Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Gelegenheit, Phil von einer anderen Seite kennenzulernen. Wir sprachen dem Rotwein mehr zu, als es für eine Heimfahrt zulässig war und nahmen Richards Einladung, die Nacht in der Villa zu verbringen, gerne an.
»Ein oder zwei Zimmer?«, fragte Richard mit vergnügtem Zwinkern in den Augen.
»Nur eins«, erwiderte Phil lächelnd, nahm meine Hand und führte mich die Treppen hinauf in eines der Gästezimmer der Villa.
19. Kapitel
Nach kurzer Zeit hatte mein Körper die Zeitreise verarbeitet, eine weitere Reise wurde mir aber von Phil und Richard strengstens verboten. Mein Wunsch, es trotzdem noch einmal zu versuchen, führte zu einem großen Streit zwischen Phil und mir. Der Auslöser dafür war eine an sich harmlose Angelegenheit gewesen. Wir hatten es uns einige Tage nach der Klassenfahrt in meiner Wohnung bequem gemacht, gemeinsam gekocht und zu Abend gegessen. Währenddessen erzählte Phil mir wieder von unserer Zeit in der Vergangenheit. Ich staunte nicht schlecht, als er mir berichtete, dass ich eine besonders enge Beziehung zu Sir Walter Raleigh gehabt haben soll. Das hatte er mir bisher verschwiegen. Sofort schoss mir das Bild von Clive Owen ins Gedächtnis und ich fragte ihn danach.
»Clive Owen?«, fragte er ratlos. Mir hätte klar sein müssen, dass er ›Elisabeth – Das Goldene Königreich‹ nicht gesehen hatte. Kostümfilme fielen wohl eher in die Kategorie Frauenfilm. Ich stand auf, fuhr meinen Laptop hoch, googelte schnell nach besagtem Mann und zeigte Phil den Schauspieler, der Raleigh in dem Film gespielt hatte. Kritisch beäugte er die Bilder und zuckte nach kurzer Zeit mit den Schultern.
»Nee, so gut wie der da sah Raleigh nicht aus. Was dich aber nicht gestört hat, wie ich noch einmal bemerken möchte«, brummte er missmutig. Daher rührte also sein Schnauben, als ich Walter Raleigh in London erwähnt hatte, er war eifersüchtig! Alleine die Vorstellung war irrwitzig.
»Wieso das denn?« Neugierig horchte ich auf.
»Er hat dir ziemlich den Hof gemacht und du warst so beeindruckt von ihm, dass du dich hast von ihm küssen lassen!« Bei der Erinnerung daran verfinsterte sich seine Miene noch mehr.
»Waren wir da etwa schon zusammen?«, hakte ich nach.
»Nein. Aber dich in den Armen eines anderen zu finden, war nicht besonders prickelnd, das kannst du mir glauben!« Grimmig starrte er zu mir hinüber. Oha, das schien ein wunder Punkt zu sein und irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er mir nicht die ganze Geschichte erzählte. Jegliches Nachbohren meinerseits ließ er jedoch an sich abprallen, stattdessen gab er mir nur noch ausweichende Antworten, was mich unruhig werden ließ.
»Ich will noch einmal auf Zeitreise gehen«, sagte ich schließlich vorsichtig.
»Warum?«, fragte er widerwillig.
»Ich will nicht immer nur Geschichten von dir erzählt bekommen und auch keine Erzählungen aus zweiter Hand. Ich will die ganze Geschichte um Raleigh wissen, vielleicht hatte ich etwas mit ihm, vielleicht auch nicht. Aber ich will wissen, was geschehen ist. Ich möchte mit dir zusammen meinen Job machen, egal was passiert.«
»Das kannst du vergessen. Ich werde nicht noch einmal zusehen, wie du halbtot vor meinen Augen zusammenbrichst«, brauste er wütend auf.
»Aber das nächste Mal weiß ich, was mich erwartet und kann dagegen ansteuern. Wir könnten Tabletten gegen Reiseübelkeit mitnehmen, oder so etwas«, entgegnete ich protestierend.
»Nehmen wir mal an, dass ich das täte. Wir reisen zurück, du hast deine Tabletten genommen und dir geht es nicht schlecht. Was glaubst du eigentlich, wie lange du die Tabletten nehmen kannst? Einen Tag oder zwei? Wir könnten Wochen unterwegs sein und du würdest es riskieren, abhängig zu werden? Nicht mit mir!« Okay, daran, dass es länger dauern konnte, hatte ich tatsächlich nicht gedacht. Dieser Punkt ging an ihn.
»Gut, dann keine Tabletten. Stattdessen versuchen wir es wie bei einer Allergiebehandlung. Du setzt mich der Vergangenheit immer mal wieder für einen gewissen Zeitraum aus und jedes Mal sind wir ein wenig länger weg. Und irgendwann werde ich nicht mehr allergisch auf meine Aufenthalte dort reagieren.«
»Damit du danach jedes Mal fix und fertig bist, eher tot als lebendig? Willst du dir das wirklich antun? Glaub mir, ich möchte auch, dass wir wieder zusammen reisen, zumal wir immer noch eine Rechnung mit Klaus offen haben. Aber unter den gegebenen Umständen ist es unmöglich.«
»Ich werde mit
Weitere Kostenlose Bücher