Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
so furchtbar werden. Gute Nacht, meine Süße.« Ohne mir die Chance zu geben , etwas zu erwidern, drehte er sich um und verließ fluchtartig das Schlafzimmer.
Vielleicht war es doch besser, dass er mein Angebot nicht angenommen hatte. Ich war viel zu müde, um noch Sex zu haben. Ich machte mir nicht mal mehr die Mühe mich auszuziehen, sondern kroch so, wie ich war, in mein Bett und war, kaum das s mein Kopf das Kissen berührte, eingeschlafen.
12. Kapitel
Am nächsten Morgen wachte ich trotz der Tabletten mit mörderischen Kopfschmerzen auf. Nur langsam kehrten die Erinnerungen des Vorabends zurück und mit ihnen das Schamgefühl. Hatte ich Phil tatsächlich gebeten, mit mir zu schlafen? War ich denn von allen guten Geistern verlassen gewesen? Gut, ich war betrunken gewesen, aber die wenigen Male, die ich zuvor einen im Tee gehabt hatte, hatte ich keine Männer zum Sex aufgefordert. Wie sollte ich ihm eigentlich je wieder unter die Augen treten? Und nicht nur, dass ich versucht hatte, ihn in mein Bett zu locken, nein, ich musste gleich hingehen und ihm sagen, dass ich Gefühle für ihn hatte. Ging es noch peinlicher? Ich glaube kaum. Was mich ins Grübeln brachte, war seine Reaktion auf mein Geständnis. Er hatte nicht geleugnet, dass er ebenfalls noch Gefühle für mich hatte, ganz im Gegenteil. Trotzdem hatte er mich abblitzen lassen, aus Rücksicht auf meine Gefühle! Er war wohl doch nicht der Casanova, für den ich ihn immer gehalten hatte. Wie schon beim Anblick seiner Glücksbringer an Silvester spürte ich, wie sich eines der Bänder um mein Herz mit lautem Knall löste. Immer mehr bröckelte mein Widerstand gegen ihn, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Waren meine ganzen Ansichten, die ich über ihn hatte, nur Vorurteile, die er langsam, aber sicher entkräftete? Doch was würde mir meine Erkenntnis bei unserem nächsten Treffen bringen? Wie konnte ich ihm am Montag noch gegenübertreten, ohne vor Scham im Boden zu versinken? Oh, was hatte ich nur getan?
Bis zum Nachmittag hatte ich mich in eine einigermaßen passable Verfassung zurückgekämpft und war in der Lage, gefahrlos zum Kaffeetrinken bei meinen Eltern zu fahren. Meine Brüder waren ebenfalls eingeladen, sodass ich mich nicht alleine dem Kreuzverhör meiner Mutter stellen musste, daher wurde es ein vergnüglicher Nachmittag im Kreis der Familie. Jedenfalls bis zu dem Moment, als Stefan mich plötzlich fragte:
»Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit dir und dem Millionär? Ist er jetzt dein Freund oder was ist da zwischen euch?« Ja, danke auch , lieber Bruder! Meine Hoffnung, dass er Stillschweigen über die Geschichte bewahren würde, platzte wie eine Kaugummiblase. Hätte er nicht einfach, wie an Weihnachten, die Klappe halten können? Was bitte schön hatte ich verbrochen, dass er mir derart in den Rücken fiel? Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schnellte der Kopf meiner Mutter in Schallgeschwindigkeit in meine Richtung.
»Was meint dein Bruder?«, fragte sie neugierig. Ich ließ meine Kuchengabel sinken und nahm schnell einen Schluck meines Kaffees. Ich hoffte , dadurch etwas Zeit zu gewinnen, aber ihr bohrender Blick verriet mir, dass sie meine Taktik kannte und nicht gewillt war, länger zu warten.
»Mein Kollege, du weißt schon, der mich besucht hat, als ich bei euch gewohnt habe, hat eine ziemlich reiche Familie«, gab ich zur Erklärung ab, in der Hoffnung, dass sie sich damit zufriedengab. Ich sollte meine Mutter doch inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass das Kapitel noch lange nicht abgeschlossen war. Jetzt ging das Fragenfeuerwerk los und ich wunderte mich, wie sie noch Luft bekam, so schnell sprach sie:
»Was heißt hier reich? Wie reich? Und er ist nicht dein Freund? Was hast du wieder angestellt?« Ihre Augen glimmten freudig. Wahrscheinlich stellte sie sich vor, wie sie ihren Freundinnen bei den Landfrauen erzählen konnte, dass ihre Tochter sich nun in besseren Kreisen bewegte, den allerhöchsten sozusagen.
»Ziemlich reich, seinem Onkel gehört ein sehr gut florierendes Unternehmen und er wird es eines Tages erben. Und was den Stand unserer Beziehung angeht, kann ich nur sagen, dass es recht kompliziert ist.« Hoffentlich fragte sie nicht, welche Firma. Wenn sie erfuhr, dass Phil eines Tages einer der reichsten Männer des Landes sein würde, käme ich so schnell nicht wieder nach Hause. Ich war mir nicht sicher, ob sie nicht sogar so weit gehen würde, mich an einen der
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