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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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du dir eigentlich ein? Was glaubst du, wer du bist?« Mit diesen Worten sprang sie von ihrem Sitz auf, lief an mir vorbei, warf sich vor die Tür und versperrte mir den Weg.
    »Wer ich bin? Ein Mensch, der beinahe überfahren worden wäre , und bevor mir noch mehr solche merkwürdigen Unfälle passieren, möchte ich einiges geklärt haben. Wenn du jetzt die Güte hättest, mich in sein Büro zu lassen?« Für einen kurzen Moment glaubte ich, so etwas wie Überraschung auf ihrem perfekten Gesicht erkennen zu können. Doch so schnell, wie die Gefühlsregung gekommen war, so schnell war sie auch wieder vorüber.
    »Was jammerst du so rum? Du lebst noch, es kann also so schlimm nicht gewesen sein«, hatte sie die Frechheit mir ins Gesicht zu sagen. Ich holte Luft, um ihr eine entsprechende Antwort zu liefern, aber dazu kam ich nicht mehr, denn die Tür zu Silvias Büro wurde geöffnet und Richard betrat mit Ralf, dem Chef der Rechercheabteilung, den Raum. Die beiden diskutierten aufgeregt miteinander und schienen kaum Notiz von uns zu nehmen. Erst als sie feststellten, dass wir den Weg zur Tür versperrten, wurden sie auf uns aufmerksam.
    »Laura, was machst du hier?«, fragte Richard erstaunt.
    »Ich muss mit dir reden. Dringend!« Das letzte Wort betonte ich mit aller Deutlichkeit, damit er wusste, dass es sich nicht um einen Freundschaftsbesuch handelte.
    »Das ist im Moment leider sehr schlecht, ich muss etwas mit Ralf bereden, was sicherlich länger dauern kann. Warum kommst du morgen nicht einfach noch einmal vorbei?«, antwortete er.
    »So leid es mir tut , Richard, das kann nicht bis morgen warten. Ich bin aber gerne bereit, mir mit Silvia die Zeit zu vertreiben, bis du wieder frei bist!« Oh ja, es gab nichts, was mir mehr Freude gemacht hätte, als die Zeit mit dieser intriganten Ziege zu verbringen. Wie es jedoch aussah, war es die einzige Möglichkeit, die sich mir bot, wenn ich noch heute mit ihm sprechen wollte. Richard seufzte fast unhörbar, doch dann nickte er schließlich zustimmend.
    »Gut, es scheint dir wohl wirklich wichtig zu sein. Bis später dann!« Ohne auf meine Antwort zu warten, gingen er und Ralf in sein Büro. Ich drehte mich zu Silvia , schenkte ihr ein triumphierendes Lächeln, stolzierte an ihr vorbei, schnappte mir einen der Besucherstühle und machte es mir demonstrativ gemütlich. Als Reaktion darauf schüttelte sie ihre goldene Rapunzelmähne und stöckelte zu ihrem Schreibtisch zurück. Eisiges Schweigen herrschte im Raum und ich legte gewiss keinen Wert darauf, dieses zu brechen. Glücklicherweise hatte ich, wie immer, ein Buch in meiner Tasche. Ich fischte es hervor, schlug die zuletzt gelesene Seite auf und gab vor, mich vollends auf den Roman zu konzentrieren. Doch immer wieder schweiften meine Gedanken von der Liebesgeschichte im Buch zu den Ereignissen der letzten Wochen. Silvias Anwesenheit trug ebenfalls nicht zu meiner Entspannung bei, meinem Gefühl nach war sie diejenige, die mir an den Kragen wollte. Vielleicht hatte das Ganze gar nichts mit Klaus zu tun, sondern sie war eifersüchtig und wollte mich aus dem Weg räumen, damit sie wieder ihre Krallen nach Phil ausfahren konnte. Was wäre, wenn wir die ganze Zeit über auf der falschen Spur gewesen waren? Phil konnte mir noch so oft versichern, dass da nix mehr war, ich war mir nicht so sicher.
    Meine Erleichterung, als sich die Tür zu Richards Büro öffnete und Ralf heraustrat, war fast greifbar. Er ging an mir vorbei und schenkte mir einen Blick, der mich schaudern ließ. Kalt, geringschätzig und verächtlich sah er mich an. Die Erinnerung an unsere erste Begegnung war mir noch allzu deutlich im Kopf. Ich wandte meinen Blick ab und erhob mich, durchquerte den Raum, klopfte an und wartete darauf, dass Richard mich hereinbat.
    »Was ist denn so wichtig, dass es nicht warten konnte?«, fragte er genervt und ungeduldig. So hatte ich ihn bisher nicht kennengelernt. Gab es noch mehr Probleme? Probleme, die er vielleicht nicht mit Phil teilen wollte?
    »Nur die Kleinigkeit, dass vor ungefähr zwei Stunden jemand versucht hat, mich zu überfahren«, eröffnete ich das Gespräch. Damit hatte ich seine Aufmerksamkeit. Er hielt inne, die Papiere auf seinem Schreibtisch zu sortieren, nahm seine Brille ab und blickte mich überrascht an.
    »Wo?«
    »Auf meinem Weg zum Arzt. Wenn Lars nicht gewesen wäre, dann läge ich vermutlich gerade auf einer Bahre Richtung Leichenschauhaus«, antwortete ich ihm.
    »Lars? Unser Lars?«,

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