Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken!« Ich sah ihn stirnrunzelnd an und er verstand meine unausgesprochene Frage sofort.
»In dem Paket sind Pralinen und Sekt enthalten«, schob er eilig hinterher. Seine Erklärung brachte auch mich zum Lachen.
»Du weißt, was passiert, wenn ich zu viel Alkohol trinke?« Oh nein, warum war mir das denn jetzt herausgerutscht? Das nannte man wohl einen Freud’schen Versprecher, wie er im Buche stand.
»Das ist genau mein Plan und dieses Mal lasse ich dich nicht so ohne Weiteres davonkommen.« Ich schluckte und wusste nicht, was ich erwidern konnte, ohne mich noch tiefer hineinzureiten. Verschwunden war sein Lächeln und er fixierte mich mit seinem hypnotisierenden Blick. Bevor ich etwas noch peinlicheres sagen konnte, wurde ich jedoch erlöst. Eine der Angestellten des Riesenrads kam herein und führte uns zu unserer Kabine. Sie öffnete den Sekt und schenkte ihn in zwei bereitstehende Gläser ein. Zusammen mit einer kleinen Schachtel Pralinen stellte sie die Flasche auf einen Servierwagen. Mit einem »Enjoy« und einem verschwörerischen Lächeln in meine Richtung verschwand sie wieder. Bestimmt glaubte sie, dass ich in den nächsten Minuten einen Heiratsantrag bekäme. Warum sonst sollte ein Mann eine Kabine für zwei buchen und das auch noch zur Sonnenuntergangszeit? Wenn sie nur wüsste, wie weit weg sie von der Wahrheit war.
Kaum war sie verschwunden, setzte sich die Gondel in Bewegung und stieg im Schneckentempo nach oben. Nach und nach kamen immer mehr Gebäude in unser Blickfeld und ich genoss den Ausblick, der auf andere Art und Weise ebenso faszinierend war wie der von der Kuppel der St. Paul’s aus. Langsam begann der Horizont sich zu färben und der Himmel schillerte in den unterschiedlichsten Rot- und Rosétönen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich auch dieses Naturschauspiel Phils Plan zugeschrieben. Er nahm die Gläser, reichte mir eines davon und prostete mir still zu. Wir nahmen einen Schluck und betrachteten schweigend, wie sich die Stadt im goldenen Licht des Sonnenuntergangs präsentierte. Völlig verzückt stand ich am Fenster und blickte begeistert auf das Farbspiel, das sich meinen Augen bot. Phil rückte näher an mich heran, berührte mich aber nicht. Mir kam es trotzdem vor, als würde die Hitze seines Körpers auf meinen übergreifen. Ich glühte und meine Nervenenden waren mit einem Mal begeisterte Zumbaanhänger geworden, es kribbelte und prickelte überall.
»Siehst du, dort waren wir heute Morgen?« Er zeigte mit seinem Arm in Richtung der Saint Paul’s Cathedral, deren majestätische Kuppel in ein sanftes rosafarbenes Licht getaucht war. Dabei streifte er mich leicht mit seinem Arm, und obwohl ich es für unmöglich gehalten hatte, verstärkte sich meine Gänsehaut.
»Wunderschön«, wisperte ich.
»Wie recht du hast.« Bei seinen Worten fuhr mein Kopf ruckartig in seine Richtung und an seinem Blick erkannte ich, dass er nicht das Panorama zu unseren Füßen meinte. Unsere Blicke hielten einander fest und banden uns auf magische Art und Weise aneinander. Ich wusste, was geschehen würde, und ich kämpfte gegen meine widerstrebenden Gefühle an. Auf der einen Seite sehnte ich mich nach diesem Kuss, wie ich mich noch nie zuvor danach gesehnt hatte, aber auf der anderen Seite fürchtete ich mich ebenso sehr. In Zeitlupe nahm Phil mein Gesicht zwischen seine Hände. Liebevoll streichelte er meine Wangen, seine Finger strichen sanft wie eine Feder über meine Lippen. Mein Herz schlug mindestens zweimal so schnell wie sonst. Er beugte sich zu mir hinab und seine Lippen senkten sich auf meine. In dem Moment, in dem unsere Münder aufeinandertrafen, wusste ich, dass wir zusammengehörten und es schon immer getan hatten. Was immer es gewesen war, was mich ihn auf Distanz hatte halten lassen, es löste sich mit der Berührung seiner und meiner Lippen in Luft auf. Erst küsste er mich zärtlich und abwartend, als befürchtete er, dass ich ihn wieder abweisen würde, als ich mich jedoch näher an ihn drängte, wurde sein Kuss leidenschaftlicher. Seine Zunge suchte meine, spielte mit meiner, liebkoste meine Lippen. Auf das hatte ich die ganze Zeit verzichtet? Wie bescheuert war ich eigentlich? In meinem Gehirn feuerten sämtliche Synapsen ein Feuerwerk ab und in meinem Bauch hatten sich die Schmetterlinge eine Achterbahn gebaut und waren dabei, endlos Loopings zu fahren.
»Das wollte ich schon lange tun«, sagte er mit rauer,
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