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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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war. Und es hatte nichts mit der Presse zu tun, da war ich mir sehr sicher. Gerne hätte ich mehr darüber gewusst, hatte aber schon an seiner Lüge gemerkt, dass er mir keine Antwort geben würde. Inzwischen kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, dass es sinnlos war, nachzubohren. Wenn er etwas nicht preisgeben wollte, machte er alle Schotten dicht und stellte sich stur. Um nicht aufzulaufen, wechselte ich das Thema:
    »Was sind deine Pläne für den Nachmittag?«
    »Keine Ahnung, was hast du geplant?« Augenblicklich tat es mir leid, dass ich ihn verlassen musste, aber die Pläne für diesen Nachmittag hatte ich vor langer Zeit geschmiedet. Zu einem Zeitpunkt, an dem ich nicht gewusst hatte, dass Phil mich auf dieser Reise begleiten würde.
    »Ich habe ein Ticket fürs London Eye. Ich würde dich gerne mitnehmen, aber ich glaube nicht, dass es noch Karten gibt. Ich habe mir extra eins für den Sonnenuntergang bestellt, die sind besonders begehrt.« Bedauernd sah ich zu ihm und hoffte, er würde meine ehrliche Antwort auch als solche ansehen.
    »Wirklich schade. Dann schaue ich mal, was ich alleine unternehmen kann. Gehen wir nachher zusammen essen?« Sein Gesicht gab keinen Aufschluss darüber, was er fühlte, sondern war nur eine unlesbare Maske. Ich hasste es, dass er seine Gefühle so gut unter Kontrolle halten konnte. Von mir behauptete man immer, dass man mir jede Regung im Gesicht ablesen konnte, was vielleicht der Grund dafür war, dass ich im Poker eine absolute Niete war.
    »Ja klar, und vielleicht können wir später in ein Pub gehen«, bot ich zum Ausgleich an.
    »Gerne, also bis später und viel Spaß«, wünschte er mir und drückte zum Abschied sanft meine Hand. Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand er in der Menschenmenge. Ich starrte ihm hinterher, bis mir einfiel, dass ich mich beeilen musste, wenn ich mein Ticket rechtzeitig bekommen wollte.
     
    Am London Eye stand ich mit vielen Menschen zusammen in einer Schlange und wartete darauf, meine Eintrittskarte in Empfang zu nehmen. Aus unerfindlichen Gründen hatte der Schalter zum Abholen der vorbestellten Karten geschlossen und ich war gezwungen, in derselben Schlange zu warten wie diejenigen, die versuchten noch Einlasskarten zu bekommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es endlich so weit, anstatt mir jedoch meine Eintrittskarte auszuhändigen, bat mich eine der Angestellten, ihr zu folgen.
    » What’s going on?«, fragte ich misstrauisch, während ich der Dame in einen separaten Wartebereich folgte.
    » You just wait here. There will be someone with you shortly«, antwortete sie nur und ließ mich wieder alleine. Hatte ich etwas angestellt? Sah ich einer zur Fahndung ausgeschriebenen Verbrecherin ähnlich und die hielten mich jetzt bis zum Eintreffen von Scotland Yard fest? Bevor ich jedoch mein Telefon hervorholen konnte, um Phil anzurufen, öffnete sich die Tür und genau die Person, die ich hatte anrufen wollen, trat herein.
    »Was geht hier vor? Kannst du mir das bitte erklären?«, blaffte ich ihn zur Begrüßung an, obwohl ich insgeheim froh darüber war, dass er aufgetaucht war. Vielleicht hatte er mich in der Warteschlange gesehen und mitbekommen, wie ich abgeführt worden war?
    »Es gab keine normalen Tickets mehr, also musste ich mir was ausdenken. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich uns eine Pärchenkabine gebucht habe«, sagte er mit dem ihm so eigenen Lächeln, das mich fast vergessen ließ, was er von sich gab. Doch dann begriff ich, was er gesagt hatte, auch wenn ich hoffte, mich verhört zu haben.
    »D u hast WAS gemacht? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?« Meine Stimme schwoll um einige Oktaven an. Er schaute mich ernst an und holte tief Luft, bevor er mir antwortete:
    »Vielleicht war es doch keine so gute Idee von mir. Ich wollte eigentlich nur mehr Zeit mit dir verbringen, und da ich noch nie auf dem London Eye war, dachte ich, dass es bestimmt Spaß machen könnte.« Er sah so schrecklich zerknirscht aus, dass mir mein Gefühlsausbruch schon wieder leidtat. Er hatte eine gewisse Art und Weise an sich, die unwiderruflich das Schlimmste in mir hervorholte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich je mit einem anderen Mann derart aneinandergeraten war.
    »Musste es ausgerechnet die Gondel für zwei sein?«, fragte ich eine Spur ruhiger. Er zuckte mit den Schultern und grinste mich vergnügt an.
    »Es war die einzige Möglichkeit , noch an Tickets zu kommen. Sieh es mal so, wir bekommen sogar

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