Zwischen Wind und Wetter
haben.
Killarney
adé; quer über die Derrynasaggart Berge fahren wir am übernächsten Tag weiter
nach Macroom und zum Inniscarra Stausee am River Lee vor Cork. Die N 22 bietet
langgezogene Steigungen mit Kurven. Der Wind hat gedreht, weht uns entgegen aus
Südost, wir kommen nur sehr langsam voran. Bis zur Paßhöhe ist es sonnig, oben
beginnt das County Cork, der Himmel bedeckt sich, wir lassen die Heiterkeit
Kerry’s hinter uns.
In Macroom
erholen wir uns von vierzig Kilometern Steigungen, sitzen am Marktplatz unter
Sonnenschirmen, Kelten geben die Hoffnung nicht auf. Es ist Markt, wir
beobachten den Alltag der Menschen, die Geschäfte, Hotels und den
Schwerlastverkehr, der sich leider durch den Ort zwängen muß.
Das Macroom
Castle war im 17. Jahrhundert Sitz der Familie Penn. Admiral Sir William Penn
wurde hier geboren, nach ihm wurde der US-Staat Pennsylvania benannt. Der
Staat, in dem das Reaktorunglück von Harrisburg (Three Miles Island) passierte.
Sein Sohn William Penn versuchte in den USA Lebensmöglichkeiten für in Europa verfolgte
Christen (Quäker) zu schaffen.
Macroom
liegt in einem der sogenannten Gaeltacht-Gebiete, in denen noch regelmäßig
gälisch gesprochen wird. In solchen Gebieten steht auf den wenigen
Vorfahrt-Achtungs-Schildern nicht ‘Yield Right of Way!’, sondern ‘Geill Sli!’
Weiter. An
Ilses Hinterrad schabt und schleift etwas, wir können die Ursache nicht
festellen. Ob eins der Radlager defekt ist? Hoffentlich hält es noch eine
Weile, so kurz vor Cork, vor dem Ziel, haben wir keine große Lust mehr auf
Reparaturen. Auch mein Fahrrad macht sich bemerkbar, am Hinterrad ist eine
Speiche gerissen, es hat sich ein kräftiger Seitenschlag entwickelt. Ich
bemerke mit Schrecken, daß ich keinen Speichenspanner mitgenommen habe, der
liegt zu Hause im Keller und ruht sich aus. Ich richte das Rad so ein, daß es
nicht schleift. In Cork wird es wohl einen Fahrradladen geben.
Unterwegs,
bei der Durchfahrt durch ein Dorf, entdecke ich plötzlich eine Kneipe mit
deutscher Bierreklame, mit meiner Lieblingsmarke ‘König’. Ich gerate ins
Schlingern, als ich mich umdrehe und Ilse das zurufe.
»Wir haben
uns verfahren !« schreit die zurück.
Verfahren?
Unmöglich, Quatsch, wir sind doch auf unserer N 22, da kann man sich doch gar
nicht verfahren.
»Wieso
verfahren, das kann nicht sein !« Schon will ich
anhalten und die Karte entfalten.
Ilse: »Doch,
wir haben uns verfahren, wir sind kürz vor Duisburg !« In Duisburg befindet sich der Stammsitz der König-Brauerei.
Wieder
gerate ich in gefährliche Nähe des Straßengrabens.
Es wird
Abend, die Regenwolken sind verschwunden, weiße Schäfchenwolken signalisieren
einen Wetterumschwung. Wir können es kaum glauben.
Cork ist
noch nicht erreicht. Wir biegen auf eine Nebenstraße ab, drei bis vier Kilometer
weit geht es durch Wiesen und Weiden, einige wenige Bauernhöfe liegen am Weg.
Wir suchen uns eine Wiese aus, die sachte zu einem Bachbett hin abfällt. Am
Bachrand, ganz weit weg, wie wir meinen, sehen wir einige Kühe stehen.
»Macht das
was ?« frage ich.
»Die paar
Kühe, das macht nichts«, sagt Ilse.
Ich bin
erfreut, diese Antwort könnte von mir stammen. Ein paar Felder weiter arbeitet
ein Bauer mit seinem Traktor, und glücklicherweise beschließen wir, als Gäste
in einem freundlichen Land, den vermeintlichen Eigentümer der Ländereien zu
fragen. Nachdem wir uns mühsam vom Zaun aus bemerkbar gemacht haben, der
Traktorenlärm übertönt unsere Rufe, kommt er herangefahren.
»Hallo,
welcome.«
Wir erzählen
woher und wohin und womit, und ob wir eine Nacht...? Wir zeigen auf die Wiese,
die wir uns ausgesucht haben. Er folgt unseren Blicken und lächelt.
»I’ll
recommend another camp to you, because...«
Er will uns
anscheinend eine andere Wiese empfehlen.
»Ach die
paar Kühe«, fällt ihm Ilse mutig ins Wort, »die stören wir doch nicht .«
»Aber die
Bullen sicherlich Sie!«
Das
überzeugt. Er zeigt uns eine andere Wiese, »without bulls, guaranteed !« und bittet, das Gatter gut zu verschließen. Später, als
das Zelt schon steht, wir im Schneidersitz auf den Isomatten sitzen, auf dem
Kocher die Pellkartoffeln im Wasser schmurgeln, kommt er auf dem Heimweg bei
uns vorbei und fragt, ob wir etwas brauchen: Milch, Wasser oder Brot. Wir
bedauern es, ablehnen zu müssen, sind mit allem versorgt.
Der Zufall,
das Schicksal oder die Jungfrau Kathleen ni Houlihan beschert uns den
Nachtisch. Plötzlich
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