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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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zum Nationalpark erklärt und für den Autoverkehr gesperrt
worden ist. Musiker spielen am Straßenrand, alle Touristenrestaurants mit
Touristenmenüs sind überfüllt, auch ‘The Flesk Restaurant’, das wir uns
ausgesucht haben.
    Wir
verdrücken uns in eins der unscheinbaren Pubs, die Theke ist dicht umlagert,
der Fernseher läuft, niemand schaut hin. Am Fenster sitzen drei Männer auf
einer Bank, ein kurzer stämmiger mit Stoppelhaaren, ein kleiner, verknitterter
mit glatten Resthaaren und ein älterer, schlohweißer. Nebeneinander sitzen sie
dort, wechseln ab und zu einige Worte, greifen dann und wann zu den Gläsern und
schlürfen ihr Dunkles.
    Wir bekommen
trotz der Fülle blitzschnell unsere einfachen Bar Meals, Hühnchen und Kabeljau
(Cod) mit Chips, danach Eis und dazu (müssen wir es erwähnen?) zwei Stout.
     

    Im Fernsehen
läuft Gaelic Football, Donegal gegen Antrim, sie spielen mehr mit den Fländen
als mit den Füßen, warum nur heißt das Spiel Fußball? Herrlich die Rempeleien,
alles scheint erlaubt, es macht ihnen Spaß.
    Es folgt ein
uns endlos erscheinendes Golf-Turnier, bei dem berühmte Cracks mitspielen. Wir
suchen uns jeder einen Spieler aus, der uns gefällt und verfolgen die
Leistungen. Ilses Freund liegt klar vorn. Doch dann wenden wir uns lieber dem
neunzehnten Loch zu.
    Killarney hat
ungefähr achttausend Einwohner, einige belebte Geschäftsstraßen, farbige
Hausfassaden. Die Häuser sind nicht allzu alt, viele gälische Namen sind zu
lesen. In der Umgebung gibt es mehrere Seen, über tausend Meter hohe Berge,
eine alte Abtei auf einer Insel mitten im See, deren Mönche die ersten
‘Touristen’ hier waren. Natürlich gibt es ein Castle, Ross Castle am Lough
Leane, und die berühmte Muckross Abtei im Muckross Park, eine
Franziskaner-Gründung aus dem Jahr 1448.
     
    Am 24.
September 1828 war Hermann von Pückler-Muskau hier auf der Durchreise, der
nicht nur einem bestimmten Speiseeis seinen Namen gab, sondern einer der
berühmtesten Landschaftsbauer seiner Zeit war. Er betrachtete sein Tun als
Kunst, und Kunst war für ihn Schaffen zum Nutzen der Menschheit, das Höchste im
Leben. Wie es vielen Künstlern ging und geht, Pückler-Muskau fehlte es an Geld,
deshalb begab sich er auf eine längere Reise durch Irland, Schottland und
England. Auf die Suche nach einem reichen adeligen Fräulein, das er hätte
heiraten können. Ein verschuldetes Schlößchen und die treue Geliebte warteten
derweil zu Hause auf den Erfolg der Reise.
    Seine Briefe
an die Geliebte sind erhalten und in die Literatur eingegangen. Am 24.9.1828
schreibt er unter anderem: »Doch Du weißt vielleicht nicht, wie der See von
Killarney entstand? Also höre !«
     
    O’Donohue
war der mächtigste Chieftain eines Clans, der hier, wo jetzt der See seine
Wellen rollt, eine große und reiche Stadt bewohnte. Alles war dort im Überfluß,
nur Wasser fehlte. Der einzige Brunnen der Stadt stammte als Geschenk von einem
Zauberer. Der Zauberer hatte gewarnt: der Brunnen müsse jeden Abend mit einem
großen silbernen Deckel verschlossen werden. Lange Zeit wurde dieser Brauch
eingehalten.
    Doch
O’Donohue, ein mächtiger und unerschrockener Krieger, vielleicht auch ein
ungläubiger, machte sich eines Abends bei einem wüsten Gelage über diese Sitten
und Gebräuche lustig. Er befahl, den silbernen Brunnendeckel in sein Haus zu
bringen, wo er ihn als Badewanne benutzen wollte. Alles Wehklagen der
Bevölkerung nützte nichts, die verängstigten Diener mußten das Gefäß
herbeischleppen, während sie der beißende Spott des mutigen Chieftains traf.
O’Donohue soff weiter und badete, seine Leute legten sich voller Sorge zur
Ruhe. Einer floh ins nahe ‘Gebürge’, wie Fürst Pückler schreibt. Als dieser
Mann am nächsten Morgen ins Tal blickte, rieb er sich vergeblich die Augen —
Wiesen und Auen, die ganze Stadt waren verschwunden: aus dem kleinen, jetzt
deckellosen Brunnen war unablässig Wasser geronnen, der Fluch des Zauberers
hatte einen unabsehbaren See geboren.
    Und
manchmal, bei ganz klarem Wetter und ganz klarem Wasser, kann man, wie die
Fischer behaupten, auf dem tiefen Grund des Sees Häuser und Türme und Paläste
schimmern sehen. Es soll auch Leute gegeben haben, denen O’Donoghue’s Gestalt,
auf einem weißen Roß über die Wellen reitend, erschienen ist. Doch die
Ehefrauen dieser Männer behaupten, das könne nur an der am Morgen noch vollen
und abends ziemlich leeren Whiskeyflasche gelegen

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