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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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erinnern, was damals ein Grund dafür gewesen sein könnte, warum er will, dass du leidest?«
    »Nein, absolut nicht. Während meiner Kindheit war er der stets gut aufgelegte beste Freund meines Onkels. Ich habe ihn nie anders kennengelernt. Oder aber es hat doch etwas mit Richards angebliche m Verrat zu tun.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht ist es etwas aus der Zeit, bevor du zu Richard kamst. Dann bleibt uns nur noch übrig, dass wir Richard unter Drogen setzen und ihn befragen«, grinste ich ihn verschmitzt an. Wahrscheinlich waren die Schmerztabletten, die man mir gegeben hatte, schuld daran, dass ich die Sache nicht mit dem nötigen Ernst betrachtete.
    »Deine kriminelle Ader macht mir Angst. Erst hast du kein Problem damit, mit Schusswaffen auf mich zu zielen, und nun willst du auch noch meinen Onkel vergiften. Was habe ich mir da nur angelacht?« Er schien zu erkennen, dass ich zu kaputt war, um eine ernsthafte Diskussion zu führen, und ging auf meinen Scherz ein. Wir alberten noch eine Weile rum, wobei ich Phil mehrfach dafür schimpfte, dass er mich zum Lachen brachte, ließ mich doch schon ein Kichern vor Schmerzen zusammenzucken.
     
    Glücklicherweise war mein Unfall nur leichterer Natur gewesen und nach wenigen Tagen wurde ich bereits entlassen. Die Prellungen an der Rippe würden von selbst heilen, und auch wenn sie schmerzhaft waren, waren sie nicht gefährlich und bedurften keiner weiteren Beobachtung. Das großzügige Angebot meiner Eltern, wieder vorübergehend bei ihnen zu wohnen, hatte ich dankend abgelehnt. Zu frisch waren die Erinnerungen an das letzte Mal. Eine weitere Rückkehr in meine Kindheit wollte ich vermeiden. Stattdessen nahm ich Phils Angebot, bei ihm zu bleiben, gerne an. Das hatte nicht nur den Vorteil, dass wir sehr viel zusammen sein konnten, nein, auch die Sicherheitsvorkehrungen in seiner Wohnung waren wesentlich besser als in meiner. Die Videokameras an der Gegensprechanlage waren nur ein Beispiel dafür. Alleine zu wissen, dass ich in diesem Haus sicherer war, ließ mich nachts ruhiger schlafen. Zu viel war in den letzten Wochen vorgefallen, als dass ich mich in meinen vier Wänden weiter wohlfühlte. Ob es noch zu früh war, sich darüber Gedanken zu machen, ob ich mit Phil zusammenziehen sollte? Ich hoffte, dass wir bald dahinterkamen, wer mir nach dem Leben trachtete, damit ich endlich wieder Frieden finden würde.
     
    Phils Wohnung war im Grunde genommen eine Bilderbuch-Junggesellenbude. Eingerichtet mit praktischen, wenn auch sehr teuren und hochwertigen Möbelstücken, wenig Schnickschnack und einer perfekt ausgestatteten, dennoch unbenutzten Küche sowie einem Schlafzimmer, das von einem auffällig großen Bett dominiert wurde. Eine Putzfrau, die zweimal die Woche kam, war der Grund dafür, dass es stets ordentlich und sauber war. Nicht immer eine Selbstverständlichkeit bei allein lebenden Männern, wie ich aus leidlicher Erfahrung wusste. Natürlich war es nicht mein erster Besuch in seiner Wohnung, jedoch war es mein erster längerer Aufenthalt. Nun wurde mir bewusst, warum wir uns so oft bei mir aufhielten. Mochte meine Wohnung um einiges kleiner und älter sein, so barg sie doch viel mehr Gemütlichkeit als dieser Designertraum aus dem Möbelhaus.
    »Fühl dich wie zu Hause«, waren Phils Worte, als wir vom Krankenhaus zu ihm fuhren und er meine Tasche ins Schlafzimmer trug. Ich ließ mich auf dem Bett nieder und betrachtete ihn dabei, wie er meine Kleider in den Schrank hing. Er hatte sogar einige seiner Sachen beiseite geräumt, damit meine Sachen dort Platz fanden, was ich außerordentlich süß von ihm fand.
     
    Die Zeit in Phils Wohnung verging im Flug. Ich stellte fest, dass die Prellungen von Tag zu Tag abschwollen und es mir immer besser ging. Durch das dauernde Nichtstun war ich genervt und trotz Phils aufmerksamer Pflege merkte ich, wie mir die Decke auf den Kopf fiel. Selbst Besuche von Marie und anderen Freunden konnten mich auf Dauer nicht aufmuntern, ich brauchte etwas zu tun und wenn es nur darum ging, zur Schule zurückzugehen. Glücklicherweise legte Phil mir keine Steine in den Weg, als ich ihn am Ende der zweiten Woche in seiner Wohnung davon unterrichtete, dass ich am nächsten Tag zum Arzt gehen würde. Ich hoffte, dass mein Arzt meine Auffassung teilte und mich für gesund erklärte. Ich hatte die Nichtstuerei satt und wollte endlich wieder unter Menschen gehen.
    Der Zufall wollte es, dass die Praxis meines Arztes ganz in der

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