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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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würde ich dem nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Er hat einen ziemlichen Frauenverschleiß. Und ich habe keine Lust, eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten zu sein!« Warum sagte ich das? Ich war es bereits, auch wenn ich mich bedauerlicherweise nicht mehr daran erinnern konnte.
    »Trotzdem verstehe ich dich nicht. Den würde ich garantiert nicht von der Bettkante stoßen. Für eine Nacht kann man ja mal seine Prinzipien vergessen, wenn du verstehst, was ich meine?« Sie zwinkerte mir dabei zu, dass auch wirklich jeder verstehen musste, was ihr nicht gerade subtiler Hinweis bedeutete. Kurzzeitig schweiften meine Gedanken ab und ich versuchte mir vorzustellen, wie es war , mit ihm Sex zu haben. Wieder und wieder verfluchte ich diese blödsinnige Amnesie, die mich dieser Erinnerung beraubt hatte. Sicherlich gab es einige Dinge, von denen ich froh sein konnte, dass ich sie vergessen hatte, aber musste es ausgerechnet das sein? War es gut gewesen oder sah er nur gut aus und hatte weiter nichts zu bieten? Von solchen Fällen hörte man oft genug. Da ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern konnte, musste ich wohl weiter darüber grübeln, wie es war, mit ihm das Bett zu teilen, und ob es sich gelohnt hatte. Und der Gedanke war sehr frustrierend, wie ich feststellen musste.
     
    Gott sei Dank wendete sich unser Gespräch bald anderen Dingen zu und wir saßen noch sehr lange zusammen, tranken Ale und sprachen über Gott und die Welt. Wir verließen das Pub erst, als das Lokal schloss, und zusammen mit den anderen ging ich nach draußen, um unsere bestellten Taxen zu besteigen. Noch immer war es bitterkalt, doch wenigstens hatte es zwischenzeitlich aufgehört zu schneien.
    »Und du bist dir sicher, dass es dir nichts ausmacht?«, fragte Marie mich zum Abschied. Vor der Tür des Pubs hatte sich herausgestellt, dass uns nicht genügend Taxen zur Verfügung standen. Schnell hatte ich mich bereit erklärt noch etwas zu warten, da ich als Einzige in der entgegengesetzten Richtung wohnte und ich mir somit mit niemandem ein Taxi teilen konnte.
    »Nein, gar kein Problem, das nächste Taxi wird gleich da sein. Mir macht es nichts aus, wenn ich ein bisschen an der frischen Luft warte, und passieren wird mir auch nichts!«, versicherte ich ihr und drückte sie zum Abschied. Nicht lange danach stand ich mutterseelenallein auf der Straße. Die Kälte breitete sich in meinem ganzen Körper aus und durch meine dünnen Schuhsohlen spürte ich, wie meine Füße langsam zu Eis wurden. Und warum wankte alles um mich herum? Ich hatte wohl mehr getrunken, als gut war und das rächte sich jetzt. Nur mit Mühe konnte ich mich gerade auf den Beinen halten. Wann hatte ich das letzte Mal so viel getrunken? Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass ich schon mal so über die Strenge geschlagen hatte. Und wer war schuld? Wie immer Phil! Erst hatte ich im Restaurant zu viel Cocktails getrunken, weil ich nicht über ihn reden wollte, und dann hatte ich zu viel getrunken, da ich den ganzen Abend über seine Blicke auf mir gespürt hatte. Um ihm zu demonstrieren, dass ich mich ohne ihn hervorragend amüsieren konnte, hatte ich keine Runde ausgelassen und war betont fröhlich gewesen. Dumme Idee, ganz dumme Idee, dachte ich, während die Welt um mich herum anfing, sich zu drehen.
    »Hat dir denn niemand gesagt, wann Schluss ist?« Ich versuchte herumzuwirbeln, doch irgendwie schienen meine Füße schon am Boden festgefroren zu sein und nur im letzten Moment konnte ich mich davon abhalten , hinzufallen.
    »Nein, meine Gouvernante hatte heute Abend frei«, antwortete ich Phil, der nun neben mir auf dem Gehweg stand. Belustigt musterte er mich von oben bis unten, verschwunden war die griesgrämige Miene von vorher. Wieder schwankte ich. Vielleicht war ja ein Erdbeben daran schuld, dass ich mein Gleichgewicht nicht halten konnte.
    »Bist du sicher, dass du das alleine schaffst? Du scheinst mehr als genug getrunken zu haben.« Sein Gesichtsausdruck wechselte von belustigt zu besorgt.
    »Keine Angst, ich packe das gut ohne dich. Schau, da kommt auch schon mein Taxi.« Ich hob meinen Arm, um dem Taxifahrer zu signalisieren, dass ich mit ihm fahren wollte, dabei verlor ich meine Balance und rutschte zur Seite hin weg. Phil reagierte blitzschnell und fing mich auf, bevor ich den kalten Asphalt küsste. Mit starken Armen umfing er mich und hielt mich fest. Meine Nase war in seinen Mantel gepresst und ich konnte seinen würzigen,

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