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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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dass ich wohl jetzt besser ins Lehrerzimmer gehen sollte, um den Kollegen ›Hallo‹ zu sagen, bevor der Unterricht beginnt«, verabschiedete ich mich und erhob mich von meinem Platz.
    »Machen Sie das und alles Gute. Sie sind eine gute Lehrkraft und ich möchte Sie nur ungern verlieren«, gab der Direktor mir noch mit auf den Weg. Das unerwartete Lob ließ mich gleich einige Zentimeter wachsen , und beschwingt von seinen Worten ging ich ins Lehrerzimmer.
    Dort herrschte inzwischen rege Betriebsamkeit und fast das gesamte Kollegium war anwesend. Meine Augen scannten den Raum ab, um zu sehen, ob Phil anwesend war. Erleichtert stellte ich fest, dass er auch an diesem Morgen wieder einmal sehr spät dran war und uns noch nicht mit seiner Anwesenheit beehrte. Dankbar für die kleine Gnadenfrist suchte ich unauffällig meinen Weg zu meinem Spind. Auf alle Fälle wollte ich vermeiden, dass ich allzu viel Aufmerksamkeit auf mich zog. Doch anscheinend hatte ich mir umsonst Gedanken gemacht, denn meine Kollegen hatten sich um einen Tisch geschart und studierten das vor ihnen Liegende sehr aufmerksam. Wortfetzen wie: »Das kann doch nicht wahr sein!« und »Wer hätte das gedacht«, drangen an mein Ohr. Was ging hier vor? Nun war ich ebenfalls neugierig geworden und anstatt an mein Fach zu gehen, begab ich mich zu der Gruppe der Kollegen.
    »Guten Morgen, Sarah. Was ist denn hier los?« Ich zupfte meine Kollegin, die im Gespräch mit einer anderen Kollegin war, am Ärmel. Sie drehte sich um, ihre Miene verwandelte sich bei meinem Anblick und ein freudiges Strahlen erschien auf ihrem Gesicht.
    »Laura, du bist wieder da, wie schön. Und du kommst gerade zum richtigen Zeitpunkt zurück!«, rief sie aus.
    »Wieso?«
    »Komm, das musst du dir selbst ansehen!« Sie nahm mich bei der Hand und führte mich durch das Gewusel der Kollegen hin zu dem Tisch, um den sich alle versammelt hatten. Dort ausgebreitet lag die aktuelle Ausgabe des ›Morgenblatts‹, eine Zeitung mit eher dubiosen Qualitäten und nicht bekannt dafür, dass sie hervorragenden Journalismus zu bieten hatte. Enthüllungen, Klatsch und Tratsch waren eher das Hauptaugenmerkmal dieses Blatts. Was hatte es im Lehrerzimmer verloren? Keiner meiner Kollegen würde freiwillig zugeben, dass er dieses Klatschblatt las, geschweige denn kaufte. Und dann fiel mein Blick auf die Titelseite:
    » MILLIONÄR IN LIEBESNÖTEN «, leuchtete mir die Überschrift in Großbuchstaben entgegen, darunter ein recht verschwommenes Foto, das zwei Menschen zeigte. Einen Mann und eine Frau. Und die Frau entledigte sich gerade unsanft des Arms des Mannes, den er um sie gelegt hatte. Um die beiden herum standen Einkaufswagen. Oh mein Gott! Fast gaben meine Knie unter mir nach. Das auf dem Bild waren Phil und ich! Aber warum war hier die Rede von einem Millionär? Schnell las ich die wenigen Zeilen unter dem Bild:
    » Millionenerbe Philipp B. musste lernen, dass Geld nicht immer glücklich macht, wie diese kleine Begegnung im Supermarkt verdeutlicht. Die unbekannte Schöne ist von seinem Annäherungsversuch nicht begeistert und scheut sich nicht, ihn abzuweisen. Ihr scheint sein Reichtum egal zu sein. Wir bewundern sie aufrichtig dafür, dass sie sich nicht vom Glanz des Geldes blenden lässt .«
    Das war alles nur ein Traum, das konnte nicht wahr sein! Glücklicherweise war ich auf dem Bild nahezu unkenntlich. Ich bezweifelte, dass meine eigene Mutter mich als ihre Tochter ausmachen konnte, dafür war aber Phil gut zu erkennen. Es gab keinen Zweifel, das waren wir beide bei unserer Begegnung im Supermarkt letzten Freitag. Wer hatte das Bild von uns gemacht? Und wer war auf die Idee gekommen, dass er Philipp hieß? Mir fielen seine Worte ein, als ich ihn bei seinem vollen Namen genannt hatte. Phil als Abkürzung von Philipp war durchaus logisch, wenn man nicht wusste, dass er Philemon hieß. Aber warum wurde er hier als Millionär bezeichnet? War er etwa auch noch reich? Reichte es nicht, dass er wie ein griechischer Gott aussah? Meine Gedanken rasten einem Schneesturm gleich durch meinen Kopf.
    »Und was sagst du dazu? Vielleicht findet Herr Berger ja plötzlich doch Gnade in deinen Augen, jetzt, da er reich ist. Bisher hast du ihm ja noch nicht mal die Uhrzeit gesagt«, vernahm ich die gehässige Stimme meiner Kollegin Corinna Wissner an meiner Seite. Die hatte mir zu meinem Glück noch gefehlt. Die Schule hatte noch nicht einmal begonnen und schon war der Tag zur Katastrophe geworden.
    »Hallo

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