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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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zu werden. Warum konnte er nicht ein gut aussehender Miesepeter sein? Dann wäre alles so viel leichter gewesen.
    »Gut, ein Essen, mehr nicht! Wann und wo treffen wir uns?« Ich musste verrückt sein, dass ich auf ihn einging. Aber andererseits, wie sonst sollte ich erfahren, was in den letzten Wochen geschehen war?
    »Ich wollte dich eigentlich abholen«, erwiderte er auf meine Frage.
    »Nein, daraus wird nichts. Wir fahren mit getrennten Fahrzeugen, also wo treffen wir uns?« Ich brauchte die Sicherheit meines eigenen Wagens, andernfalls hätte ich mich ihm zu sehr ausgeliefert gefühlt. Er musste nur mit mir in den Wald fahren und dort über mich herfallen. Und dann?
    »Wie du willst, was hältst du vom ›Oxford‹?«, antwortete er nach einer kurzen Pause.
    »Ist das jetzt Zufall, oder weißt du, dass es mein Lieblingsrestaurant ist?«
    »Ich weiß, dass es dein Lieblingsrestaurant ist. Wir sind bisher nur noch nicht dazu gekommen, zusammen dort hinzugehen. Ich finde, dass es höchste Zeit ist, das nachzuholen.« Seine Ehrlichkeit überraschte mich, er hätte mir doch das Blaue vom Himmel herunterlügen können und doch hatte er sich entschieden, mir reinen Wein einzuschenken.
    »Gut, dann morgen Abend im ›Oxford‹. Was hältst du von halb acht?«
    »Gute Zeit, ich sehe zu, dass ich einen Tisch für uns reserviere, es könnte voll werden.«
    »Bis morgen!«, wollte ich mich von ihm verabschieden, da hielt er mich zurück.
    »Ich freue mich, dass du mir eine Chance gibst. Und glaub mir, du wirst es nicht bereuen!«
    Sein Wort in Gottes Ohr!

7. Kapitel
     
    Unnötig zu erwähnen, dass ich am Samstagnachmittag ein reines Nervenbündel war. In meinem Schlafzimmer sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen: Überall lagen Kleidungsstücke verstreut und keines davon erschien mir angemessen, als dass ich es zu einer Verabredung mit Philemon Berger hätte tragen können. Wer kam eigentlich auf die Idee, seinem Kind diesen Namen zu geben? Hatten sich seine Eltern nicht über seine Geburt gefreut? Oder mussten sie ihn so nennen, damit er erbte? Ich nahm mir vor, ihn am Abend danach zu fragen. Marie saß auf meinem Bett und kicherte, während sie mich betrachtete, wie ich das Chaos um mich herum in mi ch aufsog.
    »Das kann ich nicht anziehen, darin sehe ich aus wie eine Presswurst!«, gab ich entrüstet von mir und hielt ein grünes Stretchkleid in die Höhe. Wieso hatte ich das gekauft? Und für welchen Anlass? Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich es auch nie im Leben angehabt. Höchste Zeit, dass das Kleid in die Flohmarktkiste wanderte, beschloss ich und warf das Kleid zu dem immer höher werdenden Berg vor meinem Bett.
    »Stopp!«, rief Marie plötzlich in resolutem Tonfall. Ich hatte sie am Morgen angerufen, mit der Bitte mir zur Seite zu stehen. Ihr Geschmack in Bezug auf Männer mochte zweifelhaft sein, ihr Geschmack in Bezug auf Kleidung war es keinesfalls. Zu schade, dass wir keine Kleider tauschen konnten, aber dafür war sie ungefähr zwei Köpfe zu klein oder ich zu groß, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtete.
    »Was ist?«, fragte ich sie genervt.
    »Gehen wir mal davon aus, dass das, was er sagt, der Wahrheit entspricht. Dann muss er angefangen haben, sich während der Arbeitszeit für dich zu interessieren. Und was trägst du in der Schule? Richtig, normale Sachen! Jetzt hör auf, dir ein Outfit nach dem anderen rauszusuchen, in dem du nicht du bist! Du bist eine wunderschöne Frau, aber versuche dich nicht zum Vamp zu machen, das könnte nach hinten losgehen. Ich ließ das schwarze Minikleid, das ich in der Hand hielt, sinken und blickte zu Marie hin.
    »Was meinst du damit? Ich soll im Kartoffelsack gehen?« Marie verdrehte die Augen.
    »Für eine studierte Frau bist du manchmal mehr als begriffsstutzig. Nein, natürlich sollst du nicht im Kartoffelsack gehen, aber sei doch einfach du selbst. Du bist nun mal kein männerverzehrender Vamp und deshalb solltest du auch nicht vorgeben, so jemand zu sein. Und das könnte einer der Gründe sein, warum es mit dem Richtigen bisher nicht geklappt hat. Du hast immer versucht jemand zu sein, der du nicht bist. Das Bild, das du vermittelst, ist das völlig falsche und die Kerle sind dann enttäuscht, wenn sie feststellen, dass du in Wirklichkeit viel zu nett bist. Und diese Kleider dort sind das beste Beispiel dafür, dass das nicht du bist.« Mit ihrem Kopf wies sie auf den Stapel, der demnächst zum Flohmarkt sollte.
    »Und das sagst

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