Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
Vom Netzwerk:
Corinna, schön dich wiederzusehen. Danke der Nachfrage, mir geht es wieder bestens!«, antwortete ich ihr und ging nicht weiter auf sie ein. Bevor sie jedoch antworten konnte, wurde es schlagartig still im Raum. Der Grund dafür war Phil, der gerade das Lehrerzimmer betreten hatte. Mit einem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht kam er auf uns zu.
    »Guten Morgen! Laura, wie schön, dass du zurück bist! Wie geht es dir?«, fragte er munter, die Blicke der anderen hatte er noch nicht wahrgenommen. Wie beim Tennis richteten sich nun alle Augen auf mich.
    »Danke, alles gut verheilt«, erwiderte ich betont sorglos. Wieder gingen die Blicke der Kollegen zu Phil hin. Erst jetzt fiel ihm auf, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte.
    »Ist irgendetwas?« Argwöhnisch studierte er die Gesichter der ihn Umgebenden. Natürlich musste Corinna diejenige sein, die ihm den Grund verriet. Ohne ein Wort zu verlieren, nahm sie das ›Morgenblatt‹ vom Tisch und hielt es ihm kommentarlos vor die Nase. Regungslos las er die wenigen Zeilen, sein Lächeln erstarb und er runzelte die Stirn.
    » Ich wusste, dass es früher oder später so kommen würde. Dass Sie das auf diesem Weg herausfinden, tut mir leid. Ich wollte Sie nicht vor den Kopf stoßen, sondern nur das Leben eines normalen Mannes führen. Das ist leider schiefgegangen. Ich bitte Sie, nicht den Erben in mir zu sehen, sondern weiterhin Ihren Kollegen.« Die Tatsache, dass sein Geheimnis an die Öffentlichkeit geraten war, schmeckte ihm wohl überhaupt nicht, doch er versuchte, das Beste aus der Sache zu machen. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm wirklich wichtig war, wie ein normaler Mensch behandelt zu werden. Und das Merkwürdige war, dass ich ihm das ohne Weiteres abnahm. Er wirkte so offen und aufrichtig, dass ich es nicht für Theater hielt. Mochte ich auch sonst nicht das Beste von ihm halten, so beeindruckte er mich nun zum ersten Mal durch sein Handeln und Auftreten. Nun war mir auch klar, warum er sich solch ein Auto leisten konnte. Für einen Moment schwiegen alle, bis Corinna wieder das Wort an sich riss. Innerlich verdrehte ich die Augen, das konnte nichts Gutes heißen.
    »Ist die Frau auf dem Bild Ihre Freundin?«, wollte sie von ihm wissen. Wenn er jetzt den Kopf in meine Richtung drehte, würde ich ihn töten. Millionen hin oder her.
    »Woher kommt denn Ihr plötzliches Interesse an meinem Privatleben?« Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch und musterte Corinna geringschätzig. Er hatte noch nicht mal ansatzweise in meine Richtung geblickt.
    »Na ja, falls die Presse hier auftaucht, müssen wir doch wissen, was wir zu sagen haben!«, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Sie schien jedoch zu merken, dass ihre Argumentation recht dünn war, denn ihre Stimme wurde immer leiser und war zum Ende hin kaum noch hörbar.
    »In dem Fall schlage ich vor, dass Sie es mit ›Kein Kommentar‹ versuchen. Die Journalisten dieser Zeitung sind nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie sich immer an die Wahrheit halten. Und Sie möchten bestimmt nicht dafür verantwortlich sein, dass Gerüchte über mich verbreitet werden, die nicht der Wahrheit entsprechen, oder? Oder über die Frau auf dem Bild?« War sein Blick vorher noch leicht amüsiert gewesen, so sah er sie jetzt an, wie man ein ekliges Insekt ansah, bevor man es mit dem Fuß zertrat. Kleinlaut murmelte Corinna eine Entschuldigung und suchte das Weite. Auch die anderen Kollegen begriffen, dass sie nicht mehr aus ihm herausbekamen, und besannen sich darauf, dass der Unterricht in aller Kürze begann, und ließen Phil und mich alleine zurück.
    »Danke«, flüsterte ich.
    »Warum?« Verständnislos sah er zu mir.
    »Weil du mich nicht bloßgestellt hast. Das wäre sicherlich ein gefundenes Fressen für die Kollegen gewesen!«
    »Ich neige eigentlich nicht dazu, mich zu wiederholen, aber in deinem Fall muss ich es wohl häufiger tun, alleine um deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Ich würde nichts tun, was dich verletzt!« Ich lächelte schwach. Warum musste er solche Dinge sagen? Fast so, als würde er es wirklich ernst meinen.
    »Du hast so was schon mal erwähnt. Gab es schon vor meinem Unfall ähnliche Artikel?«
    »Nein, das war der erste. Ich befürchte, das ist die Retourkutsche dafür, dass ich mich bisher geweigert habe, ihnen ein Interview zu geben«, erwiderte er verbittert. Und ich war daran schuld. Wenn ich ihn nicht abgewimmelt hätte, stünde er nicht in der Zeitung und niemand würde sich

Weitere Kostenlose Bücher