
Tüte gesammelt, für den Litter Bag im nächsten Ort oder bei der nächsten
Tankstelle.
Wir benutzen
den sogenannten Allzweckfahrstreifen am Rand der N 22 und fahren die
sechsunddreißig Kilometer bis Cork ohne Halt durch. Cork grüßt linkerhand mit
altehrwürdigen Backsteingebäuden am Hang oberhalb des River Lee, rechts mit
einem häßlichen Betonhochhaus, vor dem die Bronzeskulpturen zweier Männer
stehen, die es verblüfft, erstaunt, bewundernd anzustarren scheinen.
Wir nehmen
die Ringstraße in Richtung Fähranleger, erreichen nach unangenehmer Fahrt
zwischen Lastwagen und Berufsverkehr durch Fabrik- und Gewerbegebiete einen
Campingplatz am Rand von Cork City.
In der Nähe
träumt ein kleiner See mit einer Vogelschutzinsel in der Mitte. Wir lassen uns
am Ufer auf einer schmiedeeisernen Bank nieder, beobachten die Flugzeuge im
Landeanflug auf Cork Airport und die viel zu vielen Schwäne auf dem leicht
verdreckten Teich. Hinter uns lugt eine Reihe grauer Häuser mit häßlichen
Baikonen unter Bäumen hervor, auf der anderen Seite des Sees lärmt eine
Autostraße.
Um den See
herum, auf dem Rundweg, junge Mütter mit neuen Kindern, alte Männer mit alten
Hunden, ältere Damen mit neuen Handtaschen und einige Jungen, die Fußball
spielen. Und junge Frauen, die angestrengt walken. Walking ist eine neue
Sportart, ein Zwischending zwischen gehen und laufen. Walking. Und auf der
Nachbarbank ein Liebespaar, das sich streitet.
Cork am
Abend.
Morgen dann
die Fähre, denken wir.
DES
TEUFELS PUNSCHGLAS
Wir werfen
einen Blick zurück.
Auf
Killarney. Killarney, die schöne Stadt, besungen in vielen Liedern und
Gedichten.
‘Killarney has been the inspiration of poets and
painters down through the centuries and its beauty has been described in many
words. Heavens Reflex, Beauty’s Home, Eden of the West. What more can be said about this paradise, where angels fold their wings and rest?’
Der
‘Killarney Advertiser’ schwelgt in den höchsten Tönen. Wo Engel ihre
Flügel falten und ausruhen. ‘ Eine Stadt, die Dichter und
Maler beflügelt. Killarney, wo es im ‘Advertiser’ neunmalige Anzeigen mit
demselben Text gibt, sogenannte Novenas, wohl in Anlehnung an bestimmte
Andachten zur neunten Stunde des Tages, an immer wiederkehrende Gebete.
Schwülstige Anrufe der angeblichen Jungfrau Maria:
‘Fruitfut Vine, Splendour of Heaven, Star of the Sea, Queen of the Earth, о Holy Mary!’ Manche Anrufe klingen wie
Schiffsnamen.
Maria, die
zur Unfehlbaren Erklärte, die immer noch ‘Jungfrau’ ist, allen wissenschaftlichen
Erkenntnissen zum Trotz, never known to fail, sie soll helfen, irgend jemandem,
der nicht genannt wird, der gefehlt hat, oder sich vor einem Examen fürchtet.
Thank you for favours received. Oh, Dank für die Gunst, die wohl schon gewährt
wurde. Das Examen hat also geklappt, dank Holy Mary vielleicht sogar mit sehr
gut, auch
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