Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
suchen, wurde jedoch von meinem Begleiter unterbrochen.
»Warten Sie hier, ich bringe die Dame schnell nach oben und dann können Sie mich heimfahren!« Der Fahrer nickte und blieb mit laufendem Motor stehen. Hatte der Kerl denn noch nichts von Umweltverschmutzung gehört? Bevor ich ihm das jedoch an den Kopf werfen konnte, hatte Phil mich am Arm gepackt und führte mich sanft in Richtung Haustür.
»Ich kann alleine hochgehen, ich brauche deine Hilfe nicht«, wollte ich ihn abwehren.
»Ach ja, so wie du alleine ins Taxi kamst? Nix da, nachher stolperst du mir und liegst mit gebrochenem Bein darnieder. Nicht mit mir. Gib mir deinen Schlüssel«, befahl er. Ich war müde, betrunken und wollte nur in mein Bett, also kramte ich widerstandslos in meiner Tasche nach meinen Schlüsseln und reichte sie ihm. Er hakte mich unter und ging mit mir zusammen ins Haus. Gemeinsam erklommen wir die Stufen zu meiner Wohnung, dabei kam ich ihm so nahe, dass ich wieder sein Parfum riechen konnte. Eine Art Welle der Erinnerung schlug über mir zusammen, und mit einem Mal wusste ich, dass ich diesen Duft schon immer anregend gefunden hatte. Aber das war auch schon alles, an das ich mich erinnern konnte. Schade, hätte ich nicht mal einen winzig kleinen Erinnerungsfetzen an unseren Sex haben können? Ich sah doch alles Mögliche, da war dieser winzige Wunsch kaum zu viel verlangt?
»Du? Sag mal, wie war es eigentlich mit uns im Bett?«, platzte ich plötzlich heraus. Der Duft, seine Nähe, der Gedanke an Sex mit ihm und der viele Alkohol hatten mich zu der Frage verleitet.
»Phänomenal und wundervoll.« Der Schmerz, der sich auf seinem Gesicht bei dem Gedanken abzeichnete, führte dazu, dass ich mich mit einem Mal ziemlich schlecht fühlte. Ich war daran schuld, dass es ihm so ging. Was war ich für eine dumme Nuss? Warum hatte er noch Gefühle für mich, wenn ich ihn so behandelte? Wenn er klug war, sollte er zusehen, dass er schleunigst das Weite suchte und sich nach anderen Frauen umschaute. Bei näherer Betrachtung wurde mir klar, dass ich diesen Gedanken gar nicht lustig fand. Er gehörte mir und sollte nichts mit anderen Frauen anfangen!
»Zeig mir, wie es war. Bleib hier und schlaf mit mir!«, forderte ich ihn kühn auf. Aufmerksam studierte er mich, tat aber nichts weiter. Warum küsste er mich nicht? Fand er mich plötzlich nicht mehr attraktiv? Wir waren an meiner Haustür angekommen, er wandte für einen Moment den Blick von mir ab und öffnete die Tür, schob mich in die Wohnung hinein und folgte mir. Sorgfältig schloss er die Tür. Er nahm mich bei der Hand und zog mich ins Schlafzimmer. Ha, er wollte doch mit mir schlafen! Fieberhaft überlegte ich, ob ich rasiert war, aber nach einem kurzen Anflug von Panik fiel mir wieder ein, dass ich am Nachmittag das große Beautyprogramm abgespult hatte. Nicht weil ich vorgehabt hatte, mit jemandem die Nacht zu verbringen, sondern weil ich mich selbst gut fühlen wollte.
»Setz dich aufs Bett. Ich will dir die Schuhe ausziehen«, forderte er mich auf. Ich gehorchte und ließ mir von ihm meine Stiefel ausziehen. Jedoch machte er, als er fertig war, keine Anstalten, mir weitere Kleidungsstücke auszuziehen.
»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich möchte, dass du mit mir schläfst!« Vielleicht hatte ich ja beim ersten Mal genuschelt und er hatte es nicht gehört. Sicherheitshalber wiederholte ich das Ganze noch einmal. Er gab einen tiefen Seufzer von sich, beugte sich zu mir und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt. Ich versuchte ihn zu mir zu ziehen, doch er entzog sich meinem Griff.
»Du stellst einen Mann vor harte Prüfungen, weißt du das? Wenn du nicht betrunken wärst, würdest du schon längst nackt vor mir liegen, aber nicht so. Ich möchte, dass du nüchtern bist, wenn wir miteinander schlafen. Ich möchte, dass du dich am nächsten Morgen daran erinnern kannst. Ich will auch nicht, dass du dich dafür schämst oder es bereust, sondern mich darum bittest, es zu wiederholen.« Er ließ mich nicht mehr zu Wort kommen, sondern verschwand im Bad. Von nebenan hörte ich, wie es im Bad raschelte, Schranktüren geöffnet und geschlossen wurden. Ich glaubte, Wasser laufen zu hören, oder war es das Blut in meinen Ohren, das so rauschte? Als er zurückkam, hielt er einen mit Wasser gefüllten Zahnputzbecher sowie zwei Kopfschmerztabletten in der Hand.
»Nimm das und schlaf. Damit sollte dein Kater morgen nicht ganz
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