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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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zurückzubringen. Es tut mir leid , Laura, ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten für dich!« Ich hätte es mir auch gewünscht, aber anscheinend hatte das Wunschkonzert Annahmeschluss gehabt und meinen Wunsch auf unbestimmte Zeit nach hinten geschoben.
    »Aber warum kann ich dann nicht in die Vergangenheit reisen , ohne dass mir schlecht wird?«
    »Ich habe keine genaue Erklärung dafür, ich vermute nur, dass es der Kampf in deinem Gehirn ist, der dich so reagieren lässt. Dein Körper möchte die Erinnerungen wieder zulassen, aber sie sind fest verschlossen in dir drinnen. Und du kämpfst dagegen an, wie bei einer Grippe. Ich befürchte, dass du auf längere Zeit keine Zeitreise mehr unternehmen kannst.« Was ich momentan als nicht allzu schlimm ansah, die Nachwehen der letzten Reise steckten mir noch immer in den Knochen.
    »Und was ist mit Lauras Erinnerungen, die immer wieder hochkommen? Ist es möglich, den Radierer zu programmieren? Du sagst, es sei wie bei Hypnose, und bei Hypnose kann man auch jemandem suggerieren, dass er ab sofort Nichtraucher ist«, brachte Phil sich wieder ins Gespräch.
    »Theoretisch ist es möglich, allerdings bin ich der Einzige, der weiß, wie man das anstellt. Wieso kommt ihr darauf?« Ich erklärte ihm kurz, dass ich immer wieder Erinnerungen hatte, die Phil negativ darstellten.
    »Hinzu kommt, dass irgendetwas in mir von Anfang an mit Phil zusammen sein wollte, aber sich trotzdem etwas in mir gegen ihn sperrte. Er konnte der netteste Mensch der Welt sein, ich wollte partout nichts mit ihm zu tun haben. Wenn er nicht so hartnäckig gewesen wäre, würde ich ihm vermutlich noch nicht mal die Uhrzeit sagen«, schloss ich meinen Bericht.
    »Deine Theorie der Programmierung ist vielleicht gar nicht mal so schlecht. Du weißt ja, dass man einem Menschen unter Hypnose nur das suggerieren kann, was er auch im normalen Leben machen würde. Ich könnte dich nicht zu einem Mord anstiften, weil es nicht in deinem Naturell liegt. Ebenso konnte man dir deinen Hass auf Philemon nicht auf Dauer suggerieren, weil du ihn nicht hasst. Deine Liebe zu ihm war immer vorhanden und konnte dir nicht genommen werden. Aber ich befürchte, dass das schon alles war, womit ich dir helfen konnte, es tut mir wirklich leid.« Das hatte ich zur Genüge gehört und es hing mir mittlerweile zum Hals raus.
    »Danke für dein Mitleid, aber leider hilft mir das auch nicht weiter. Weißt du, was es bedeutet, wenn man sich nicht mehr an die wichtigsten Momente seines Lebens erinnert? Nein? Du solltest dankbar dafür sein, denn das wünsche ich keinem, noch nicht einmal meinem ärgsten Feind!« Aufgebracht stand ich auf, leerte mein Glas in einem Zug und knallte es auf den nächstbesten Tisch.
    »Nein, ich weiß nicht, wie es sich anfühlt. Du hast recht, ich kann dir zwar mein Bedauern ausdrücken, dir aber nicht helfen. Aber ich bitte dich, meine Entschuldigung anzunehmen.« Bittend blickte Richard zu mir. Erst jetzt fiel mir auf, dass er doch um einiges älter zu sein schien, als ich gedacht hatte. Sorgenfalten zierten seine Stirn, er sah müde und erschöpft aus. Vielleicht war ihm erst jetzt aufgegangen, was er mit seiner Erfindung geschaffen hatte, und er bedauerte es von ganzem Herzen. Wie konnte ich ihn dafür verurteilen? Bei meinem Entschluss, Zeitreisende zu werden, musste ich gewusst haben, dass es Risiken gab, und diese hatte ich bewusst in Kauf genommen, ganz ohne Hintergedanken. Nun musste ich mit der Tatsache zurechtkommen, dass ich nie wieder durch die Zeit reisen konnte. Wie verrückt das klang, bis zum Vortag hatte ich nicht einmal gewusst, dass ich es überhaupt jemals gekonnt hatte. Jetzt, da ich es wusste, war es bereits vorbei. Ich war noch immer wütend darüber, dass ein Teil meines Lebens unter einer dichten Nebeldecke verborgen lag, aber mir wurde klar, dass ich meine Wut nicht an den Menschen auslassen sollte, die verzweifelt versuchten mir zu helfen.
    »Entschuldigung angenommen!«, sagte ich schließlich und streckte meine Hand aus. Dankbar ergriff Richard sie und schüttelte sie lange. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und mit einem Mal wirkte er viel jünger und gelöster als noch wenige Augenblicke zuvor.
     
    Der Abend nahm eine neue Wendung, statt weiterhin unsere Probleme zu besprechen, deren Lösung wir ohnehin nicht finden würden, begann Richard, Geschichten aus Phils Jugend zum Besten zu geben. Begierig lauschte ich und freute mich über die unerwartete

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